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Das Spektrum der Toten

Das Spektrum der Toten

Titel: Das Spektrum der Toten
Autoren: Hans Pfeiffer
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sinken. Die Blutdruckschwankungen belasten den Kreislauf beträchtlich. Ist dieser vorgeschädigt und der Belastung nicht mehr gewachsen, kommt es dann zum plötzlichen Tod.
    Das war auch bei Josef so gewesen. Vielleicht überrascht es, dass Josef nicht plötzlich, sondern erst nach Stunden verstarb. Es wird jedoch immer wieder über Fälle berichtet, dass Menschen bei einem Einriss der aufsteigenden Körperschlagader noch Stunden, ja Tage überleben können.

    »Größere Verletzungen der Körperschlagader sind im allgemeinen als unbedingt tödlich anzusehen«, heißt es in einem Beitrag zu diesem Thema von H. Postschneider und Th. Fuchs. »Dies trifft aber nicht immer zu, denn nach Art der Verletzung können Unterschiede im zeitlichen Ablauf vorkommen. Wenn die Ruptur direkt im Brustfellraum erfolgt, wird der Tod rascher eintreten als z. B. bei einer Blutung im Herzbeutel.«
    Bei Josef war die Blutung im Herzbeutel erfolgt. Deshalb überlebte er um mehrere Stunden.

Rektale Katastrophen

    Der 62jährige Invalidenrentner Alois Meisgeier wohnte abseits vom Dorf auf einem einsamen Bauernhof. Meisgeier war ein bedauernswerter Mensch. Er lebte allein, seine Frau war schon vor Jahren verstorben. Die Gebäude verfielen. Meisgeier hatte nicht mehr die Kraft, sich um seinen Besitz zu kümmern. Eine schwere Krankheit hatte ihn niedergeworfen: Ein Tumor im Mund füllte fast den ganzen Mund- und Rachenraum aus, die Nahrungsaufnahme war erschwert und das Schlucken schmerzhaft. Der Tumor behinderte den Kranken auch beim Sprechen. So hatte sich Meisgeier immer mehr von den Menschen in seine einsame verwahrloste Wohnung zurückgezogen. Und wenn seine Verwandten es auch missbilligten, so hatten sie dennoch Verständnis dafür: Meisgeier suchte Trost und Betäubung im Alkohol.
    Eines Tages wollte Meisgeiers Sohn Leo den Vater besuchen. Er gelangte ins Haus und suchte den Vater, rief nach ihm. Der Vater tauchte nicht auf. Schließlich entdeckte Leo, dass die Schlafzimmertür von innen verschlossen war. Er rüttelte an der Tür. Keine Antwort. Leo brach die Tür auf. Der Vater lag nackt auf dem Bett. Er war tot.
    Kriminalisten und Gerichtsmediziner nahmen das Zimmer und die Leiche in Augenschein.
    Der Raum wirkte unordentlich. Überall lagen schmutzige Kleidungsstücke herum. Auf dem Tisch standen Essensreste. In einer Zimmerecke häuften sich leere Wein- und Bierflaschen.
    Den merkwürdigsten Anblick aber bot die Leiche selbst. Sie war mit einer anfangs unerklärlichen Apparatur verbunden. Auf der Brust des Mannes befand sich ein Zerstäuber mit einem daran befestigten Blechzylinder. Neben dem rechten Arm des Mannes lag eine Luftpumpe. In den 60 cm langen Schlauch der Pumpe war ein Plastikschlauch von 1 m Länge gesteckt. Dieser war so am Hüftgelenk fixiert, dass er seine Lage kaum verändern konnte. Das Ende des Plastikschlauchs verlief unter dem Körper der Leiche.
    Nun wurde die Leiche gewendet. Dabei zeigte sich, dass das Gesäß des Toten auf einem Nachttopf ruhte und das Ende des Plastikschlauchs tief im Rektum steckte. Im Nachttopf befand sich eine gelbliche Flüssigkeit.
    Als man den Blechzylinder des Zerstäubers öffnete, fand man darin eine helle Flüssigkeit. Sie roch nach Obstler.

    Über das Ergebnis der Obduktion wird folgendes berichtet: Unter anderem lag eine akute Blutstauung der inneren Organe, Leberverfettung sowie eine Einblutung in die Rektumschleimhaut, die noch zu Lebzeiten erfolgt war, vor. Vom Zungengrund ging ein großer Tumor aus, der fast die ganze Mund- und Rachenhöhle ausfüllte. Bei der mikroskopischen Untersuchung stellte er sich als Wucherung des Schilddrüsengewebes dar.
    Anhand der Beschaffenheit der inneren Organe konnte die Todesursache nicht festgestellt werden. Im Bericht heißt es:
    »Unter Berücksichtigung der Vorgeschichte, der näheren Umstände des Fundorts sowie der Obduktionsbefunde drängt sich der Verdacht einer Alkoholvergiftung auf.«
    Deshalb wurde eine Blutalkoholbestimmung vorgenommen. Diese ergab in den einzelnen Körperteilen eine unterschiedliche Konzentration. Das Blut in den Hirnzellen zeigte eine Konzentration von mehr als 5 %, im Magen 9 %. Demgegenüber fand sich im Dickdarm und Dünndarm eine Konzentration von fast 30 %. Diese hohe Konzentration in den Därmen ließ vermuten, dass der Alkohol auf diesem Weg in den Körper gelangt war.
    Der Weg des Alkohols verlief von der Luftpumpe über die beiden Schläuche direkt ins Rektum. Der Zerstäuber enthielt Obstbranntwein
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