Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
aufgedeckt hatte, gefiel ihm nicht. Er rieb sich das Kinn, nahm einen Schluck Bourbon und nickte Serena auffordernd zu. Sie präsentierte ihm eine Neun.
    »Sweetheart«, sagte er und beugte sich vor. »Sie sind einfach zu hübsch, um einem Mann auf diese Weise Geld abzunehmen.«
    »Tut mir leid.« Lächelnd drehte sie die Karte um und sah erst jetzt die Hundertdollarnote auf dem Tisch.
    Jemand hatte den Platz des Koreaners eingenommen. Sie sah hoch, direkt in ein Paar grüner Augen – kühl, ohne Tiefe, mit offenem Blick. Es war ein kaltes Grün, mit einem bernsteinfarbenen Rand um die Iris. Ein eisiges Gefühl lief ihr über den Rücken. Serena zwang sich, den Mann anzusehen.
    Er hatte das schmale Gesicht eines Aristokraten, aber Serena ahnte sofort, dass er kein Fürst oder Prinz war. Ein Herrscher, aber kein König. Er war der Typ Mann, der rücksichtslose Coups plante und damit Erfolg hatte. Sein dichtes schwarzes Haar reichte ihm über die Ohren und den Kragen des weißen Seidenhemds. Die straffe Gesichtshaut war so gebräunt wie die von Dale, aber Serena bezweifelte, dass er auf seinen Teint achtete. Dieser Mann stellte sich den Elementen, ohne einen Gedanken an sein Aussehen zu verschwenden.
    Er flegelte sich nicht an dem Tisch wie der Texaner oder saß mit hängenden Schultern da wie der Mann aus Georgia, sondern hatte die Haltung einer geduldigen Raubkatze, die jederzeit zuschlagen konnte. Erst als er eine Augenbraue leicht nach oben zucken ließ, ging Serena auf, dass sie ihn die ganze Zeit angestarrt hatte.
    »Hundert«, sagte sie energisch und ärgerte sich über sich selbst. Sie schob den Schein in den Schlitz im Tisch und zählte ihm die Jetons hin. Als die Wetten platziert waren, gab sie die Karten aus.
    Der Neuankömmling mit dem gefährlichen Gesicht steckte sich ein Zigarillo an und spielte schweigend. Serena wusste schon jetzt, dass er ein Spielertyp war.
    Sein Name war Justin Blade. Seine Vorfahren hatten schnelle Pferde geritten und mit Pfeil und Bogen gejagt. Was die aristokratische Herkunft betraf, so hatte Serena richtiggelegen, obwohl er nicht von königlichem Geblüt war. Ein Teil davon stammte von französischen Einwanderern, ein Spritzer von walisischen Minenarbeitern, der Rest war reines Komantschenblut.
    Trotz der indianischen Abstammung hatte er nie in einem Reservat gelebt, und obwohl er in der Jugend die Armut kennengelernt hatte, wusste er, wie sich Seide auf der Haut anfühlte. Seinen ersten Erfolg hatte er mit fünfzehn im Hinterzimmer eines Billardsalons gehabt. In den zwanzig Jahren, die seitdem vergangen waren, hatte er elegantere Spiele gespielt. Er war, wie Serena ahnte, ein Spielertyp, ein Hasardeur. Und schon jetzt wog er seine Chancen ab.
    Er hatte das Casino betreten, um sich die Zeit zu vertreiben. Kleine Einsätze waren entspannend, wenn man es sich leisten konnte, zu verlieren. Dann hatte er sie gesehen. Sein Blick war über andere Frauen in Abendkleidern, über den Glanz von Gold und das Funkeln von Juwelen gewandert, bis er auf die Blondine im Smoking fiel. Sie hatte einen schlanken Hals, den ihr Haarstil und das gerüschte Hemd noch unterstrichen. Ihre Haltung verriet Klasse. Aber was ihn am meisten faszinierte, war die unverhohlene Sexualität, die sie ohne jede Bewegung, ohne jedes Wort verströmte.
    Justin betrachtete ihre Hände, als sie die Karten austeilte. Sie waren exquisit – schmal, mit langen Fingern und zartblauen Adern unter der cremigen Haut. Die Nägel waren oval und perfekt, farbloser Lack verlieh ihnen zusätzlichen Glanz. Es waren Hände für zerbrechliche Teetassen und feines französisches Gebäck. Die Art von Händen, die ein Mann auf seiner Haut spüren wollte.
    Er hob den Blick und sah direkt in ihre Augen. Leicht irritiert erwiderte Serena den Blick. Warum machte dieser schweigende Mann sie zugleich nervös und neugierig? Er hatte noch kein einziges Wort gesagt, weder zu ihr noch zu den anderen am Tisch. Obwohl er mit geradezu professioneller Beständigkeit gewann, schien er sich nicht darüber zu freuen. Eigentlich schien er gar nicht auf das Spiel zu achten. Stattdessen starrte er sie ruhig und aufmerksam an.
    »Fünfzehn«, sagte Serena kühl und zeigte auf die Karten vor ihm. Justin nickte und nahm eine Sechs, ohne den Gesichtsausdruck zu verändern.
    »Verdammtes Glück, mein Junge«, erklärte der Texaner jovial und starrte auf sein eigenes mageres Häufchen Jetons. »Bin froh, dass wenigstens einer es hat.« Er stöhnte auf, als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher