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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck
Autoren: Edgar Wallace
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unternehmende Herr, der den schönen Artikel geschrieben hat, hat Ihnen ja erzählt, daß das Armband jetzt zu meiner ›Geschichten-Sammlung‹ gehört - und von Geschichten kann ich mich nur schwer trennen! Da fällt mir übrigens ein: Wann schreiben Sie denn Ihren Scheck aus?«
    »Glauben Sie denn immer noch, daß John ein Betrüger ist?« fragte sie mit zuckenden Lippen. »Ich habe ihm den Scheck gestern gegeben.«
    »Über tausend oder achthundert Pfund?«
    »Das kann er entscheiden«, antwortete sie kurz.
    Leon nickte und erhob sich.
    »Ich will Sie nicht länger aufhalten, Miss Martin. Einbruch scheint ganz und gar nicht Ihre Spezialität zu sein, und ich möchte Ihnen raten, in Zukunft die Hände davon zu lassen.«
    »Sie wollen mich also nicht verhaften lassen?« fragte sie lächelnd.
    »Jetzt noch nicht«, war seine Antwort.
    Er öffnete ihr die Haustür und blickte hinter ihr her. Er sah, wie sie über die Straße auf die Reihe wartender Taxis zuging und in den letzten Wagen einstieg. Dann schloß und verriegelte er die Tür und ging wieder zu Bett.
    Sein Wecker schnarrte um sieben Uhr. Vergnügt stand Leon auf - vergnügt, weil die vor ihm liegende Arbeit ganz nach seinem Geschmack war. Erst sprach er in einem Reisebüro vor und ließ sich ein Billett nach Paris geben, dann ging er nach dem Kolonialamt und sah die vorhandenen Stammrollen der berittenen südafrikanischen Polizeitruppen durch - eigentlich war dieser Weg ein unnötiger Zeitverlust für ihn, aber Leon war ein gewissenhafter Mensch. Am frühen Nachmittag schlenderte er müßig in der Threadneedle Street vor der Northern & Southern Bank auf und ab, bis gegen drei Uhr seine Geduld belohnt wurde. Major John Rutland stieg aus einem Taxi, ging in die Bank und kam wenige Minuten später, bevor die großen Tore sich schlossen, wieder heraus. Der Major schien sehr zufrieden mit sich und der Welt im allgemeinen zu sein - er war ein gutaussehender, schlanker Mann mit kurzem, militärisch geschnittenem Schnurrbart und Monokel.
    Manfred kam am Nachmittag von seinem Ausflug zurück, aber Leon erwähnte kein Wort über den nächtlichen Einbruch. Nach dem Abendessen ging Leon in sein Zimmer, nahm aus einem Schubfach eine Pistole, reinigte und ölte sie und lud sie sorgfältig. In einem Kästchen fand er einen Schalldämpfer, den er auf die Waffe montierte. Dann packte er einen kleinen Handkoffer, steckte die Pistole in die Manteltasche und ging nach unten. George war in der Halle.
    »Gehst du aus, Leon?«
    »Ich verreise auf ein paar Tage«, war Leons Antwort; und Manfred, der selten etwas fragte, öffnete ihm stillschweigend die Tür.
    Leon saß in der Ecke eines Wagens erster Klasse, als er Major Rutland in Begleitung des jungen Mädchens vorbeigehen sah. Ihnen folgte ein schlanker Mann mit hagerem Gesicht und grauem Haar - allem Anschein nach der bekannte Chirurg und widerwillige zukünftige Schwiegervater. Leon beobachtete sie verstohlen und sah, wie das junge Mädchen ihrem abreisenden Verlobten zuwinkte, als der Zug sich in Bewegung setzte.
    Es war eine dunkle, stürmische Nacht. Die Wetteranzeigen auf dem Bahnhof ließen eine stürmische Überfahrt voraussehen, und als er gegen Mitternacht an Bord ging, rollte das Schiff schon in dem verhältnismäßig ruhigen Wasser des Hafens in unangenehmer Weise.
    Er warf einen Blick auf die Liste des Zahlmeisters und sah, daß Major Rutland eine der Luxuskabinen auf dem Oberdeck belegt hatte. Trotz des hochtönenden Namens war es ein sehr einfacher Raum - das Schiff war einer der ältesten Kanaldampfer.
    Leon wartete, bis der Zahlmeister sein Billett verlangte.
    »Ich glaube, ich habe mein Billett verloren«, sagte er und ließ sich ein neues ausstellen.
    Er hatte ja eine Karte Dover-Calais in der Tasche, aber Major Rutland hatte das Ostender Boot genommen. Als der Zahlmeister die Luxuskabine betrat, lugte Leon durch das Fenster und sah den Major behaglich auf dem Sofa liegen, die Mütze tief über die Augen gezogen.
    Geduldig wartete Leon eine weitere halbe Stunde, dann sah er die Fenster der Kabine dunkel werden. Langsam ging er auf dem Deck auf und ab. Die letzten Lichter Englands verschwanden flackernd am südwestlichen Horizont. Nicht ein Passagier war zu sehen; die wenigen, die an Bord waren, hatten schon längst ihre Kabinen aufgesucht, denn das Boot stampfte und schlingerte in unheimlicher Weise. Eine weitere halbe Stunde verging, dann öffnete Leon geräuschlos die Tür der Luxuskabine und schlich
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