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Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt
Autoren: Nora Roberts
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ihre beiden Brüder sie gewählt hatten. Sie wollte nicht unterrichten. Sie wollte Herausforderungen. Und wie immer die aussehen mochten, sie würde sie nicht finden, indem sie endlos in der Karibik herumkreuzte.
    Zeit von Bord zu gehen, Rena, dachte sie lächelnd. Das nächste Abenteuer wartet um die Ecke. Nicht zu wissen, wie es aussah, machte die Sache noch spannender.
    Der erste lange Ton der Schiffssirene war ihr Zeichen. Serena ging in ihre Kabine, um sich umzuziehen.
    Dreißig Minuten später betrat sie das Schiffscasino in dem leicht abgewandelten Smoking, den sie als Uniform trug. Ihr Haar lag in einem lockeren Knoten im Nacken, damit es ihr nicht ins Gesicht fiel. Ihre Hände würden bald viel zu beschäftigt sein, um sich auch noch damit abzugeben, es sich hinters Ohr zu stecken.
    Die Kronleuchter ergossen ihr Licht auf den rot-gelben Artdéco-Teppich. Lange geschwungene Fenster gaben den Blick auf das Promenadendeck und die blaugrüne See frei. An den anderen Wänden standen Spielautomaten, stumm wie Soldaten vor dem Angriff. Serena zupfte an ihrer Fliege und ging zu ihrem Vorgesetzten. Das schwankende Deck unter ihren Füßen registrierte sie längst nicht mehr.
    »Serena MacGregor meldet sich zum Dienst, Sir«, sagte sie.
    Dale Zimmermann hatte die Figur eines Leichtgewichtboxers und galt an Bord als großartiger Liebhaber. »Rena, bekommst du das Ding denn nie richtig hin?« Er schob sich das Klemmbrett unter den Arm und rückte Serenas Fliege gerade.
    »Ich muss dir doch was zu tun geben.«
    »Weißt du, Darling, wenn du nach dieser Fahrt wirklich aussteigen willst, ist dies deine letzte Chance, das Paradies zu erleben.« Er hob den Blick und grinste.
    Serena zog eine Augenbraue hoch. Was Dale vor einem Jahr als heißen, aber erfolglosen Verführungsversuch begonnen hatte, war zu einer überraschend harmonischen Freundschaft geworden. »Ich werde es mir nie verzeihen«, erwiderte sie seufzend. »Hast du die kleine Rothaarige aus Süd-Dakota glücklich gemacht?«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du zu viel siehst?«
    »Dauernd. Welchen Tisch habe ich?«
    »Zwei.« Dale sah ihr nach, als sie davonging. Wenn ihm vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass eine Klassefrau wie Serena brüderliche Gefühle in ihm wecken würde, hätte er ihn zum Psychiater geschickt.
    Auch andere Männer und Frauen in Smokings bezogen ihre Posten. Neben Serena stand der junge Italiener, der gerade erst zum Croupier befördert worden war. »Es wird ein langer Abend, Tony«, sagte sie und sah zur Glastür hinüber. Dale gab das Signal, sie zu öffnen.
    Die Passagiere strömten herein. Wenn das Dinner serviert wurde, würde die Zahl der Gäste abnehmen, um anschließend bis nach Mitternacht beständig zuzunehmen. Die Kleidung war lässig – Shorts und Jeans, das Outfit für einen Nachmittag im Spielsalon. Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Musik vom Promenadendeck im Lärm der Automaten unterging.
    Es gab Gäste, die sich nur amüsieren wollten, ob sie nun gewannen oder nicht. Und Zuschauer, die eine Weile brauchten, bis sie sich an einen Tisch oder Automaten trauten. Und dann waren da die echten Spieler, die das Gewinnen und Verlieren zu einer Kunst entwickelt hatten. Oder zu einer Besessenheit.
    Serena lächelte den fünf Gästen an ihrem Tisch zu und öffnete vier versiegelte Packungen neuer Spielkarten.
    »Willkommen an Bord«, sagte sie und begann die Karten auszugeben.
    Während ihrer ersten Schicht wechselte Serena alle dreißig Minuten den Tisch und arbeitete sich langsam durchs Casino. Weil die Karten und die Leute sich ständig änderten, wurde es ihr nie langweilig. Sie hatte den Job gewählt, um Menschen kennenzulernen. Im Moment hatte sie einen Texaner, zwei New Yorker, einen Koreaner und einen Mann aus Georgia am Tisch. Die Gäste an ihrem Akzent zu erkennen gehörte für sie zur Arbeit wie die Karten, die sie auf den Filz gleiten ließ.
    Serena gab die zweite Karte aus, warf einen Blick auf ihre eigene und war mit der Achtzehn zufrieden. Der erste New Yorker zählte seine Karten und schnaubte, hielt aber mit. Der Koreaner stieg mit Zweiundzwanzig aus und verließ den Tisch. Die Frau aus New York, eine schlanke Blondine in einem schwarzen Abendkleid, hatte eine Neun und eine Dame und blieb im Spiel.
    »Ich nehme noch eine«, sagte der Mann aus Georgia. Er zählte achtzehn, sah Serena nachdenklich an und hielt mit.
    Der Typ aus Texas ließ sich Zeit. Er hatte vierzehn, und die Acht, die Serena
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