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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals
Autoren: L. R. Powell
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derjenigen, die sie auf der Straße gefunden hatte. Merkwürdige Bilder und Symbole in kräftigen, harten Farben. Tarotkarten vielleicht. War das die Lösung des Rätsels? Kartenlegerei? Oder war sie über eine unheimliche okkulte Sekte gestolpert? Wieder erschauerte sie und warf einen Blick zur Tür. Der Raum musste schalldicht sein, vermutete sie, denn weder von der Straße noch von der Kneipe ein Stockwerk tiefer drang ein Laut hier herein.
    »Bitte sei unbesorgt«, sagte der junge Mann mit einem charmanten Lächeln. »Es ist nur ein Spiel.«
    Die ältere Frau, Lucrezia, warf Cat ein spitzbübisches Lächeln zu. »Wir sind alle wirklich völlig harmlos, das kann ich dir versichern. Alastor, könntest du … ?«
    Der junge Mann mit Namen Alastor ging zu dem Fernsehapparat und klopfte ungeduldig dagegen. Das Schneegestöber verschwand, und stattdessen war ein körniges Bild zu sehen, wie von einer Überwachungskamera. Es zeigte die Straße vor der Kneipe. Zwischen den Gästen, die der Enge der Kneipe entflohen waren, glaubte Cat die drei Personen zu sehen, denen sie gefolgt war. Sie hielten Gläser in der Hand und unterhielten sich mit einem Mann im mittleren Alter, der einen Anzug trug. Wieder wurde der Empfang schlechter, und im nächsten Moment flackerte das Bild auf und verschwand.
    Also waren sie doch in die Kneipe gegangen, und die Tür, an der sie gerüttelt hatte, hatte bloß geklemmt. Cat kam sich dämlich vor und war wütend auf sich selbst. Aber das wollte sie nicht zugeben. »Ich verstehe es immer
noch nicht«, sagte sie störrisch. »Was seid ihr denn für Typen?«
    »Ich? Ich bin der König der Schwerter«, sagte Alastor, zuckte spielerisch mit den Augenbrauen und lachte. »Und das sind meine Gefährten: Ahab, König der Stäbe, Odile, Königin der Kelche, und Lucrezia, Königin der Münzen.«
    Könige und Königinnen und geheimnisvolle Karten – also irgendeine von diesen verrückten Rollenspielgruppen! Trotz ihrer edlen Klamotten und dem mystischen Gehabe waren sie nichts als ein Haufen Deppen, die sich über einer Kneipe trafen, um irgendeine blödsinnige Aufgabe zu erfüllen. Cat unterdrückte ein verächtliches Lächeln.
    »Ich vermute mal, die königlichen Titel bedeuten, dass Sie die Anführer in diesem Spiel sind.«
    »Wir führen die Spieler in unseren jeweiligen Höfen an«, erwiderte der Schwarze ernst. »Der Mann, den du getroffen hast, ist einer der Ritter des Hofs der Stäbe. Ich bin sein König, und er spielt für mich.«
    »Okay … Also ist die Jagd auf ihn irgendein Wettbewerb, den Sie sich ausgedacht haben? Mit Regeln und Preisen und dem ganzen Kram?«
    »Es gibt Regeln und auch Prinzipien.« Die Blondine nippte wieder an ihrem Tee. Der Dampf parfümierte die Luft mit einem Hauch von Jasmin. »Besagter Ritter hat beides missachtet.«
    »Zugegeben, er hat eine schwierige Karte gezogen. Nicht umsonst lautet der offizielle Titel der Zehn der
Schwerter ›Herrschaft des Ruins‹«, erklärte Lucrezia beiläufig und zündete sich eine Zigarette an. »Und deshalb hat Alastor als König der Schwerter seine Buben ausgeschickt, um ihn zur Strecke zu bringen – oder ihm in den Rücken zu fallen, wenn man es wörtlich nehmen möchte. Wie auch immer, es ist schrecklich aufregend.«
    »Buben? Ist das ein anderes Wort für Handlanger?«
    »Ein König muss Untergebene haben«, sagte Alastor mit weicher Stimme. »Als solche haben meine Buben mir gute Dienste erwiesen. Aber als Resultat des Regelbruchs, der von dem Spieler der Stäbe begangen wurde, ist eine andere Karte im Spiel aufgetaucht.«
    Er schob ihr eine Karte zu. Sie zeigte eine Gestalt in einem bunten Flickengewand am Rand eines Abgrunds.
    »Und wie nennt man die hier?«, fragte Cat.
    »Das ist der Narr«, sagte der Schwarze ausdruckslos. Die Blonde wartete, bewegungslos wie eine Schaufensterpuppe. In der plötzlichen Stille starrten die anderen beiden Cat eindringlich an, beinahe eifrig. Cats Unbehagen kehrte zurück. Das alles war so komisch. Die Leute hier waren komisch, einer wie der andere.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte sie unvermittelt. »Auf Wiedersehen. «
    Alastor trat vor sie, um ihr die Tür zu öffnen. »Ich hoffe, du wirst dich nicht noch einmal in das Spiel einmischen. Das nächste Mal müssen wir eine Strafe verhängen. Und das wäre doch wirklich schade, nicht wahr?« Er zwinkerte ihr verschwörerisch zu, während sie sich an ihm vorbeischob. Ihr Herz raste, und sie sehnte sich nach
frischer Luft, nach
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