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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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weiten Räumen der Welt, welche die Elben Arda nennen, die Erde, und ihre Herzen erfreuten sich des Lichts, und ihre Augen waren froh der vielen Farben, die sie schauten; große Sorge aber machte ihnen das Toben der See. Und sie achteten auf die Winde und die Luft, auf die Elemente, aus denen Arda gemacht war, Eisen und Stein und Silber und Gold und viele andre Stoffe; von allen diesen am höchsten aber schätzten sie das Wasser. Und die Eldar sagen, mehr als in jedem anderen Stoff auf dieser Erde sei im Wasser das Echo von der Musik der Ainur lebendig; und viele der Kinder Ilúvatars lauschen noch immer unersättlich den Stimmen des Meeres und wissen doch nicht, auf was sie lauschen.
    Dem Wasser nun hatte jener Ainur seinen Sinn zugewandt, den die Elben Ulmo nennen, und ihn hatte Ilúvatar von allem am tiefsten in der Musik unterwiesen. Die Lüfte und Winde aber verstand Manwe am besten, welcher unter den Ainur der Edelste ist. Die Dinge im Schoß der Erde hatte Aule bedacht, dem Ilúvatar an Kunst und Wissen kaum weniger verliehen hatte als Melkor; Aule aber setzt allen Stolz und alle Freude in die Arbeit des Fertigens und in das gefertigte Ding, nicht in den Besitz noch in die eigene Meisterschaft, und deshalb schenkt er und hortet nicht und nimmt unbesorgt stets wieder etwas Neues vor.
    Und Ilúvatar sprach zu Ulmo und sagte: »Siehst du nicht, wie hier in diesem kleinen Reich in den Tiefen der Zeit Melkor deine Provinz bekriegt? Bittre, unermessliche Kälte hat er ersonnen und doch nicht die Schönheit deiner Quellen und klaren Teiche vernichtet. Sieh nur den Schnee und den grimmigen Frost! Hitze und Feuer ohne Maß hat Melkor entfacht, und doch ist deine Freude nicht vertrocknet und die Musik des Meeres nicht ganz erstickt. Sieh auch die hohen prächtigen Wolken und die wechselvollen Nebel, undhöre, wie der Regen auf die Erde fällt! Und in diesen Wolken bist du Manwe nahe, deinem Freunde, den du liebest.«
    Da antwortete Ulmo: »Wahr ist’s, schöner sind nun die Wasser, als mein Herz es gedacht, und in meinem heimlichsten Sinnen habe ich nichts von der Schneeflocke gewusst, noch war in meinem Gesang je das Fallen des Regens erklungen. Ich will Manwe suchen gehen, auf dass er mit mir Melodien zu deiner ewigen Freude mache!« Und von Anfang an sind Manwe und Ulmo Bundesgenossen gewesen, und in allem haben sie am getreuesten Ilúvatars Absicht gedient.
    Aber noch während Ulmo sprach und die Ainur auf dieses Gesicht starrten, wurde es entrückt und ihren Blicken verborgen, und zugleich schien es ihnen, dass sie etwas Neues sahen, das Dunkel, das sie zuvor nicht gekannt hatten, außer in Gedanken. Aber sie hatten die Schönheit jenes Gesichtes liebgewonnen und waren vertieft in den Aufgang der Welt, die dort ins Sein trat; und sie ging ihnen nicht aus dem Sinn, denn unvollendet war die Geschichte, und die Kreise der Zeit hatten sich noch nicht geschlossen, als das Gesicht entrückt wurde. Und manche haben gesagt, das Gesicht habe aufgehört, bevor das Reich der Menschen begründet gewesen und die Erstgeborenen verschwunden seien; weshalb die Valar, obgleich ihre Musik über allem ist, nicht mit eigenen Augen die Späten Zeitalter erblickt haben, noch das Ende der Welt.
    Unruhig waren da die Ainur; Ilúvatar aber sprach zu ihnen und sagte: »Ich kenne den Wunsch eures Geistes, was ihr gesehen, solle wahrhaftig sein, nicht nur in euren Gedanken, sondern sein wie ihr selber seid, und doch anders. Also sage ich: Ea! Es Sei! Und ich will die Unverlöschliche Flamme in die Leere hinaussenden, und sie wird im Herzender Welt brennen, und die Welt soll sein; und wer von euch will, mag in sie hinabsteigen.« Und plötzlich sahen die Ainur in der Ferne ein Licht, wie von einer Wolke mit einer Flamme im Herzen; und sie wussten, dass dies nicht nur ein Gesicht war, sondern dass Ilúvatar ein Neues erschaffen hatte: Ea, die Welt, die ist.
    So kam es, dass manche der Ainur bei Ilúvatar blieben, jenseits der Welt; andere aber, darunter manche der größten und edelsten, nahmen von Ilúvatar Abschied und stiegen in die Welt hinab. Diese Bedingung aber stellte Ilúvatar, oder sie ist notwendig aus ihrer Liebe, dass ihre Kräfte von nun an in der Welt eingeschlossen und gebunden und für immer darinnen bleiben müssten, bis sie vollendet sei, so dass sie der Welt Leben sind und die Welt ihr Leben. Und daher werden sie die Valar genannt, die Mächte der Welt.
    Als aber die Valar Ea betraten, waren sie zuerst befremdet und ohne
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