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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel
Autoren: Brad Meltzer
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für die Verteilung von fünf Milliarden Dollar. Deshalb ist Barry so interessiert. Wir kontrollieren das Portemonnaie. Tatsächlich ist der einzige Zweck des Bewilligungsausschusses, Schecks für all das Geld auszustellen, welches die Regierung nach Gutdünken verteilt.
    Es ist eines der schmutzigen kleinen Geheimnisse auf dem Capitol Hill. Kongreßabgeordnete können zwar Gesetzesvorlagen verabschieden, wenn sie jedoch Geld brauchen, benötigen sie dafür das Plazet eines Bewilligungsausschusses. Zum Beispiel hat letztes Jahr der Präsident eine Gesetzesvorlage unterzeichnet, die freie Impfungen für Kinder aus armen Verhältnissen vorsah. Falls jedoch der Bewilligungsausschuß nicht das Geld bereitstellt, um den Impfstoff zu bezahlen, bekäme der Präsident zwar einen großen Medienauftritt, niemand jedoch auch nur eine einzige Spritze. Deshalb, so der alte Spruch, gibt es eigentlich drei Parteien im Kongreß: die Demokraten, die Republikaner und die Bewilligungsausschüsse.
    »Also läuft alles gut?« fragt er.
    »Warum sollte man sich beschweren, richtig?«
    Die Uhr tickt. Ich schalte den Fernseher auf meinem Aktenschrank an. Als C-SPAN auf dem Bildschirm aufflammt, dreht sich Barry zu dem Geräusch um. Ich überprüfe den Stand der Auszählung.
    »Wie steht die Abstimmung?« fragt Barry.
    Ich wirbele herum. »Was hast du gesagt?«
    Barry antwortet nicht. Sein linkes Auge ist aus Glas und sein rechtes blaßblau und milchig getrübt. Diese Kombination macht es unmöglich, seine Miene zu interpretieren. Sein Tonfall allerdings ist arglos. »Das Abstimmungsergebnis?« wiederholt er. »Wie sieht es aus?«
    Ich lächele und beobachte ihn scharf. Ich wäre nicht überrascht, wenn er in dem Spiel mitmischen würde, doch laut Harris kann man nur eine Person einführen. Harris hat mich eingeladen. Falls Barry mit von der Partie ist, muß ihn jemand anders eingeführt haben.
    Sicher bilde ich es mir nur ein. Ich schaue kurz auf den Zwischenstand. Mich interessieren nur die Jas und Neins. Auf dem Bildschirm liegen weiße Zahlen über dem Bild eines fast leeren Abgeordnetenhauses. Einunddreißig Jas, acht Neins.
    »Noch dreizehn Minuten. Einunddreißig zu acht«, teile ich Barry mit. »Es wird ein Gemetzel.«
    »Das ist keine Überraschung.« Er konzentriert sich auf das Fernsehgerät. »Das hätte ein Blinder sehen können.«
    Ich muß lachen. Es ist einer von Barrys Lieblingswitzen. Dabei denke ich ständig an das, was Harris gesagt hat. Das ist das Beste an dem Spiel: Du weißt nicht, wer noch mitspielt.
    »Hör zu, Barry, können wir später weitermachen?« Ich sammle meine Notizen zusammen. »Trish wartet auf mich ...«
    »Keinen Streß«, sagt er. Er ist nie aufdringlich. Gute Lobbyisten hüten sich davor. »Dann rufe ich dich in einer Stunde an?«
    »Gern, obwohl ich vielleicht noch in der Konferenz bin.«
    »Dann eben in zwei Stunden. Ist drei Uhr in Ordnung?«
    Erneut muß ich mich verbessern. Barry macht Druck, selbst wenn er es gar nicht will. Damals auf dem College war es dasselbe. Jedesmal, wenn wir uns für eine Party fertiggemacht haben, haben wir zwei Anrufe von Barry bekommen. Beim ersten Mal wollte er herausfinden, wann wir losgingen. Mit dem zweiten überprüfte er noch einmal, ob wir ihm die richtige Zeit genannt hatten. Harris war der Meinung, daß Barry damit seine Blindheit überkompensierte. Ich hielt es für verständliche Unsicherheit. Jedenfalls mußte Barry immer etwas mehr tun, um sicherzugehen, daß er nicht ausgeschlossen wurde.
    »Also rufe ich dich um drei an«, sagt er, springt auf und geht hinaus. Ich sammle meine Notizbücher ein, klemme sie mir wie einen Football unter den Arm und stürme durch die Tür, die unser Büro mit dem angrenzenden Konferenzzimmer verbindet. Ohne auf den riesigen ovalen Tisch oder die beiden Sofas an der Rückwand zu achten, die wir nutzen, falls nicht alle an den Tisch passen, wird mein Blick wie zuvor von dem kleinen Fernsehgerät am Ende angezogen und ...
    »Sie kommen spät«, begrüßt mich Trish.
    Ich wirbele zum Konferenztisch herum. Fast hätte ich vergessen, warum ich hier bin. »Kann ich Sie mit einem Hotdog versöhnen?« stammele ich.
    »Ich bin Vegetarierin.«
    Harris wäre sicher eine schlagfertige Erwiderung eingefallen. Ich grinse nur verlegen.
    Sie sitzt zurückgelehnt mit verschränkten Armen auf ihrem Stuhl und ist vollkommen ungerührt. Trish Bren-nan ist sechsunddreißig und verfügt über mindestens sechs Jahre mehr Erfahrung als ich. Zudem
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