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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals
Autoren: L. R. Powell
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Weggehen zu hindern. Sein Gesicht nahm einen listigen Ausdruck an. »Wenn Sie bei mir bleiben, müsste sich die Seite der Schwerter zurückziehen. Zuschauer dürfen sich nicht am Spiel beteiligen, wissen Sie?«
    »Ich werde nirgendwo mit Ihnen hingehen ! «
    »Nur für eine kleine Weile«, winselte er und griff nach ihrem Arm. »Nur, um mir etwas Zeit zu verschaffen … eine letzte Chance …« Sein ganzer Körper zitterte, aber in seinen Augen lag ein merkwürdiges Funkeln. Angst, ja, aber auch Erregung, und eine Art Gier. Sie fluchte und schüttelte ihn ab.
    Sein Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse, dann drehte er sich um und verschwand in der Gasse. Den bin ich los, dachte Cat. Aber als sie sich zum Gehen wendete, tauchten am nördlichen Ende der Brewer Street drei Gestalten auf. Zwei Männer und eine Frau, dunkel und entschlossen. Mit schnellen Schritten kamen sie die Straße entlang und wären achtlos an Cat vorbeigegangen, wenn Cat nicht den Blick der Frau eingefangen hätte. »Wenn Sie hinter diesem Kerl her sind«, sagte sie, »der ist die Gasse hochgelaufen.« Geschah ihm recht. Was hatte er sie auch so erschrecken müssen?
    Die drei erstarrten mitten in der Bewegung und wandten
sich stumm zu ihr um. Unter ihrem kalten, prüfenden Blick kamen Cat plötzlich Bedenken. Aber jetzt war es zu spät. Die Frau nickte ihr knapp zu, und noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, waren die drei an ihr vorbeigelaufen und hasteten durch die Gasse.
    Ein blöder Zeitvertreib für einen Freitagabend, dachte sie und schaute ihnen nach. Ein Gegenstand auf dem Pflaster erregte ihre Aufmerksamkeit, eine Postkarte oder eine Broschüre, die der Mann bei seiner Flucht fallen gelassen hatte. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Gegenstand als Spielkarte. Allerdings kannte Cat kein Spiel, zu dem sie gehören konnte. Auf der einen Seite war ein Muster aus ineinanderverschränkten Kreisen oder Rädern zu sehen, in dessen Zentrum in römischen Ziffern die Zahl Zehn stand, auf der anderen das Bild eines Mannes, der ausgestreckt in einer öden Landschaft lag. In seinem Rücken steckte ein Bündel Schwerter. Sein Blut war kriegerisch rot, und schwarze Wolken hingen tief über der Szene.
    Cat erschauerte unwillkürlich. Ein Spiel, hatte der Mann gesagt, nur ein Spiel … Aber was, wenn mehr an der Sache dran war? Ihr Unbehagen wurde stärker. Ohne lange zu überlegen, kehrte sie um und ging wieder durch die Gasse. Sie glaubte eigentlich nicht, dass sie die Gruppe einholen würde, nicht in diesem Getümmel, nicht an einem Freitagabend. Aber dann sah sie, wie einer der Männer um eine Ecke bog. Sie begann zu laufen. Sie befanden sich jetzt im Herzen von Soho, in dem Labyrinth aus engen Straßen, vollgestopft mit Menschen, und die Jagd –
wenn es denn eine Jagd war – verlief in einem beinahe gemütlichen Tempo kreuz und quer durch die Massen. Irgendwann dachte Cat, sie hätte sie aus den Augen verloren, aber dann sah sie das Profil der Frau, die mit den Augen die Straße absuchte, ehe sie rechts abbog und verschwand.
    Als Cat die Stelle erreichte, erkannte sie, dass sie sich in einer Sackgasse befand, in einem kleinen Hof voller Müllsäcke und leerer Bierkästen. Es war der Hintereingang zu einer Kneipe. Wahrscheinlich waren die anderen durch die Kneipe gegangen und zur Vordertür wieder auf die Straße hinaus. Oder vielleicht war der Hinterhof auch das Ziel, und die vier saßen jetzt bei einem Bier in der Bar und zählten die Punkte oder die Strafpunkte zusammen oder worum auch immer es bei diesem Spiel ging.
    Und doch konnte dieses gemütliche Bild Cat nicht überzeugen. Eine unheimliche Spielkarte war eine Sache, aber die Art, wie diese drei sie angeschaut hatten – so kalt und resolut – fühlte sich falsch an. Bedrohlich. Wie Bel immer sagte: Halte nicht nach Ärger Ausschau, sonst findet er dich schneller, als dir lieb ist. Aber vielleicht hatte Cat diese ziellosen, leeren Wochen einfach satt, war es leid, sich so verdammt verloren vorzukommen. Jedenfalls beschloss sie, es sei Zeit, sich zusammenzureißen und etwas zu unternehmen. Sie ging an den Müllsäcken und den Getränkekisten vorbei und trat durch die Tür.
    Im Inneren führte ein dunkler Flur in den Schankraum. Zu ihrer Rechten befand sich eine enge Treppe. Obwohl sie die Gäste durch die Milchglasscheibe der Tür
lachen und scherzen hörte, ließ sich der Türgriff nicht bewegen. Verschlossen. Aber diese Leute mussten hier hereingekommen sein – wo hätten
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