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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll
Autoren: Robert Ludlum
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er hatte auch wertvolle Zeit verloren. Als er den Laden verließ, sah er gerade noch das wunderschöne Spinnennetz, das sich über die Schaufensterscheibe ausbreitete, bevor sie zu einem Haufen Glassplitter zusammenfiel. Cavanaugh war ihm dicht auf den Fersen. So dicht, dass Ben sich nicht umzudrehen wagte, um nach ihm Ausschau zu halten. Stattdessen tauchte er in eine Menschentraube ein, die gerade aus dem Franscati kam, einem großen Laden, der an einem Ende des kreuzförmigen Einkaufszentrums lag. Mit dem Aktenkoffer vor der Brust wühlte er sich durch den Pulk, wobei er jemandem auf den Fuß trat, dadurch kurz aus dem Gleichgewicht geriet und ein paar wertvolle Sekunden verlor.
    Ein Knall, nur Zentimeter von seinem Kopf entfernt: das Geräusch eines Geschosses, das auf Stahl trifft. Der Aktenkoffer zitterte, teils von der Wucht des Aufpralls, teils von seinen eigenen
Muskelzuckungen. Als hätte man von innen mit einem kleinen Hammer eine Beule in den Koffer geschlagen, spürte Ben auf seiner Brust eine kleine Ausbuchtung. Die Vorderseite war von der Kugel durchschlagen worden, die Rückseite hatte ihr standgehalten. Der Schild hatte ihm das Leben gerettet, wenn auch nur hauchdünn.
    Obwohl er seine Umgebung nur noch verschwommen wahrnahm, wusste er, dass er gerade in die vor Menschen wimmelnde Halle Landesmuseum lief. Er wusste auch, dass ihm der Tod immer noch auf den Fersen war.
    Die Menschen rannten schreiend auseinander, duckten sich und kauerten sich auf den Boden, während der Horror, die Schüsse, das Blutvergießen immer näher kamen.
    Ben stürzte sich in die Menge und wurde von ihr verschluckt. Kurz schien es so, als hätte das Schießen aufgehört. Er warf den Aktenkoffer auf den Boden. Er hatte seinen Zweck erfüllt, außerdem würde das glänzende Metall jetzt eine zu gute Zielscheibe abgeben.
    War alles vorbei? War Cavanaugh die Munition ausgegangen? Oder lud er nur nach?
    Ziellos drängelte sich Ben durch das Labyrinth der Passagen und suchte nach einem Ausgang. Vielleicht habe ich ihn abgehängt, dachte Ben. Trotzdem wagte er nicht, sich umzuschauen. Er hastete weiter.
    In dem Gang, der zum Franscati führte, entdeckte er ein auf rustikal getrimmtes dunkles Holzschild, auf dem in goldenen Buchstaben Katzkeller-Bierhalle stand. Es hing über einem Gewölbebogen. Auf einem kleineren Schild stand Geschlossen.
    Im Schutz der hektisch vorwärts drängenden Menschen ließ Ben sich bis zu dem Restaurant treiben und drückte sich dann durch den nachgemacht mittelalterlichen Torbogen in den riesigen leeren Saal. Von der Decke hingen an gusseisernen Ketten riesige Kronleuchter aus Holz. Hellebarden und Kupferstiche von Adeligen aus dem Mittelalter zierten die Wände. Die grob gezimmerten, massiven runden Tische vervollständigten das Bild, das sich der Architekt von einem Zeughaus aus dem 15. Jahrhundert gemacht hatte.
    Ben duckte sich hinter die lange Bar, die sich rechts an der
Wand befand. So sehr er sich dagegen wehrte, er konnte das laute Keuchen nicht unterdrücken. Seine Kleidung war bis auf die Haut durchgeschwitzt, das Herz raste, und in der Brust spürte er einen stechenden Schmerz.
    Er klopfte leicht an die Verkleidung der Theke. Es klang hohl. Anscheinend furnierte Gipsplatten - nichts, was eine Kugel aufhalten würde. Er kroch die Theke entlang, dann um eine Ecke und gelangte in eine aus Stein gemauerte Nische, in der er sich aufrichten und verschnaufen konnte. Als er sich mit dem Rücken an einen Pfeiler lehnte, stieß er mit dem Kopf an eine schmiedeeiserne Laterne, die oben auf den Pfeiler montiert war. Er stöhnte auf, drehte sich um und untersuchte die Laterne. Man konnte die ganze Apparatur - den schweren schwarzen Eisenarm und die verschnörkelte Fassung samt Birne - aus der Halterung nehmen.
    Knirschend löste sich der Arm. Er umfasste die Laterne mit beiden Händen und drückte sie gegen die Brust.
    Und dann wartete er. Langsam beruhigte sich sein Herzschlag. Warten konnte er. Er erinnerte sich noch gut an all die Thanksgivingfeiertage am Greenbriar. Max Hartman hatte darauf bestanden, dass seine Söhne Jagen lernten und dafür Hank McGee angeheuert, einen grauhaarigen Alten aus White Sulfur Springs. Was soll daran schon schwer sein?, hatte er damals gedacht. Er war ein As im Skeetschießen gewesen, und das Zusammenspiel seiner Hände und Augen war perfekt. Er hatte das McGee gegenüber anklingen lassen, worauf dieser ihn nur finster angeschaut hatte. Du glaubst also, dass es
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