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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood
Autoren: Agatha Christie
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von Rivers würde er sicher daraufkommen; er musste doch!
    Und nun – das hier wird jetzt das ganze Unternehmen krönen.»
    Sie stand auf und ging auf Bridget zu. Sie sagte leise: «Gordon hat mich sitzenlassen! Er wollte Sie heiraten. Mein Leben lang bin ich enttäuscht worden. Ich habe nichts gehabt – gar nichts…»
    «O magre Graue, die niemand mag…»
    Sie beugte sich über Bridget, lächelnd, mit wahnsinnig leuchtenden Augen… Das Messer funkelte.
    Mit all ihrer jugendlichen Kraft sprang Bridget auf und warf sich wie eine Tigerkatze mit voller Gewalt auf die andere, stieß sie zurück und packte sie am rechten Handgelenk. Von dem Überfall überrascht, wich Honoria Waynflete zurück. Doch nur einen Augenblick blieb sie untätig, dann begann sie zu kämpfen. Hinsichtlich der Kraft waren sie nicht zu vergleichen. Bridget war jung und gesund und hatte vom Sport gestählte Muskeln. Honoria Waynflete war ein schlank gebautes, schwaches Geschöpf.
    Aber mit einem Faktor hatte Bridget nicht gerechnet: Honoria Waynflete war geistig nicht normal. Ihre Kraft war die Kraft einer Wahnsinnigen. Sie kämpfte wie ein Teufel, und ihre irrsinnige Kraft war größer als die gesunde Muskelkraft von Bridget. Sie wankten hin und her, und immer mühte Bridget sich, ihr das Messer zu entreißen, und immer noch umklammerte es Honoria Waynflete.
    Und dann gewann nach und nach die Kraft der Irrsinnigen die Oberhand. Nun schrie Bridget:
    «Luke… Hilfe… Hilfe…»
    Aber sie hatte keine Hoffnung, dass Hilfe kommen würde. Sie und Honoria Waynflete waren allein, allein in einer toten Welt. Mit höchster Anstrengung riss sie das Handgelenk der anderen zurück, und endlich hörte sie das Messer niederfallen.
    Im nächsten Augenblick hatten sich Honoria Waynfletes Hände mit wahnsinnigem Zugriff um ihren Hals geklammert und pressten ihr das Leben ab. Sie stieß einen letzten halberstickten Schrei aus…

23
     
    L uke war angenehm überrascht von der Erscheinung Superintendent Battles. Er war ein starker, behaglich aussehender Mann mit breitem, rotem Gesicht und einem großen, schönen Schnurrbart. Auf den ersten Blick blitzte einem nicht gerade ein glänzender Geist entgegen, aber bei näherem Hinsehen entdeckte man, dass seine Augen außergewöhnlich klug in die Welt blickten.
    Luke beging nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen. Er hatte Männer dieser Art schon öfter getroffen und wusste, dass man ihnen vertrauen konnte und dass sie immer Erfolg hatten. Er hätte sich keinen Besseren für diesen Fall wünschen können.
    Als sie allein waren, sagte Luke:
    «Da hat man mit Ihnen aber ein großes Tier geschickt!»
    Superintendent Battle lächelte.
    «Es kann sich ja auch um eine große Sache handeln, Mr Fitzwilliam. Wenn es vielleicht um einen Mann wie Lord Whitfield geht, dürfen wir keinen Fehler machen.»
    «Das verstehe ich. Sind Sie allein?»
    «O nein. Ich habe einen Sergeant mit. Er ist im anderen Wirtshaus, und seine Aufgabe ist es, ein Auge auf Seine Lordschaft zu haben.»
    «Ich verstehe.»
    Battle fragte:
    «Ihrer Meinung nach, Mr Fitzwilliam, gibt es keinen Zweifel? Sie sind sich Ihrer Sache sicher?»
    «Nach den Tatsachen sehe ich keine Möglichkeit einer anderen Annahme. Soll ich Ihnen die Tatsachen mitteilen?»
    «Danke, ich habe sie schon von Sir William erfahren.»
    «Nun, und was denken Sie? Ich vermute, dass es Ihnen als ganz unwahrscheinlich erscheint, dass ein Mann wie Lord Whitfield ein Mörder sein soll?»
    «Sehr wenige Dinge kommen mir unwahrscheinlich vor», erwiderte Superintendent Battle. «Was Verbrechen betrifft, ist nichts unmöglich; das habe ich immer gesagt. Wenn Sie mir sagen würden, dass eine liebe alte, unverheiratete Dame oder ein Erzbischof oder ein Schulmädchen ein gefährlicher Verbrecher ist, würde ich nicht widersprechen, sondern den Fall untersuchen.»
    «Wenn Sie die Haupttatsachen von Sir William gehört haben, will ich Ihnen nur noch erzählen, was sich heute früh ereignet hat», sagte Luke.
    Er schilderte kurz die Szene mit Lord Whitfield. Superintendent Battle hörte aufmerksam zu.
    «Sie sagen, er betastete ein Messer. Drohte er damit?»
    «Nicht offen. Er probierte die Schneide in etwas unangenehmer Weise – mit einer Art von ästhetischem Vergnügen, das mir nicht gefiel. Miss Waynflete hatte dieselbe Empfindung, glaube ich.»
    «Das ist die Dame, von der Sie sprachen – die Lord Whitfield ihr Leben lang kannte und einmal mit ihm verlobt war?»
    «Ganz
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