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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Skudder. »Das kann nicht wahr sein.« »Es ist wahr«, sagte Charity deprimiert. »Ich sagte doch, ich kenne die Handschrift.« »Dies ist die letzte Aufzeichnung«, ergänzte der Mann auf dem Bildschirm. »Unmittelbar nach ihrem Ende werden alle Zugänge, elektronischer und direkter Art, blockiert und gesichert. Die Computerprogramme sind für eine lange Laufzeit ausgelegt, obwohl ich davon ausgehe, daß der Krieg nicht mehr lange dauern wird. Falls unser unbekannter Feind die Hand auch nach dem Mond ausstrecken sollte, wird er feststellen, daß wir ihm einige Überraschungen hinterlassen haben.« Er sah noch einmal auf und zeigte noch einmal dieses unbeholfene Lächeln, das sie so gut kannte. »Ende der Aufzeichnung.« Keiner von ihnen sagte ein Wort. Das Bild verschwand vom Monitor, und nach ein paar Sekunden begann die Wiedergabe von vorn. »Willkommen. Wer immer Sie …« Charity nahm den Helm ab. Es war ihr herzlich gleichgültig, ob irgendein verrücktgewordener Servo in genau diesem Moment damit beschäftigt war, Nervengas in die Ventilationsanlage einzuleiten. »Schalten Sie das ab«, sagte Charity, und ihre Stimme, die durch den großen Raum hallte, klang sogar in ihren eigenen Ohren ungewöhnlich heftig. Bevor Harris etwas sagen konnte, flackerten die Pultkontrollen, an denen der Würfel angeschlossen war, und das Bild blieb mitten im Satz stehen. »Danke«, sagte sie heiser und sah auf. Skudder hatte es ihr nachgetan und den Helm abgenommen, und auch die anderen beiden öffneten ihre Helmvisiere. Sie bemerkte, daß die anderen sie anstarrten. »Was ist?« schnappte sie. Harris öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Es war Skudder, der schließlich die Frage stellte. »Laird?« sagte er nur. Sie schloß die Augen und atmete tief ein. Irgendwie hatte sie diesen Augenblick gefürchtet. Es war, als seien sechzig Jahre Krieg und Verwüstung plötzlich bedeutungslos geworden. »Ja«, sagte sie schließlich. »David.« Ihre Augen richteten sich auf das stillstehende Bild hinter Skudder, dann wieder auf ihn. »Mein Ex-Mann, der Teufel soll ihn holen.« Ihre Stimme entglitt ihr. »He«, sagte Skudder besorgt, »alles in Ordnung?« »Nichts ist in Ordnung«, sagte sie, wütend auf sich selbst, auf ihn und auf den Mann, der vermutlich seit sechzig Jahren tot war. Sie starrte sein Bild an, und die Wut ließ ihren Blick unscharf werden und ihre Schultern zittern. »Typisch für dich«, sagte sie zu dem Bild eines toten Mannes und empfand nichts als Zorn. »Du hast es verpfuscht. Nicht ein einziges Mal in deinem ganzen verdammten Leben hast du etwas so gemacht, wie es sein sollte. Verdammt noch mal …« Skudder war plötzlich neben ihr und hielt ihre Schultern mit beiden Händen fest. Sie zitterte noch immer. Die Erinnerungen waren übermächtig. Ihr Blick fiel auf Harris, der sie verwirrt anstarrte. »Achten Sie auf Ihren Computer, Soldat«, sagte sie eisig, aber ihre Stimme schwankte mehr, als ihr lieb war. Harris wandte den Blick ab, ungewöhnlich taktvoll. »Unsere eigenen Leute«, sagte Skudder nach einer Weile ernüchtert. »Sechs Tote«, sagte Charity. »So sinnlos, so verdammt sinnlos.« »Ich kann es immer noch nicht glauben.« Skudder schüttelte den Kopf. Es tat ihr gut, seine Stimme zu hören, direkt und ohne die Verzerrungen des Funkkanals. »Die Laserkanonen, diese verflixte Putzmaschine – das ist vollkommen idiotisch.« »Der Schuß, der uns heruntergeholt hat«, fügte sie hinzu. »Er hätte uns allen mit dem Katapultgeschoß das Genick brechen können, in einem Krieg, den wir vor sechzig Jahren verloren haben.« »Was hat er sich davon erhofft?« fragte Dubois tonlos. Sie stand ein paar Meter entfernt, die Waffe noch immer in der Hand. »Begreifen Sie den Unterschied zwischen gut gemacht und gut gemeint!« fragte Charity, und die Bitterkeit ließ ihre Stimme fremd klingen. »Ja?« fragte Dubois und starrte sie mit offenkundiger Verwirrung an. Nach einem Moment hatte sie verstanden, und ihr Gesicht zeigte Betroffenheit. Charity wies mit einer Kopfbewegung auf das Bild über dem Ring. »Er hat es nie begriffen«, sagte sie und stand auf. »Belassen wir es dabei, ja?« »Einverstanden«, sagte Skudder ruhig. Sie sah ihn scharf an. Er erwiderte den Blick mit einem angedeuteten Lächeln, und nach einem Moment lächelte sie auch. »Versuchen wir, eine Funkverbindung nach Köln zu bekommen«, sagte sie. »Und einen Überblick über das Basisgelände.« Charity trat um die
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