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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck
Autoren: Edgar Wallace
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Freunden beruflich verwertet.
    »Poiccart wird dieser Fund kühl lassen, aber Leon ist sicherlich entzückt«, sagte Manfred, als er das Armband betrachtete.
    »Gold, sehr gute Arbeit! Leon liebt ja Geheimnisse und wird um einen solchen Fund ein poetisches Netz weben. Das Armband kommt selbstverständlich in seine ›Geschichtenkassette‹.«
    Die ›kleine Geschichtenkassette‹ - eine recht gewöhnliche Stahlkassette - war Leons besondere Liebhaberei. Man muß allerdings zugeben, daß sie nichts besonders Wertvolles enthielt: ein Durcheinander aller möglichen Dinge - zerrissene Totalisatorkarten als Erinnerung an den berühmten Buchmacherfall, einige Zentimeter eines Seils, mit dem man versucht hatte, Manfred zu erwürgen. Jedes an sich unbedeutende Objekt war mit einer Geschichte, einem Erlebnis verbunden.
    Die Einbildungskraft des Journalisten arbeitete mit Hochdruck. Er nahm das Armband auf und prüfte es sorgfältig.
    »Was kann das wohl bedeuten?« Manfred hatte es ihm wieder fortgenommen und versuchte, die Schriftzeichen zu entziffern.
    »Leon versteht arabisch besser als ich ... Das scheint mir die Erkennungsmarke eines türkischen Offiziers zu sein - auf jeden Fall war der Besitzer ein Mann mit anspruchsvollem Geschmack.«
    »Wie merkwürdig«, sagte Dorlan halblaut vor sich hin, »hier, in dem verräucherten London, eine alte türkische Vase, gekauft in Berlin ..., und in ihr findet man ein Stückchen östlicher Romantik!« Dorlan erbat die Erlaubnis, diese Gedanken in einem Artikel zum Ausdruck zu bringen, wogegen George Manfred natürlich nichts einzuwenden hatte.
    Leon kam erst spät am Abend zurück: Die amerikanische Regierung hatte ihn beauftragt, genaue Informationen über eine für Amerika bestimmte Ladung einzuholen, die im Londoner Hafen verladen wurde.
    »Wie ich mir dachte«, berichtete er, seinen Freunden. »Alles, was für einen ertragsreichen Alkoholschmuggel inklusive Mord und Totschlag nötig ist.«
    Manfred erzählte ihm von seinem Fund in der Vase.
    »Dorlan war auch hier, ich sagte ihm, er könne das ruhig für einen Artikel verwenden, wenn er wolle.«
    »Hm!« sagte Leon, der die Inschrift entzifferte. »Hast du ihm auch erzählt, was hier steht? Aber du bist ja nicht so bewandert im Arabischen. Hier ist jedoch ein Wort in lateinischen Buchstaben ›Konnor‹ - hast du das gesehen? ›Konnor‹?« Er blickte nach der Decke. »›Konnor, der Engländer‹ - das ist also der Besitzer dieser interessanten Erkennungsmarke. Konnor? - Ah, ich hab's -, ›Connor‹!«
    Am nächsten Abend las Leon Mr. Dorlans interessanten Artikel über ›den Fund in der türkischen Vase‹ und ärgerte sich etwas darüber, daß der gewissenhafte Mr. Dorlan nicht versäumt hatte, die ›Geschichtenkassette‹ zu erwähnen. Leon sprach nämlich nicht gern über den romantischen Inhalt der Kassette, weil er fest davon überzeugt war, daß ihm Romantik völlig fremd war.
    »George«, beklagte er sich, »du bist schlimmer als ein Anzeigenbüro. Ich werde mich gar nicht wundern, wenn mir irgendeine Sonntagszeitung fabelhafte Summen für eine Serie von zehn Artikeln ›Aus meiner kleinen Geschichtenkassette‹ offeriert - und wenn das passiert, bin ich für wenigstens drei Tage ungenießbar.«
    Aber trotzdem fand das goldene Armband Unterkunft in der berühmten Kassette. Was die Schriftzeichen bedeuteten, was ›Konnor, der Engländer‹ damit zu tun hatte, behielt Leon trotz aller Fragen für sich.
    Aber es wurde seinen beiden Freunden sehr bald klar, daß Leon in den folgenden Tagen mit einer besonderen Nachforschung beschäftigt war. Er machte Fleet Street und Whitehall unsicher und fuhr einmal sogar bis Dublin. Als Manfred ihn fragte, lächelte er freundlich.
    »Der Fall amüsiert mich. Connor ist nicht einmal ein Irländer. Wahrscheinlich heißt er gar nicht so, wenn es auch sicher ist, daß er unter dem Namen bekannt war. Ich fand den Namen auf der Offizierstammrolle eines irländischen Regiments. Aber meiner Meinung nach ist er wahrscheinlich ein Levantiner. Stewarts, ein Fotograf in Dublin, hat mir eine Regimentsaufnahme verschafft, auf der ein Connor vertreten ist. Dann habe ich noch den Chef einer großen Buchmacherfirma in Dublin gesprochen - er war Offizier in demselben Regiment -, und er erzählte mir, daß ›Connor‹ mit ausländischem Akzent sprach.«
    »Aber wer ist denn nun dieser Connor?« fragte Manfred.
    Leon grinste vergnügt.
    »Das, mein lieber Freund, ist meine eigene Geschichte.« Und
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