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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Autoren: Rebecca Gablé
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Margaret allgemein genannt wurde, war mit John de la Pole, dem Duke of Suffolk, verlobt.
    »Was liest du denn da schon wieder, Cousinchen?«, fragte Julian.
    Wortlos drehte Megan ihr Buch um und hielt es ihm zur Begutachtung hin.
    »Oh. Heiligengeschichten«, bemerkte er ohne die gebotene Begeisterung. »Wie … erbaulich.«
    »Ja, das sind sie«, bestätigte Megan, aber sie sagte es ohne jeden missionarischen Eifer. Julian wusste, dass seine Cousine selten das Bedürfnis verspürte, andere zum Studium der Bücher zu bekehren, die sie so schätzte. Megan war mehr oder minder allein mit ihren Büchern aufgewachsen, war es gewöhnt, ganz für sich die Geschichten und Lehren zu erkunden. Womöglich hatte das gar dazu geführt, dass es ihr widerstrebte, sie zu teilen.
    Vornehmlich um sie aufzuziehen, fragte er: »Und welchen Heiligen hast du dir heute vorgenommen?«
    »Den heiligen Nikolaus von Myra. Er beschäftigt mich schon eine Weile.«
    Edmund Tudor hob den Kopf so abrupt, dass Bier aus seinem Becher schwappte, und schaute sein Mündel an.
    Julian verzog angewidert das Gesicht. »Ich erinnere mich. Lauter grässliche Geschichten erzählt seine Legende. Irgendetwas von drei Knaben in einem Pökelfass, die der Metzger zerstückelt hatte, um Wurst aus ihnen zu machen …«
    »Das sieht dir mal wieder ähnlich, Julian of Waringham«, entgegnete Megan tadelnd. » Du erinnerst dich natürlich nur an die bluttriefenden Geschichten. St. Nikolaus hat die Knaben indes wieder zusammengesetzt und zum Leben erweckt. Aber es stimmt schon, er war ein seltsamer Heiliger. Grausam und gütig zugleich. Ich werde nicht so recht aus ihm klug … Was schaust du mich so seltsam an, Edmund Tudor?«
    »Hm?«, machte er zerstreut, anscheinend gänzlich in die Betrachtung ihres halb kindlichen, halb fraulichen Gesichts vertieft. Dann nahm er sich zusammen. »Oh … gar nichts.«
    »In der Abtei von Northampton haben sie ein Wandgemälde des heiligen Nikolaus. Ob du nächste Woche einmal mit mirhinreiten würdest, Edmund? Ich meine natürlich nur, wenn du Zeit hast«, bat Megan ihren Vormund.
    Der schüttelte bedauernd den Kopf. »Nächste Woche muss ich nach Monmouth. Der König wünscht, dass ich seine Burgen jenseits der Grenze inspiziere, denn er fürchtet, wenn York sich wirklich erhebt, könnte Wales ihm wie eine reife Frucht in die Hand fallen.« Er tippte Julian mit dem Finger an die Brust. »Ich hab mir gedacht, ich nehm dich mit.«
    Julian zuckte die Schultern. »Was immer du wünschst, Mylord.«
    Offiziell stand er in Edmunds Diensten. Sein Freund war zwar selbst erst Mitte zwanzig, aber mündig und hatte ihm somit Zuflucht gewähren können, nachdem Julian sein Zuhause in Waringham so überstürzt hatte verlassen müssen. Der Jüngere legte sich auf den Rücken, streckte die Arme über dem Kopf aus und rekelte sich verstohlen. »Denkst du, es gibt noch was anderes als dünnes Bier, Megan?«
    »Noch nicht Mittag, und schon willst du dich betrinken?«
    Julian grinste träge in die Zweige der Birke hinauf. »Noch nicht Mittag, und schon willst du mir eine Predigt halten?«
    Megan und Edmund lachten. Dann machte das junge Mädchen der Dienstmagd, die aus Anstandsgründen in der Nähe auf einer steinernen Bank saß, ein Zeichen. »Sei so gut und hol einen Krug Wein, Mary.« Und an ihren Cousin gewandt fuhr sie fort: »Ich glaube, du hast einen wirklich schlechten Einfluss auf deine Freunde, Julian of Waringham.«
    »Hm«, machte er, den Blick immer noch in das Gewölbe des Blätterdachs gerichtet. »Glücklicherweise bist du gegen schädliche Einflüsse ja gefeit. Und falls …«
    »Da kommt Besuch«, unterbrach Edmund.
    Megan beschirmte die braunen Augen mit der Hand und schaute zum Tor hinüber. »Dein Vater«, sagte sie zu ihrem Vormund. »Und deine Mutter, Julian. Und Blanche! Wie wunderbar!«
    Edmund und Julian setzten sich auf und tauschten einen Blick. Keiner von beiden war sonderlich entzückt über die elterlicheHeimsuchung. Dennoch standen sie auf und gingen den Ankömmlingen entgegen.
     
    Owen Tudor half erst Lady Juliana, dann Blanche aus dem Sattel. Während die Männer der Eskorte die Pferde wegbrachten, reichte er jeder der Damen einen Arm und führte sie auf die kleine Gruppe zu, die den Hügel hinabgeschlendert kam.
    Julian sah seiner Mutter in die Augen und hatte mit einem Mal das Gefühl, ein heißer Ziegel liege in seinem Magen. Ohne ein Wort drehte er sich zu seiner Zwillingsschwester um. Blanche schlang die Arme
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