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Das sechste Opfer (German Edition)

Das sechste Opfer (German Edition)

Titel: Das sechste Opfer (German Edition)
Autoren: Martin Johannson
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und schrie, doch niemand konnte ihn hören.
     

Fünf Wochen später
    Ich hätte an diesem Abend auf keinen Fall zu Clara gehen dürfen. Diese ganze unglaubliche Geschichte wäre mir niemals passiert, wenn ich in dieser Nacht kurz vor Ostern zu Hause geblieben wäre und mich um meine Arbeit gekümmert hätte. Ich weiß das Datum dieses Tages nicht mehr, an dem mein Leben sich nach und nach aufzulösen begann, ich weiß nur, dass es kurz vor Ostern war, weil ich eigentlich an meinem Artikel hätte arbeiten müssen, der Gründonnerstag erscheinen sollte. Doch mein Bewusstsein arbeitete in dieser Zeit nur ungern mit meinem Unterbewusstsein zusammen, so dass meine Gedanken immer wieder auf Wanderschaft gingen und merkwürdigerweise jedes Mal bei Clara landeten.
Und nun stand ich hier vor ihrer Tür und klopfte. Wäre ich der Held eines Films, würde jetzt Beethovens Schicksalssymphonie als Soundtrack unter meinem Klopfen ertönen, da ich meinem männlichen Instinkt folgend direkt in die Falle lief. Aber bei einem Film konnte man auch sicher sein, dass am Ende die Bösen besiegt wären und die Guten triumphieren würden. Es war jedoch kein Film. Ich befand mich in der Realität und hörte lediglich den Bus draußen auf der Straße, als er um die Ecke bog, und das Schlagen einer Tür ein paar Stockwerke unter mir. Und das Böse war als solches schon gar nicht zu erkennen. Ebenso wenig wie das Gute.
Bevor ich dazu kam, noch einmal zu klopfen, öffnete sich die Tür. Das Licht spiegelte sich in Claras Augen und ihr dunkles Haar kringelte sich feucht, als sie vor mir stand. Sie hielt ein Messer in der Hand und lächelte.
»Du kommst gerade richtig zum Essen.« Die Hand mit dem Messer machte eine einladende Handbewegung, während sie zurück in die Wohnung wich und in einem kleinen Raum auf der linken Seite verschwand. Offenbar ging sie davon aus, dass ich ihr folgen würde, was ich auch tat.
Ich fand mich in einer kleinen, aber gemütlichen Küche wieder, wo Clara am Herd stand und etwas in einem Topf umrührte. Es roch gut.
»Magst du Spaghetti?« Als hätte sie gerade etwas sehr Merkwürdiges gesagt, lachte sie plötzlich auf. »Was für eine Frage. Jeder Mensch mag Spaghetti.«
Sie trug ein knielanges Kleid, das aus einem weitschwingenden Rock und einem engen Oberteil bestand, das vorne geknöpft war. Ihr langes dunkles Haar hatte sie hochgesteckt, aber ein paar Strähnen waren herausgerutscht und kringelten sich auf ihrer Stirn und in ihrem Nacken und fielen leicht über ihre Schulter. Sie sah umwerfend aus.
»Möchtest du kosten?« Sie hielt mir eine Gabel hin, an der ein paar Nudeln hingen, die vor sich hin dampften.
Da auch ich zu den Spaghettiliebhabern gehörte, biss ich in die dargebotenen Nudeln und prüfte sie kritisch. Dann nickte ich. »Sie sind gut. Al dente.«
Sie legte ihren Kopf schief und lächelte mich an, so dass ihre grünen Augen blitzten. »Genau so sollen sie sein.«
Sie widmete sich wieder dem Essen, doch ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf ihre Person, nicht auf das Essen. Ich sah, wie der Dampf aus dem Topf ihre Haut anfeuchtete und über das Oberteil ihres Kleides strich. Sie trug offensichtlich keinen BH darunter, was in diesem Moment ein erregtes Kribbeln in mir auslöste.
    Es war verrückt. So ging das schon seit Wochen. Sobald ich sie sah, konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Ich versuchte, mich von ihrem Anblick zu lösen und betrachtete stattdessen die Einrichtung der Küche. Der Raum war viel kleiner als meine Küche in der Wohnung gegenüber, wesentlich schmaler, aber dafür einladender eingerichtet. Ein paar Gewürzpflanzen standen auf dem Fensterbrett, und eingerahmte Fotografien von exotischen Landschaften zauberten Farbe an die Wände.
»Hast du heute viel zu tun gehabt?« Die Frage lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Person, was mir in diesem Augenblick allerdings nicht so recht war.
»Ich habe weiter recherchiert, wie geplant. Für den Osterartikel gibt es immer genügend zu tun«, antwortete ich ihr wahrheitsgemäß, obwohl ich ohne Claras Bild vor meinem inneren Auge an einem Tag sicher wesentlich mehr geschafft hätte.
»Wirst du denn pünktlich fertig?« Sie nahm zwei Teller und den Topf mit den Spaghetti und ging damit ins Wohnzimmer.
Ich folgte ihr. »Ja, ich denke schon. Ich bin geübt im Recherchieren.«
»Ich hatte schon Angst, ich hätte dich von der Arbeit abgehalten.«
»Nein, nein. Hast du nicht.«
Sie lächelte mich an, als wüsste sie, dass
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