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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Autoren: Rebecca Gablé
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hast, und möge … dein Geschlecht verlöschen.«
    Noch einmal verstärkte sich der Druck seiner Hand in der seines Freundes, dann wurde der Griff schlaff, und das mühsame Atmen verstummte.
    Tudor schaute noch ein letztes Mal in die blauen Augen, schloss mit der Linken behutsam die Lider, beugte sich vor, um dem Toten die Stirn zu küssen, und faltete ihm die Hände auf der Brust. »Mögest du aber Frieden finden, John of Waringham. Gott weiß, du hast ihn verdient.«
     
    Eine Weile kniete er mit gesenktem Kopf an Johns Seite, aber er wusste, er durfte sich nicht viel Zeit gönnen, um den toten Freund zu betrauern. Darum erhob er sich bald und schaute sich rasch im Klostergarten um. An einem der Rosenbüsche entdeckte er eine erste rote Knospe. Er schnitt sie mit seinem Jagdmesser ab, schob dem Toten die Blume unter die gefalteten Hände und machte sich dann auf die Suche nach seinem Stiefsohn, dem König.





Waringham, Mai 1455
    Der Hundezwinger war in einer Holzbaracke am Fuß der Burgmauer untergebracht, auf der Südseite des Innenhofs. Schon auf etliche Schritte Entfernung hörte man frenetisches Gebell. Adam, der junge Gehilfe des Hundeführers, runzelte verwundert die Stirn und sah zur Sonne.
    »Früh dran mit dem Füttern«, murmelte er, verfrachtete den Strohballen unter den linken Arm und stieß mit der Rechten die Tür auf. Schlagartig wurde das Gebell ohrenbetäubend, und der Gestank von nassem Fell und Hundekot schlug ihm entgegen. Adam nahm ihn kaum wahr, denn er war an den Geruch gewöhnt. Eher ungewöhnlich war hingegen der hohe Besuch im Hundezwinger.
    »Mylord«, grüßte der junge Mann verblüfft.
    Robert of Waringham hörte ihn nicht, denn das Getöse der Hunde übertönte alles. Gemeinsam mit Walter, seinem Hundeführer, stand der Earl über die Wand zum Verschlag der Jagdhunde gebeugt, warf ihnen blutige Fleischbatzen zu und beobachtete gebannt, wie sie darum rauften. »Morgen«, versprach er den Tieren. »Morgen bekommt ihr Auslauf und frische Beute.«
    Er lachte, und Adam sah die blauen Augen vor freudiger Erwartung leuchten.
    Dir ist jedes blutige Spektakel recht, was? , fuhr es dem Knecht durch den Kopf. Er trug sein Stroh auf die andere Seite des dämmrigen Schuppens, wo in einem kleineren Verschlag eine Hündin mit ihrem Wurf untergebracht war. Er stieg über die niedrige Trennwand. »Jetzt mach ich euch ein schönes frisches Bettchen, was sagst du dazu, Diana.«
    Die Hündin hatte den Kopf gehoben und folgte jeder seiner Bewegungen mit ihren klugen, braunen Augen, aber sie knurrte nicht. Adam war ihr vertraut. Sie ließ gar zu, dass er die vier Welpen, die nicht größer als sein Handteller waren, aufhob und in eine strohgepolsterte Kiste legte. »Da, ihr Helden. Damit ich euch nicht versehentlich mit dem dreckigen Stroh zusammenkehre.«
    Sie gaben kleine, herzerweichende Fieplaute von sich. Behutsam strich er ihnen mit dem Zeigefinger über die Köpfe. Dann stellte er die Kiste beiseite und machte sich an die Arbeit. Diana beschloss, ihm das Leben heute ausnahmsweise einmal leicht zu machen, und stand freiwillig auf. Ihre schweren Zitzen schaukelten sacht.
    Rasch hatte Adam das verschmutzte Stroh zusammengekehrt und neues ausgebreitet. Gerade wollte er die Welpen wieder zu ihrer Mutter legen, als er unsanft am Ohr gepackt und herumgerissen wurde.
    »Mit dir hab ich ein Wörtchen zu reden«, verkündete Robert of Waringham.
    »Mylord?« Adam bemühte sich, aufrecht zu stehen, aber der Earl verdrehte ihm das Ohr so schmerzhaft, dass er den Kopf unfreiwillig senkte und zur Seite bog.
    Diana knurrte. Es war ein leiser, kehliger Laut, eine höfliche Warnung.
    »Was fällt dir ein, du ungehobelter Lump, hier hereinzukommen, ohne zu grüßen?«, schnauzte Waringham.
    Wider besseres Wissen gab Adam zurück: »Das hab ich. Ihr habt mich nur nicht gehört.«
    Das bescherte ihm eine schallende Ohrfeige. Adam war weder besonders beeindruckt noch überrascht. Er hielt den Blick auf den Boden gerichtet und schärfte sich ein, seine lose Zunge im Zaum zu halten, damit es nicht schlimmer wurde.
    »Versuch’s noch mal«, riet Waringham.
    »Ich bitte um Vergebung, Mylord.«
    Der Earl schlug ihn wieder. »Du findest das wohl komisch, he?«
    Dianas Knurren wurde drohender, und sie bellte einmal kurz.
    Waringham packte den Knecht bei den Haaren, riss seinen Kopf hoch und sah ihm in die Augen, die den seinen verblüffend ähnlich waren. »Und wie komisch findest du dies: Walter sagt, dass hier ständig
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