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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck
Autoren: Edgar Wallace
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mit einem jungen Engländer, der vor Gallipoli gefallen war.
    »Und so lernte ich John kennen«, fuhr sie fort. »Er war auch vor Gallipoli gewesen. Vor zwei Jahren schrieb er mir aus Paris und teilte mir mit, daß er noch verschiedene Briefschaften hatte, die meinem armen Frank gehörten. Natürlich forderte mein Vater ihn auf, uns zu besuchen, und so wurden wir gute Freunde, obwohl ich sagen muß, daß mein Vater mit meiner Heirat nicht sehr einverstanden ist.«
    Sie schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort:
    »Ich muß es schon sagen. Pa ist überhaupt gegen die Heirat, und wir wollen uns heimlich trauen lassen. Sehen Sie, Mr. Gonsalez, ich bin ziemlich vermögend - meine Mutter hinterließ mir sehr viel Geld, und John wird auch sehr, sehr reich werden. Während des Krieges - er war in türkischer Gefangenschaft - fand er in Syrien eine Goldmine, und ihre genaue Lage ist eben auf dem goldenen Täfelchen angegeben. John hatte einem Türken das Leben gerettet, der ihm aus Dankbarkeit die Lage der Mine in arabischen Buchstaben auf das goldene Plättchen gravierte. Gegen Ende des Krieges verlor er das Armband mit dem kostbaren Anhänger und hörte erst wieder davon, als der ›Evening Herald‹ die Geschichte des Fundes in der Vase brachte. Der Gedanke, daß ein anderer die Zeichen entziffern und ihm vielleicht zuvorkommen könnte, regte John begreiflicherweise sehr auf, und so riet ich ihm, sich direkt an Sie zu wenden und das Armband von Ihnen zu erbitten. Aber er wollte nichts davon hören, wurde im Gegenteil immer verdrießlicher und aufgeregter, bis ich schließlich auf diesen - verrückten Gedanken kam. John kennt eine ganze Menge von Verbrechern - bei einem Polizeioffizier ist das ja sehr begreiflich - und versteht, mit den Leuten umzugehen ... Außerdem hat er viel getan, um ihnen zu einem ehrlichen Leben zu verhelfen. Der Mann, der heute mit mir hierher kam, gehörte zu ihnen. Ich habe mit ihm gesprochen, und ich machte den Vorschlag, in Ihr Haus einzubrechen und das Armband zu stehlen. Wir wußten ja - aus der Zeitung -, daß Sie es in der Kassette ...«
    »Sind Sie sicher, daß der Gedanke zu dem Einbruch von Ihnen und nicht von Major John Rutland stammt?«
    Sie zögerte einen Augenblick mit der Antwort.
    »Ich weiß nicht ... Ich glaube, er schlug im Scherz vor, daß man bei Ihnen einbrechen müsse.«
    »Und daß Sie den Einbrecher spielen sollten?« fragte Leon ohne Umschweife.
    Sie wich seinen Blicken aus.
    »Das war natürlich Scherz. Er sagte nur, mir könnte ja nichts passieren, und ich könnte ja immer behaupten, daß es sich um eine Wette oder einen Scherz gehandelt hätte. Es war sehr dumm, Mr. Gonsalez. Ich weiß das selbst am besten, und wenn mein Vater dahinter käme ...«
    »Es ist gut, daß Sie das einsehen«, versetzte Leon etwas schroff. »Sie brauchen mir nichts weiter davon zu erzählen - von dem Einbruch, meine ich. Wieviel Geld haben Sie auf der Bank?«
    Sie sah ihn erstaunt an.
    »Beinah vierzigtausend Pfund - ich habe kürzlich einen großen Posten Aktien verkauft. Sie brachten so wenig Zinsen, daß ...«
    Leon lächelte.
    »Und dann hatte man Ihnen auch eine vorteilhaftere Anlage Ihrer Kapitalien vorgeschlagen?«
    Sie wußte sofort, worauf er hinauswollte.
    »Sie befinden sich in einem großen Irrtum, Mr. Gonsalez«, sagte sie sehr kühl. »John hat mir nur erlaubt, mich mit tausend Pfund bei seinem syrischen Unternehmen zu beteiligen - er weiß selbst noch nicht genau, ob er tausend oder nur achthundert Pfund nötig hat. Er will auf keinen Fall, daß ich auch nur einen Penny mehr hineinstecke. Morgen abend fährt er nach Paris, um noch einmal mit seinen Geschäftsfreunden vor deren Abreise nach Syrien zu verhandeln. Dann kommt er sofort zurück, wir lassen uns trauen und reisen hinterher.«
    Leon sah sie nachdenklich an.
    »Morgen abend ..., das heißt also heute?«
    Sie warf einen Blick auf die Uhr und lachte.
    »Aber natürlich - heute abend.«
    Und jetzt beugte sie sich über den Tisch und blickte ihn ernst an.
    »Mr. Gonsalez, nach allem, was ich von Ihnen und Ihren Freunden gehört habe, bin ich sicher, daß Sie mich nicht verraten werden. Wenn ich nur etwas gesunden Menschenverstand gehabt hätte, wäre ich gestern direkt zu Ihnen gekommen und hätte Sie um das Täfelchen gebeten - ich würde gern eine große Summe opfern, um John einen Gefallen zu erweisen. Ist es jetzt zu spät dazu?«
    Leon nickte.
    »Viel zu spät. Ich behalte das Armband als - Kuriosität. Der
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