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Das spirituelle Wunschgewicht

Das spirituelle Wunschgewicht

Titel: Das spirituelle Wunschgewicht
Autoren: Thomas Hohensee
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logischerweise unfrei, das heißt, gezwungen, sich so zu verhalten, wie man es tut. Deshalb ist es sehr aufschlussreich, sich anzusehen, was die Psychologie über Zwangsverhalten weiß.
    In seinem Buch »Zwangshandlungen und wie man sich davon befreit« nennt Jeffrey M. Schwartz, Professor für Psychiatrie an der UCLA School of Medicine, u. a. folgende Denk- und Verhaltensprobleme:
Zwangsgedanken über Schmutz und Verseuchung
Abergläubische Ängste
Zwangsgedanken mit sexuellem oder aggressivem Inhalt
Reinigungs- und Waschzwänge
Das Bedürfnis nach Symmetrie und vollkommener Ordnung um einen herum
Sammel- und Kontrollzwänge.
    Für die Betroffenen ist ihr Verhalten oft sehr belastend. Sie stehen selbst vor einem Rätsel, warum sie derart bizarre Rituale veranstalten; denn ihnen ist durchaus bewusst, dass keine Notwendigkeit besteht, beispielsweise hundertmal zu kontrollieren, ob der Küchenherd auch wirklich ausgestellt ist.
    Früher wusste man nicht, wie man Menschen mit Zwangsverhalten helfen konnte. Die Krankheit galt als unheilbar. Das hat sich geändert. Schwartz und andere haben in verschiedenen Studien nachgewiesen, dass die PatientInnen lernen können, den Zwangsimpulsen nicht nachzugeben und sich auf diese Weise von ihnen zu befreien.
    Der Erfolg stellt sich durch vier Schritte ein:
    1. Die Gedanken und das Verhalten zutreffend zu benennen, als Gedanken- und Handlungszwänge
    Schwartz: »Der Schlüssel zum Erfolg ist die Förderung Ihres unparteiischen Zuschauers, Ihrer Fähigkeit, aus sich herauszutreten und Ihre Handlungen bewusst zu beobachten.«
    2. Die Ursache für das dringende Bedürfnis, sich zwanghaft zu verhalten, verstehen
    Im Gehirn liegt eine Fehlschaltung vor. Dadurch werden falsche Signale gesendet. Diese lösen die drängenden Empfindungen aus, die völlig sinnlos mit den Zwangsritualen beantwortet werden.
    3. Das Verhalten ändern
    Indem man die Impulse anders deutet, nämlich als Ausdruck einer Störung, wird der Weg frei, anders darauf zu reagieren. Man folgt der Fünfzehn-Minuten-Regel: Eine Viertelstunde lang gibt man der Versuchung nicht nach, sondern beschäftigt sich intensiv mit etwas anderem, das möglichst wohltuend und erfreulich ist. Dabei stellt man fest, dass es möglich ist, sich erst zeitweise und dann für immer von dem Zwangsverhalten zu befreien. Nach den fünfzehn Minuten versucht man, sich noch einmal so lange abzulenken. Diese Strategie lässt sich immer mehr ausweiten.
    4. Die ersten drei Schritte wiederholen und dadurch stärken
    Die Symptome richtig einordnen, die Realität verstehen, die drängenden Impulse neu bewerten, die Beobachterposition einnehmen, den Geist kräftigen, die Aufmerksamkeit auf etwas Konstruktives lenken, sich anders verhalten, dadurch die Schaltungen im Gehirn ändern und sich immer mehr von den Zwängen lösen.
    Wenn es möglich ist, sogar scheinbar unüberwindbare Zwänge zu beseitigen, dann kann man umso leichter geringere Fesseln ablegen.
    In der Psychologie setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass es keine festen Grenzen zwischen neurotischem und normalem Verhalten gibt. Die »Verrückten« tun das, was die »Normalen« machen, nur öfter, länger und intensiver. So gehören Ängste, Depressionen und Ärger zum Leben selbstverständlich dazu. Erst wenn man sich vor Angst nicht mehr traut, die Wohnung zu verlassen, spricht man von einer psychischen Störung. Ab und zu deprimiert zu sein ist vollkommen normal. Erst wenn man ernsthaft überlegt, sich umzubringen, ist therapeutische Hilfe dringend erforderlich. Jeder ärgert sich, gelegentlich auch sehr stark. Doch solange man nicht Amok läuft, ist man kein Fall für den Psychiater.
    Ebenso fließend ist die Grenze zwischen zwanghaftem und normalem Essen. Selbst Schlanke überessen sich, wenn es besonders gut schmeckt.
    Interessant finde ich in den Ausführungen von Schwartz den Zusammenhang zwischen der Materie (dem Gehirn) und dem Geist (den Gedanken). Die Zwänge spiegeln sich auf der körperlichen Ebene. Gehirnbahnen, die häufig benutzt werden, sind dicker als solche, die selten gebraucht werden. Durch die Umstellung auf andere Gedanken verändert sich das Gehirn. Die breiteren Nervenstränge werden mangels Nutzung dünner und die neuen, immer öfter eingesetzten, werden dicker. Insofern ist die Redewendung »neues Denken und Verhalten anbahnen« buchstäblich richtig.
    Die Tatsache, dass das Bewusstsein die dazu passenden Gehirnstrukturen schafft, ist faszinierend.
    Aus meiner
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