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Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)

Titel: Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Autoren: Romana R. K.
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der Meere, um
die Gunst der Bewohner. Poseidon schenkte ihnen einen Brunnen. Dieser spendete
allerdings nur Salzwasser, für das die Menschen keine Verwendung fanden. Athene
übergab ihnen einen Olivenbaum, der ihnen nicht nur Nahrung bot, sondern auch
als Handelsgut diente. So gewann die jungfräuliche Göttin und wurde die
Namenspatronin dieser Stadt: Athen.
    Ihr
zu Ehren wurde auf der Akropolis ein großer Tempel errichtet, den die Athener
über lange Zeit mit viel Blut und Schweiß erbaut hatten. Ein Tempel aus
feinstem Marmor und einer riesigen bronzenen Statue der Göttin darin, die ihr
zeigen sollte, wie sehr sie die mächtige Tochter des Zeus verehrten.
     
    Zur
gleichen Zeit, als die letzten großen Handelsschiffe und die kleinen
Fischerboote am Hafen der Gemeinde Piräus, nur wenige Kilometer westlich von
Athen, anlegten, um die Polis über einen schmalen Kanal mit Waren zu beliefern,
öffneten sich dort auch die ersten Holzläden der steinernen Gebäude und die
gepflasterten Straßen und Wege füllten sich mit dem kunterbunten Stimmengewirr
aufgeregter Athener, denn das Gewitter, das vergangene Nacht über den Dächern
der sonst eher ruhig gelegenen Stadt hinweggezogen war, hatte seine Spuren
hinterlassen. Offene Gelände, wie die große Agora am Rande der Stadt, waren
teilweise komplett überflutet. Der sonst nur zwei Meter tiefe Kanal, der an
heißen Sommertagen eher einer staubigen Wüste glich, entwickelte sich über
Nacht zu einem tobenden Fluss und riss eine ufergelegene Holzscheune mit dem
Saatgut für den kommenden Frühling einfach mit. Einige Olivenbäume der mühsam
gepflegten Allee, die sich an den großen eisernen Stadttoren erhoben, wurden
durch den Druck des Windes wie Streichhölzer umgeknickt und auch die aus Lehm
und Holz gefertigten Unterkünfte, die in den ärmlichen Stadtbezirken am Rande
Athens als Häuser dienten, hatten teilweise beträchtliche Schäden davongetragen.
Nur die prächtigen Steingebäude, die sich um den großen Stadtplatz in der
Polismitte emporhoben, blieben unversehrt und trotzten dieser Laune der Natur
völlig unbekümmert.
    Die
Bewohner allerdings waren verwirrt, ratlos und verängstigt, denn schließlich
hatten die Götter sie doch mit diesem schweren Gewitter bestraft. Einige
glaubten, es sei der Vorbote einer anstehenden Katastrophe, die sie schon bald
ereilen sollte. Immerhin war ein Gewitter dieses Ausmaßes eher unüblich für die
Jahreszeit. Andere glaubten, dass Zeus, den sie für den Verursacher dieser
Zerstörungsgewalt hielten, sich mit seiner Gemahlin Hera gestritten habe und
seinen unbändigen Zorn auf die Menschen niederließ. Weitere machten Poseidon
für den reichlichen Regen und das Fluten des kostbaren Landes verantwortlich,
denn ihm hatten sie schließlich die Stadt verweigert. Wieder andere hielten es
jedoch für eine schlichte Gewalt von Mutternatur, ohne jegliche Bedeutung und
Folgen. Tatsache war allerdings, dass sich diese ‚bedeutungslosen‘ Gewitter in
den letzten Wochen gehäuft hatten. Sie traten immer öfter auf, eines schwerwiegender
als das andere, bis sie ebenso plötzlich wieder verschwanden wie sie auch
gekommen waren. Aber die Athener vertrauten auf die Schutzherrin der Stadt und
glaubten nicht, dass die jungfräuliche Göttin sie im Stich lassen würde. So
hatte sie und Demeter, die Göttin des Ackerbaus, dieses Jahr bereits für einen
guten Ernteertrag gesorgt, der nicht nur reichlich Nahrung für den Winter
bieten würde, sondern auch für einen hervorragenden Handel mit Marathon reichen
sollte, auch wenn eines ihrer Holzlager zerstört wurde.
    Doch
während sich die Menschen in den überfüllten Straßen durchs Leben drängten und
damit beschäftigt waren, die entstandenen Schäden auszumachen, waren andere
damit beschäftigt, ihr nächstes Ziel auszumachen.
    Lautes
Geschrei hallte vom Stadtplatz, der nun zeitweilig als Marktplatz genutzt
wurde, durch die einzelnen Gassen der inzwischen sehr lebhaften Polis.
    „Haltet den Dieb, er hat die Äpfel nicht
bezahlt!“, schrie ein älterer Mann in einer abgetragenen braunen Kutte vor
einem aus morschem Holz zusammengeschusterten Obststand. Er war allem Anschein
nach ein Mitglied der ärmeren Unterschicht, von denen es in Athen mehr als genug
gab und von der höheren Gesellschaft mit einem bedenklichen Blick des
Mistrauens gemustert wurden. Sie waren das Ungeziefer, das sich in die Stadt
einnistete wie in ein heruntergekommenes Haus. War es einmal da, war es
unmöglich es wieder
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