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"Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!"

Titel: "Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!"
Autoren: Harald Braun
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Grothe zurück. „Trainer einkaufen!?“
    „Wir werden Probleme haben, das unseren Anhängern zu vermitteln. Natürlich treffen Sie die Entscheidungen, Herr Grothe, aber
     es ist in Ihrem eigenen Interesse, es sich nicht mit allen Fans zu verderben.“
    „Ach, Kracauer, machen Sie sich deshalb mal keine Gedanken, ich habe einen breiten Rücken. Und vom Mob der Straße lässt sich
     dieser Verein nicht regieren, da können Sie sicher sein!“ Grothe wirkt trotzdem etwas nachdenklich. Prellmann ist kein Papiergewicht,
     das weiß er.
    „Kracauer, jetzt tragen Sie doch auch mal was zur Problemlösung bei. Sie sind doch die sportliche Kapazität in diesem Vorstand
     – was schlagen Sie vor?“
    Kracauer hat plötzlich eine Idee. Sie ist schon etwas älter und lange sah es so aus, als könne er sie in diesem Verein zu
     Grabe tragen, doch vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt,aus der unschönen Gesamtsituation einen kleinen Vorteil zu schlagen.
    „Nun, es gäbe da schon eine Möglichkeit, den Prellmann alt ausschauen zu lassen und seine Entlassung auch den Fans als notwendiges
     Opfer zu verkaufen.“
    „Ach, die gibt es?“ Grothe wird hellhörig. Interessiert schaut er Kracauer in die Augen, zum ersten Mal an diesem Nachmittag.
    In diesem Moment brüllt die immer noch beachtliche Zuschauermenge im Stadion auf. Tor! Der Ausgleich, fünf Minuten vor Schluss
     der Partie. Kracauer springt auf und jubelt, doch Grothe zieht ihn sofort wieder auf den Sitz zurück.
    „Also?“
    Kracauer braucht einen Moment, um sich die Freude über den Spielverlauf aus den Kleidern zu klopfen. Doch dann ist er gleich
     wieder ganz Manager.
    „Wir könnten das Angebot von Figueroa annehmen und die beiden Kroaten verpflichten. Die will Prellmann ja nicht, sind ihm
     zu alt. Er will ein anderes System spielen, hat er gesagt, da braucht er keine zwei gealterten Rastellis aus Kroatien, die
     sich nicht mehr bewegen als zwei Kugelstoßer im Hallenbad.“
    „Versteh ich nicht. Damit lösen wir doch das Problem nicht?“
    „Nicht mit den abgehalfterten Kroaten. Denen geben wir einen Vertrag bis Saisonende auf Provisionsbasis, die verdienen nur
     gut, wenn sie auch spielen. Aber Prellmann wird auf die Barrikaden gehen. Und wir stecken Gabriel von der Abendpost, dass
     Prellmann sich sträubt, die Mannschaft zu verstärken, weil er mit aller Macht sein System durchziehen will! Dann schreibt
     der ihn an die Kante, und wir kippen ihn da runter. Mit der Unterstützung der Fans, denn die wollen die von Gabriel in der,Abendpost‘
     als Raketen besungenen Kroaten auf jeden Fall!“
    Grothe grinst seinen Fußballmanager zufrieden an.
    „Nicht dumm, Kracauer, gar nicht dumm. Müssen wir Gabriel dafür extra bezahlen?“
    „Ich denke nicht. Das ist mit den normalen Aufwandsentschädigungen abgedeckt.“
    Hervorragend. Grothes Grinsen wird immer breiter.
    Kracauer nickt und grinst zufrieden zurück. Vor ein paar Wochen hatte er schon einmal vergeblich versucht, die Kroaten anzupreisen,
     denn er hat selbst mit dem Spielerberater Figueroa einen Deal laufen. Er nickt ein paar unübliche Punkte des Vertrages zu
     Lasten des Vereins ab, dafür kriegt er fünf Prozent der Provision von Figueroa.
    „Is sich Win-Win-Sitjuäschen“, hatte der Südamerikaner gebrabbelt und Kracauer musste ihm Recht geben. Doch damals wollten
     weder Prellmann („Das sind doch Operettenkicker!“) noch Grothe („Noch mehr Personalkosten“) die vermeintlichen Verstärkungen.
    Grothe und Kracauer nicken sich zu.
    „Machen wir so!“, sagt Grothe. „Und Stillschweigen, bis Sie einen Trainer gefunden haben. Wie gesagt: Das kann ruhig ein billiger
     Jakob sein. Schlechter als unter dem hier“ – er zeigt auf die Trainerbank am Spielfeldrand – „können selbst unsere Gurkenköpfe
     nicht mehr spielen.“ Bevor er den Satz noch ganz zu Ende gesprochen hat, ist es im Stadion noch einmal laut geworden. Jeden
     Moment müsste der Schiedsrichter abpfeifen, doch eine letzte Angriffswelle brandet gegen den Strafraum der aufgescheuchten
     Gästemannschaft. Der Ball wird nach außen weggeschlagen, ein Angreifer erreicht ihn knapp vor der Außenlinie und schlägt ihn
     wieder hoch in den Strafraum zurück, wo einer seiner Kollegen ihn wuchtig unter die Latte des Gästetores köpft. Keine Chance
     für den Torhüter   – Tor!
    Ein Tor in der letzten Minute des Spiels, das Publikum steht kopf, auch Kracauer springt hoch, Grothe klatscht demonstrativ
     in die Hände und
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