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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Autoren: Rebecca Gablé
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und dann sah er fassungslos eine blutige Schwertspitze aus seinem Brustpanzer stoßen. Keine Handbreit unterhalb des Herzens. »Sire … Eure Waffen. Ihr müsst …«
    Er brach ab, als der Schmerz zurückkehrte und die Schwertspitze verschwand. Helles Blut sprudelte aus dem Schlitz in seiner Rüstung, und ganz plötzlich gaben seine Knie nach. Im Sturz hörte John den König seinen Namen rufen. Es klang angstvoll, beinah verzweifelt, aber die Stimme entfernte sich schon. John war auf der rechten Seite gelandet und hatte sein eigenes Schwert unter sich begraben. Mühsam hob er den Kopf und stellte erleichtert fest, dass seine Männer jetzt einen engeren Ring um den König geschlossen hatten und ihn aus dem Kampfgetümmel in eins der bescheidenen Holzhäuser am Marktplatz brachten.
    Langsam ließ sich John auf den Rücken fallen. Er starrte in den wolkenlosen Maihimmel. Was für ein Wetter, um zu sterben , dachte er, und dann: Ich wünschte, ich hätte dich noch ein einziges Mal sehen können, Juliana. Aber irgendwie haben wir beide gewusst, dass dies hier passieren würde, nicht wahr?
    Unter Anstrengung hob er den Kopf und erwartete, das Gesicht des Mannes zu sehen, der ihn verwundet hatte. Stattdessen fiel sein Blick auf seinen ältesten Freund, der neben ihm im Staub kniete und ihm sprachlos die Hand auf die Schulter legte.
    »Owen.« Es war nur ein Flüstern. Rote Bläschen bildeten sich in Johns Mundwinkeln. Er bekam kaum noch Luft.
    »Ich schaff dich hier weg«, sagte Owen Tudor.
    »Spar dir die Mühe.«
    Aber wie so oft in der Vergangenheit hörte Tudor auch dieses Mal nicht auf ihn. Er zog ihn unsanft an den Armen hoch und warf ihn sich über die Schulter. John hätte geschrien, wenn er nur hätte atmen können.
    Tudor schenkte der Schlacht um sie herum nicht mehr Beachtung als Bäumen am Wegesrand. Ohne große Mühe bahnte er sich einen Weg, trug seinen Freund aus dem Getümmel undin den Klostergarten, wo er ihn im Schatten einer Buche ins Gras gleiten ließ. Das Gesicht des Verwundeten war bläulich. Schweiß rann von der Stirn über die Schläfen und versickerte in den immer noch schwarzen Locken.
    »War’s Arthur Scrope?«, fragte John.
    »Wer sonst würde den Captain der königlichen Leibwache feige von hinten niedermachen«, antwortete sein walisischer Freund.
    »Ich hab mir einmal geschworen, ihm niemals den Rücken zuzukehren … Daran hätte ich mich halten sollen.«
    »Ich werd ihn kriegen, John«, versprach Tudor. »Er war schneller verschwunden, als das Auge folgen konnte. Aber ich hol ihn mir.«
    John keuchte. »Owen … Oh, süßer Jesus.« Er kniff die Augen zu. Seine Mundwinkel zuckten, und sein Atem wurde flacher. »Owen, würdest du …«
    »Ja. Ich reite nach Waringham zu deiner Frau. Willst du einen Priester?«
    John schüttelte den Kopf. Er wollte in der Tat einen Priester, aber er wusste, ehe Tudor mit geistlichem Beistand zurückkäme, wäre er längst tot, und er hatte noch zwei wichtige Dinge zu sagen. »Geh zu Julian«, bat er flüsternd.
    Tudor nickte
    »Sag ihm, es tut mir leid. Das … tut es wirklich. Sag ihm, ich bitte ihn um Vergebung und sende ihm meinen Segen. Wirst du das für mich tun?«
    Owen Tudor nahm die zitternde, kalte Hand, die rastlos durchs Gras strich, und hielt sie mit seinen beiden. »Natürlich.« Er blinzelte und legte den Kopf einen Moment in den Nacken.
    »Und er soll für mich beten«, fuhr John kaum noch hörbar fort. »Ihr alle werdet für meine Seele beten müssen, denn ich fürchte, ich muss noch eine schreckliche Sünde begehen … ehe ich diese Welt verlasse.«
    Tudor wusste, es wäre seine Christenpflicht gewesen, den Freund von dieser Sünde abzuhalten, aber er brachte es nicht fertig. Außerdem konnte er seiner Stimme nicht trauen.
    »Richard of York.« Johns Stimme klang wie ein Seufzen – liebevoll, hätte man meinen können. »Alles Unglück, das über uns gekommen ist, hast du verschuldet. Du hast Somerset in den Freitod getrieben. Du trägst die Schuld an meinem Zerwürfnis mit meinem geliebten Sohn. Du hast den Seelenfrieden meines Königs zerstört, der … der auch dein König ist und der dich liebt. Aber du rebellierst gegen ihn und willst seine Krone. Darum … verfluche ich dich mit meinem letzten Atemzug: Möge dieser gottlose Bruderkrieg, den du angezettelt hast, dich das Leben kosten. Mögen … deine Söhne und die Söhne deiner Söhne ihm zum Opfer fallen, verraten und ermordet, so wie du deinen König verraten und mich ermordet
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