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"Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!"

Titel: "Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!"
Autoren: Harald Braun
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zählen.
    „Kracauer?“
    „Tag, Edwin. Ich bin’s, Lotte. Hab ich dich geweckt?“
    Kracauer verzieht das Gesicht. Er hasst dieses joviale Pressegesocks, das mit Vorliebe duzt und immer so tut, als habe man
     gerade erst den gesamten Jahresurlaub miteinander verbracht.
    „Ja, ich habe deinen letzten Text im ,BLICK‘ gelesen und bin schon beim Fettgedruckten eingenickt. Was kann ich für dich tun,
     Lotte?“
    „Nur eine kleine Antwort, auf eine kleine Frage, das wär’s schon.“
    „Die da lautet?“
    „Sucht ihr tatsächlich einen Nachfolger für euern Trainer, für Prellmann?“
    Kracauer ist auf den Beinen, noch bevor Lottermann den Namen Prellmann ausgesprochen hat.
    „Nachfolger? Für Prellmann?“
    „Welchen Teil hast du nicht verstanden?“
    Lottermanns Antwort kommt schnell.
    Stille.
    „Wer erzählt denn so einen   …“
    Kracauer kommt ins Schleudern. Er überlegt krampfhaft, von wem Lottermann diese Information haben könnte.
    „Ist doch total egal. Erzählt man sich halt so.“
    „Ach, du weißt doch, wie das geht. An den Theken in dieser Stadt wird viel geredet, wenn der Abend lang wird   …“
    „Also stimmt es nicht. Kann man ja dann auch so schreiben: ,Manager Kracauer schwört: Kein neuer Trainer. Prellmann sicher
     im Sattel!‘ Schreib ich dann so. Kein Ding.“
    „Aber warum denkt ihr überhaupt über so was nach? Warum die Pferde scheu machen, Lotte? Wenn ohnehin alles bleibt, wie es
     ist, dann ist das auch keine Meldung.“
    „Prinzipiell richtig, Edwin. Wenn aber so ein schemelgroßer Südamerikaner im Puff die Puppen tanzen lässt und behauptet, dass
     der Club die Rechnung bezahlt, hören wir gerne mal hin. Und wenn dieser Mensch dann behauptet, dass er euch gerade zwei seiner
     Ladenhüter verkauft hat und dabei ist, auch einen Trainer für euch zu suchen, dann
ist
das eine Meldung. Wenn auch erst mal nur eine ziemlich unglaubwürdige. Habt ihr den Verstand verloren? Prellmann ist beliebt
     – und am Wochenende hat er gewonnen!“
    „Figueroa? Im Puff?“
    „Scheint so. Also, ist da was dran? Oder hat das kleine Schweinchen einfach nur auf wichtig machen wollen?“
    „Kriegt ihr eure Informationen jetzt schon von Nutten und Zuhältern?“
    „Wir kriegen unsere Informationen da, wo sie vorrätig sind, Edwin. Ihr solltet euch mal fragen, wie sie da hinkommen   …“
    „Lotte, können wir offen reden? Ohne dass jedes Wort davon morgen in deinem Käseblatt steht?“
    Kracauer hat nicht die Nerven, Lottermann hinzuhalten. Und lügen geht auch nicht. Wenn er Prellmann tatsächlich in den nächsten
     Tagen entlässt und der ,BLICK‘ vorher tagelang die Kampagne „Prellmann sicher im Sattel“ gefahren hat, dann dürfte er bei
     Lottermann verschissen haben. Das wäre gefährlich. Und von den Fans, für die er nur ein scheinheiliger Lügner wäre, würde
     er sowieso einen Einlauf bekommen. Offenbar hat Figueroa die Schnauze nichthalten können. Hoffentlich hat er wenigstens nichts über ihren persönlichen Deal verlauten lassen.
    Lottermann holt Luft.
    „Kommt drauf an. Ich schreibe natürlich, was ich weiß. Aber ich weiß oft weniger als Hinrichs von der ,Abendpost‘   …“
    „Der kann gut mit Grothe, weißt du doch.“
    Kracauer stöhnt auf. Er wusste, dass es ein Fehler war, nur einen dieser Schreiberlinge zu schmieren.
    „Ich habe gehört, der kann auch gut mit eurer schwarzen Kasse.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Das verstehst du schon, Edwin.“
    Wieder Stille am anderen Ende der Leitung.
    „Hör zu, Lotte. Ich rede mit Grothe.“
    Kracauer kommt auf Touren. Er hat eine Idee.
    „Wir planen da was, aber das ist noch nicht spruchreif. Eine Sonderbeilage, eine Art Imagebroschüre des Clubs, für alle überregionalen
     Wochenmagazine. Müsste betreut werden. Redaktionelles Volumen etwa 20   Seiten. Wir haben da ohnehin an dich gedacht. Konzeption und Text. Wär das nichts für dich?“
    „Mensch Edwin. Respekt, bist immer wieder für eine Überraschung gut.“ Lottermann lacht laut auf. „Aber ja, Edwin, das klingt
     interessant. Wenn Gratzkowsky mir zuliefert, heißt das.“
    „Klar, selbstverständlich. Der schreibt das meiste, du gehst nur noch mal drüber. Wir brauchen dafür einen absoluten Profi   …“
    „Lass stecken, Edwin, ich mach’s auch ohne deine fachkundigen Komplimente, danke. Und meine Tagessätze   …“
    „… kannst du in dem Fall verdoppeln, das dürfte kein Problem sein.“
    „Oh, sehr großzügig.“
    „Gern.
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