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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Autoren: Rebecca Gablé
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eine kräftige Hand von hinten und drehte sie um. Ihr Kopf wurde an eine breite Brust gepresst, und eine vertraute Stimme fragte: »Wieso sind deine Hände gebunden?«
    »Owen … Gott sei gepriesen.« Erst jetzt merkte sie, wie groß ihre Angst gewesen war. »Wo ist Vater?«
    Tudor strich ihr die schwarzen Locken zurück, spähte einen Moment in ihr Gesicht, und dann zückte er sein Jagdmesser und durchschnitt ihre Fesseln. »Lauf ins Gestüt und versteck dich dort. Beeil dich.«
    Sie rieb sich die Handgelenke. »Ein Mann namens Scrope«, berichtete sie mit einer vagen Geste auf den toten Wächter.
    Tudor nickte. »Weißt du, wie viele Männer er hat?«
    »Vierzehn.«
    Er fluchte leise in seiner Muttersprache. »Na schön. Jetzt lauf, Blanche.«
    Eindringlichkeit lag in seiner Stimme und noch etwas anderes. Etwas, das ihre ganze Welt zum Einsturz zu bringen drohte, und darum weigerte sie sich, es zur Kenntnis zu nehmen. »Ich werd mich nicht verkriechen. Ich kann ein Schwert führen und …«
    Er legte wieder die Hand um ihren Arm und schob sie zur Brücke. »Schluss jetzt. Du wirst nicht mit hineinkommen. Wenn du mir helfen willst, dann verschwinde, hast du mich verstanden?«
    »Aber warum ist Vater nicht …«
    »Dein Vater ist tot, Blanche.« Tudor nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und sah ihr in die dunklen Augen. »Die Yorkisten haben uns bei St. Albans geschlagen und deinen Vater getötet.« Ihre Hände krallten sich einen Moment in sein Surkot, dann sträubte sie sich mit einem Mal, und Tudor ließ sie los. Schock und Grauen hatten ihre Augen geweitet, aber er hatte jetzt keine Zeit, ihr Trost zu spenden. »Nun sind sie hergekommen, um den Rest eures Hauses auszulöschen. Vielleicht eure Burg zu beschlagnahmen, ich habe keine Ahnung.« Er legte dem Mädchen kurz beide Hände auf die Schultern.»Alles hat sich geändert, Blanche, hörst du mich? Nichts ist mehr sicher, vor allem dein Leben nicht. Darum musst du tun, was ich sage, auf der Stelle, damit ich versuchen kann, zu retten, was noch zu retten ist.« Allerdings glaubte er nicht, dass er viel ausrichten konnte. Er war allein hergeritten, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass der Krieg so schnell nach Waringham kommen würde.
    Blanche wandte sich ab, rannte auf die Brücke hinaus und verschmolz mit der Dunkelheit.
     
    Arthur Scrope und seine Männer hatten fürchterlich gewütet, erkannte Tudor, als er zum Bergfried hinüber und zur Halle hinauf schlich. Vermutlich war das Gesindel, das diese Halle heutzutage bevölkerte, betrunken und leichte Beute gewesen. Roberts Ritter lagen erschlagen im Stroh, nicht einmal vor den Knappen hatten die Mörder Halt gemacht. Sie saßen jetzt an den langen Tischen, ohne den Toten noch die geringste Beachtung zu schenken, und hatten sich über die Weinkrüge und die Speisen hergemacht. Arthur Scrope war allerdings nicht dabei, stellte Tudor fest, der die Halle aus dem dunklen Schatten der Treppe in Augenschein genommen hatte. Das Schwert in der Rechten, schlich er weiter nach oben.
    Die Tür zum Wohngemach über der Halle stand offen, und warmer Lichtschein fiel auf die Steinfliesen des Korridors. Tudor hörte eine Frau leise weinen. Juliana, erkannte er.
    Vorsichtig und langsamer, als er eigentlich ertragen konnte, näherte er sich der Tür. Robert entdeckte er als Ersten. Tot lag der junge Earl gleich an der Schwelle auf dem Rücken, die Augen wie vor Verblüffung aufgerissen. Tudor wagte sich noch einen Schritt weiter und spähte in den Raum hinein. Juliana stand am Tisch, hielt einen blutverschmierten Dolch in der Hand, und Arthur Scrope lag gekrümmt und reglos zu ihren Füßen.
    »Gut gemacht, Juliana«, sagte der Waliser, machte zwei große Schritte über die beiden Leichen hinweg und schloss die Witwe seines Freundes mitsamt Dolch in die Arme.
    »Es ist wahr, oder? John ist tot.«
    Tudor nickte.
    »Hast du ihn mitgebracht?«
    »Der Wagen steht unten im Dorf.« Und weil er fürchtete, sie werde ihn fragen, wie es passiert sei, wies er auf Scrope hinab. »Wie hast du ihn erwischt?«
    Sie hob leicht die Schultern. »Es war einfach. Ich trage immer einen Dolch im Ärmel. Das hat mein Vater mich gelehrt. Und Arthur Scrope hatte noch nie Respekt vor mir, darum konnte er sich nicht vorstellen, dass ich ihm gefährlich werden könnte. Es war … einfach. Wo ist Blanche?«
    »Ich hab sie ins Gestüt geschickt. Und dorthin bringe ich dich jetzt auch. Du solltest nicht hier sein, wenn Scropes Männer
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