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Das sexuelle Leben der Catherine M.

Das sexuelle Leben der Catherine M.

Titel: Das sexuelle Leben der Catherine M.
Autoren: Catherine Millet
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schliefen. Da ich gegenüber Neuem eine natürliche Offenheit besaß und keine moralischen Probleme damit hatte, passte ich mich den Wünschen und Praktiken dieser Männer gerne an; das war der einzige Gedanke, den ich mir zu diesem Thema je gemacht hatte, doch eine Theorie leitete ich daraus nie ab und verteidigte folglich auch meine Lebensweise nach außen hin in keinster Weise.
    Wir waren drei Jungen und zwei Mädchen. In einem Garten auf einem Hügel über Lyon hatten wir zu Abend gegessen. In Lyon wollte ich einen jungen Mann besuchen, den ich kurz zuvor in London kennen gelernt hatte, und André – er war der Freund meiner Freundin und auch aus Lyon – hatte mich mit dem Auto von Paris aus mitgenommen. Unterwegs hatte ich André gebeten, zum Pinkeln kurz anzuhalten. Er war auch ausgestiegen, hatte mir zugesehen und mich gestreichelt, während ich da hockte. Es war mir nicht unangenehm gewesen, trotzdem hatte ich mich ein bisschen geschämt. Vielleicht lernte ich In jenem Augenblick, mich aus der Verlegenheit zu ziehen, indem ich meinen Kopf zwischen seine Beine schob und seinen Schwanz in den Mund nahm. In Lyon blieb ich mit André zusammen, wir wohnten bei seinen Freunden, einem Jungen namens Ringo und einer älteren Frau, der das Haus gehörte. Sie war jedoch nicht da, und die Jungs nutzten die Gelegenheit zu einem kleinen Fest. Es kam noch ein anderer Junge mit einem großen Mädchen, das sehr kurzes, dichtes Haar hatte und ein wenig männlich aussah. Es war Juni oder Juli, es war heiß, und jemand hatte die Idee, wir sollten uns doch alle ausziehen und ins große Becken springen. Ich hörte – ein bisschen gedämpft, weil ich mir tatsächlich schon das T-Shirt über den Kopf zog – wie André rief, ich würde mich bestimmt nicht als Letzte hineinstürzen. Ich habe vergessen, wann und warum ich aufhörte, Unterwäsche zu tragen (meine Mutter hingegen hatte mich angehalten, schon im Alter von dreizehn oder vierzehn Bügel-BHs und Miederhöschen zu tragen, denn eine Frau müsse »ordentlich angezogen« sein). Ich war immer schnell beim Ausziehen. Auch das andere Mädchen zog sich aus, doch ins Wasser ging niemand. Der Garten war gut einzusehen, sicherlich erinnere ich mich deshalb an das Zimmer – ich in der Kuhle eines hohen, schmiedeeisernen Betts, über die Stäbe hinweg sah ich nur die hell erleuchteten Wände und ahnte, dass das andere Mädchen irgendwo auf einem Sofa lag. André bumste mich als Erster, lange und ruhig, wie es seine Art war. Dann hörte er plötzlich auf, und mich beschlich eine unsägliche Unruhe, als ich sah, wie er sich von mir entfernte, langsam und gebeugt zu dem anderen Mädchen ging. Dafür legte sich Ringo auf mich, und der dritte Junge, er war stiller und zurückhaltender als die anderen, stützte sich neben uns auf den Ellbogen und strich mit der freien Hand über meinen Oberkörper. Ringos Körper war ganz anders als Andres, er gefiel mir besser, war größer, sehniger. Ringo gehörte zu denen, die das Becken getrennt vom übrigen Körper bewegen; auf die Arme gestützt bumsen sie, ohne sich auf die Frau zu legen. Doch auf mich wirkte André reifer (älter, genauer gesagt; er war in Algerien gewesen), sein Fleisch war nicht mehr ganz so fest und sein Haar nicht mehr ganz so dicht. Ich schlief gerne neben ihm, den Hintern an seinen Bauch gedrückt, und ich mochte es, wenn er mir sagte, ich hätte dafür genau die richtige Figur. Als Ringo aufhörte, übernahm der Junge, der uns zugeschaut und mich dabei gestreichelt hatte, doch mich drückte schon länger die Blase und ich musste dringend pinkeln. Der schüchterne Junge war enttäuscht. Als ich zurückkam, schlief er mit dem anderen Mädchen. Ich weiß nicht, wer von beiden, Ringo oder André, so nett gewesen war, mir zu sagen, er hatte bei ihr nur »abgespritzt«.
    Ich blieb etwa zwei Wochen in Lyon. Tagsüber arbeiteten meine Freunde, die Nachmittage verbrachte ich mit dem Studenten, den ich in London kennen gelernt hatte. Wenn seine Eltern nicht da waren, legte ich mich auf sein Schrankbett, er legte sich auf mich, und ich musste aufpassen, dass ich nicht mit dem Kopf ans Regal stieß. Ich hatte damals noch nicht viel Erfahrung, aber weil er sein noch etwas weiches und feuchtes Glied so verstohlen in meine Scheide gleiten ließ und das Gesicht gleich an meinem Hals vergrub, fand ich ihn noch unerfahrener als mich. Was eine Frau empfand oder empfinden sollte, schien ihn ziemlich zu beschäftigen, denn er fragte mich ganz
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