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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood
Autoren: Agatha Christie
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konnte. Wenn dem aber so war, dann musste Miss Waynflete gelogen haben. Und es war wirklich, wenn man darüber nachdachte, eine außergewöhnliche Lüge! Und plötzlich fragte ich mich, ob sie vielleicht noch mehr Lügen erzählt hat. Sie war eine sehr stolze Frau – das konnte man sehen. Sitzengelassen zu werden, musste ihren Stolz fürchterlich verletzt und Zorn und Rachsucht in ihr geweckt haben – besonders, fühlte ich, als er später reich und angesehen und erfolgreich wiederauftauchte. Ich dachte: ‹Ja, es würde ihr wohl teuflische Freude bereiten, ihm ein Verbrechen in die Schuhe zu schieben.› Und dann drehte sich mir plötzlich alles im Kopf, und ich dachte – wie, wenn alles, was sie sagte, eine Lüge ist – und ich sah auf einmal, wie leicht so eine Frau einen Mann zum Besten haben könnte! Und ich dachte: ‹Es ist phantastisch, aber wie, wenn sie es war, die alle diese Leute umgebracht und Gordon die Idee eingeflößt hat, dass es eine Art göttlicher Vergeltung war!› Es würde ihr ganz leicht fallen, ihn das glauben zu machen; wie ich dir schon einmal sagte, Gordon glaubt fast alles, was man ihm sagt! Und ich dachte: ‹Könnte sie denn alle diese Morde begangen haben?› Und ich sah, dass es möglich war! Sie konnte einem Betrunkenen einen Schubs geben – und einen Jungen aus dem Fenster stoßen, und Amy Gibbs war in ihrem Haus gestorben. Mrs Horton pflegte Honoria Waynflete Gesellschaft zu leisten, als diese krank war. Dr. Humbleby war schwieriger. Ich wusste damals nicht, dass Wonky Pooh ein eitriges Ohr hatte, mit dem sie den Verband infizierte, den sie dem Doktor anlegte. Miss Pinkertons Tod schien auf den ersten Blick noch schwieriger zu erklären, denn ich konnte mir Miss Waynflete nicht als Chauffeur verkleidet und einen Rolls fahrend vorstellen.
    Und dann sah ich plötzlich, dass das die leichteste Tat von allen war! Es war der übliche Stoß von hinten – in einer Menschenmenge leicht zu bewerkstelligen. Das Auto blieb nicht stehen, da erfasste sie die günstige Gelegenheit und sagte einer Frau, die neben ihr stand, sie habe die Nummer des Wagens gesehen, und nannte die Nummer von Lord Whitfields Rolls.
    Natürlich schoss mir das alles nur ganz verworren durch den Kopf. Aber wenn Gordon wirklich die Morde nicht begangen hatte – und ich wusste – ja, wusste, dass er es nicht war – nun, wer war es dann? Und die Antwort war ganz klar: ‹Jemand, der Gordon hasst!› Wer hasst Gordon? Honoria Waynflete natürlich.
    Und dann glaubte ich mich zu erinnern, dass Miss Pinkerton bestimmt von einem Mann als dem Mörder gesprochen hatte. Das stieß meine schöne Theorie um, denn wenn Miss Pinkerton nicht recht gehabt hätte, wäre sie nicht getötet worden… Also veranlasste ich dich, Miss Pinkertons Worte genau zu wiederholen, und da entdeckte ich, dass sie tatsächlich nicht einmal ‹Mann› gesagt hatte. Da fühlte ich, dass ich entschieden auf der richtigen Spur war! Ich beschloss, Miss Waynfletes Einladung, bei ihr zu wohnen, anzunehmen, und nahm mir vor, die Wahrheit herauszukriegen.»
    «Ohne mir ein Wort davon zu sagen?» sagte Luke erzürnt.
    «Aber, mein Lieber, du warst doch so sicher – und ich war gar nicht sicher! Es war alles unklar. Aber ich ließ mir nicht träumen, dass ich in Gefahr sei. Ich dachte, ich würde reichlich Zeit haben…»
    Sie erschauerte.
    «Oh, Luke, es war entsetzlich… Ihre Augen… Und dieses fürchterliche, höllische, unmenschliche Lachen…»
    Luke sagte mit einem leichten Schauer: «Ich werde nie vergessen, wie knapp ich zurecht kam.»
    Er wandte sich an Battle.
    «Wie ist sie jetzt?»
    «Ganz übergeschnappt», antwortete Battle. «Das kommt vor bei solchen Menschen, wissen Sie. Sie können es nicht verkraften, dass sie nicht so schlau waren, wie sie zu sein glaubten.»
    Luke sagte kläglich:
    «Nun, als Polizeimann bin ich nicht viel wert! Ich hatte nicht einen Moment Honoria Waynflete in Verdacht. Sie hätten es besser gemacht, Battle.»
    «Vielleicht, Sir, vielleicht auch nicht. Sie erinnern sich wohl, dass ich sagte, bei Verbrechen ist nichts unmöglich. Ich glaube, eine unverheiratete Dame erwähnt zu haben.»
    «Sie erwähnten auch einen Erzbischof und ein Schulmädchen! Ist das so zu verstehen, dass Sie alle diese Leute als mögliche Verbrecher betrachten?»
    Battles Lächeln wurde zu einem Grinsen.
    «Jeder kann ein Verbrecher sein, so meinte ich es, Sir.»
    «Außer Gordon», sagte Bridget. «Komm, Luke, wir wollen zu ihm
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