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Das spanische Erbe

Das spanische Erbe

Titel: Das spanische Erbe
Autoren: Susan Stephens
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getrunken …
    “Du solltest eine kalte Dusche nehmen”, sagte Ramon jetzt kühl.
    “Wie bitte?” Erstaunt sah sie auf.
    “Mach es einfach.”
    Seine Miene war finster. Wo war der faszinierende Mann geblieben, mit dem sie einen traumhaften Abend verbracht hatte? Sie seufzte leise. Das war wohl der berühmte Morgen danach … Vielleicht war Ramon ja beim Frühstück etwas gesprächiger? Doch sie hoffte vergebens, denn er wandte sich ab und ging hinaus. An der Tür blieb er kurz stehen. “Ich lasse dir ein Glas Orangensaft und Croissants bringen.”
    Vor kurzer Zeit hatte er sie noch verzaubert, doch jetzt war sie wieder auf dem nackten Boden der Tatsachen. Sie erinnerte sich daran, dass er sich die Smokingjacke abgestreift, das Hemd geöffnet und die Ärmel aufgerollt hatte … Irgendwann hatte sie den Kopf an seine Schultern gelegt … Es war alles so verwirrend.
    “Hörst du mir überhaupt zu, Annalisa? Ich warte an Deck auf dich. Wenn dir an der Finca etwas liegt, solltest du dich jetzt langsam anziehen.”
    “Es …, es tut mir leid. Ich habe an letzte Nacht gedacht …”
    Sein Blick war wie ein Schlag ins Gesicht. “Das ist jetzt völlig nebensächlich.”
    Sie setzte sich auf und funkelte ihn aufgebracht an. “Was ist los? Hat es dir keinen Spaß gemacht?”
    “Das Essen war gut”, gab er ungeduldig zu.
    “Und der Rest?”
    “Der Champagner auch … Worauf willst du eigentlich hinaus, Annalisa?”
    Wütend drehte sie ihm den Rücken zu.
    Plötzlich schien er zu verstehen, denn er lachte leise. “Darum geht es also. Keine Angst, Annalisa, zwischen uns ist nichts geschehen.”
    “Wir haben also nicht …?”
    “Du bist es nicht gewohnt, Champagner zu trinken”, antwortete er kühl. “Du glaubst doch wohl nicht, dass ich die Situation ausgenutzt habe, oder?”
    Sie schwieg und blickte starr auf die seidene Bettwäsche.
    “Die Yacht ist sehr groß, Annalisa. Ich habe in einer anderen Kabine geschlafen. Geh jetzt unter die Dusche, sonst trage ich dich höchstpersönlich dahin und seife dich ein!”
    Das Treffen fand in Don Alfonsos altehrwürdiger Kanzlei statt, die ganz mit Holz vertäfelt war. Annalisa merkte schnell, dass Ramons Anwälte jeden Vorschlag des alten Mannes in Windeseile zerpflückten. Vielleicht lag es daran, dass er eine andere Generation repräsentierte. Ramons Rechtsberater waren alle Mitte bis Ende dreißig und wirklich gut, das musste sie ihnen lassen.
    Wie war sie eigentlich auf Don Alfonso gekommen? War er ihr nicht empfohlen worden? Nein, er hatte ihr einen Brief geschrieben und ihr mitgeteilt, dass er schon viele Jahre für ihren Vater auf der Insel tätig gewesen sei. Aber die rechtliche Situation bezüglich der beiden Grundstücke war sehr kompliziert – Grenzen, Wasserrechte …, all das konnte einem alten Mann schon über den Kopf wachsen!
    Annalisa dachte aber nicht daran, ihre Bedenken laut auszusprechen. Denn dann hätte sie zugegeben, dass sie sich nicht richtig informiert hatte, bevor sie nach Menorca gekommen war. Das wollte sie ihrem Widersacher gegenüber nicht eingestehen – nicht nach letzter Nacht. Schließlich hatte sie auch ihren Stolz! Als Ramon die Diskussion ungeduldig mit einer Handbewegung beendete, verspannte sie sich unwillkürlich.
    Er blickte sie über den Tisch hinweg an. “Ich darf doch wohl davon ausgehen, dass Señorita Wilson über alle Einzelheiten der Streitigkeiten informiert ist?”
    Über welche Streitigkeiten, fragte sie sich überrascht. Ihr Anwalt hatte davon nichts verlauten lassen.
    Der alte Mann warf ihr einen warnenden Blick zu und stand dann auf. “Meine Mandantin würde selbstverständlich gern diesbezüglich Ihren Standpunkt erfahren, Señor Perez.”
    So wie es aussah, schien sie nicht die Einzige zu sein, die ein Problem hatte! Und was noch erstaunlicher war: Ramon nickte, anstatt Don Alfonso an die Kehle zu gehen! Immerhin hatte der Anwalt gerade erwähnt, dass die Familie Perez genau wie alle anderen Sterblichen auch Schwierigkeiten hatte. Aus dem Augenwinkel betrachtete sie Ramon. Er war der attraktivste Mann, der ihr je begegnet war. Schade nur, dass er ihr Widersacher und obendrein noch verheiratet war …
    Langsam erhob sich Ramon und wandte sich Annalisa zu. “Wie Sie sicher wissen, Señorita Wilson, waren unsere beiden Väter Partner. Nach dem Tod meines Vaters habe ich sein Erbe angetreten.”
    Annalisa blickte starr auf den Tisch und versuchte, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen. Natürlich hatte sie keine
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