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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll
Autoren: Robert Ludlum
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schwer verletzt. Mein Vater ist gefahren. Der Wagen... Totalschaden. Oh, mein Gott...« Er konnte nicht weitersprechen und ähnelte jetzt mehr einem Kind als einem Halbwüchsigen. »O Gott, ich glaube, mein Vater ist tot.«
    Der Blick des Alten wurde jetzt weicher. Langsam öffnete er die Sturmtür, um den Fremden hereinzulassen. »Also gut«, sagte er. »Kommen Sie rein.«
    »Danke«, sagte der Bursche und trat durch die Tür. »Es dauert nicht lange. Nochmals vielen Dank.«
    Der Alte drehte sich um, ging in das schäbige Wohnzimmer und knipste das Licht an. Als er sich wieder zu dem Burschen umdrehte, kam dieser auf ihn zu und umfasste mit beiden Händen die rechte Hand des Alten, als wollte er ihm auf diese etwas unbeholfene Art danken. Vom Ärmel der gelben Öljacke tropfte Wasser auf den Morgenmantel. Dann machte der Bursche eine ruckartige Bewegung. Die Hand des Alten zuckte zurück, dann sackte er auf dem Boden zusammen.
    Ein paar Sekunden schaute der Bursche auf den zusammengekrümmten Körper hinunter. Dann löste er die kleine Vorrichtung, an der die Spritze mit der winzigen versenkbaren Injektionsnadel befestigt war, von seinem Handgelenk und steckte sie in die Innentasche seiner Öljacke.
    Er schaute sich im Raum um und schaltete den altertümlichen Fernseher ein. Es lief ein alter Schwarzweißfilm. Sofort machte er sich mit der Routine eines erfahrenen Mannes an die Arbeit.
    Er ging zurück zu dem Körper, zog ihn zu einem speckigen orangefarbenen Sessel und hob ihn hinein. Die Arme legte er auf die Lehnen und drehte den Kopf in Richtung Bildschirm. Es sah aus, als sei der Alte vor dem Fernseher eingeschlafen.
    Dann zog er eine Kleenex-Rolle aus seiner Öljacke, wischte das Wasser auf, das auf den breiten Kiefernbohlen kleine Pfützen gebildet hatte, und ging zu der immer noch offenen Tür. Er schaute kurz hinaus, trat auf die Veranda und schloss die Tür hinter sich.

    Die österreichischen Alpen

    Der silberfarbene Mercedes S430 schlängelte sich die steile Bergstraße hinauf und hielt vor dem Kliniktor. Der Wachmann kam aus seinem Häuschen, sah, wer im Wagen saß, und sagte unterwürfig: »Willkommen, Herr Direktor.« Er verlangte keinen Ausweis. Der Klinikchef legte Wert darauf, nicht unnötig aufgehalten zu werden. Der Wagen fuhr die kreisförmige Auffahrt hinauf. Das gepflegte Gras und die gestutzten Kiefern auf der leicht ansteigenden Rasenfläche kontrastierten mit den unregelmäßigen Flecken Pulverschnee. In der Ferne erhoben sich die majestätischen weißen Felsspitzen und Flanken des Schneebergs. Der Wagen umkurvte eine kleine Gruppe hoher Eiben und näherte sich einem zweiten, von außen nicht sichtbaren Wachhäuschen. Der Wachmann, der schon über die Ankunft des Direktors informiert worden war, drückte gleichzeitig einen Knopf und legte einen Schalter um. Die Stahlschranke hob sich, und die eisernen Spikes quer über der Fahrbahn verschwanden im Teer.
    Die lange, schmale Straße, die der Mercedes hinauffuhr, führte nur zu einem einzigen Ort: einer alten Uhrenfabrik, die in einem zweihundert Jahre alten Schloss untergebracht war. Mit einem verschlüsselten Funksignal wurde ein elektrisches Tor geöffnet, und der Wagen rollte auf seinen reservierten Parkplatz. Der Fahrer sprang heraus und öffnete die Wagentür. Der Direktor stieg aus und ging schnell in das Gebäude, wo ihm hinter einer kugelsicheren Scheibe ein dritter Wachmann lächelnd zunickte.
    Er betrat den Fahrstuhl, der in dem altertümlichen Gebäude wie ein Anachronismus wirkte, schob die digital kodierte Ausweiskarte in den Schlitz und fuhr ins zweite, oberste Stockwerk. Durch drei Türen, die sich alle nur mit einer elektronischen Chipkarte öffnen ließen, gelangte er in den Konferenzraum. Die anderen hatten schon an dem langen polierten Mahagonitisch Platz genommen.
    »Meine Herren, es ist so weit«, sagte er. »Nur noch wenige Tage trennen uns von dem immer wieder verschobenen Augenblick, in dem sich unser Traum erfüllt. Der lange Prozess der Reifung ist fast vorüber, und so darf ich Ihnen mitteilen, dass Ihre
Geduld nun belohnt wird. Und zwar in einem Ausmaß, das die kühnsten Erwartungen unserer Gründerväter übertrifft.«
    Dankbar nahm er die Beifallsbekundungen der Anwesenden zur Kenntnis und fuhr dann fort. »Was die Sicherheitsfrage betrifft, so hat man mir versichert, dass nur noch sehr wenige angeli rebelli verblieben sind. Schon bald wird es auch diese nicht mehr geben. Allerdings gibt es da noch ein kleines
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