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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller
Autoren: Aufbau
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glaubten, al-Qaida und die Taliban wären unschädlich gemacht. Der Gefangene wusste es besser. Immer noch überquerten militante Sympathisanten ungehindert die Grenze. Manche kamen in Autos, die Pakistans Geheimdienst zur Verfügung stellte, andere langsamer, aber dafür unbemerkt und ungefährdet, im Schutz der Dunkelheit zu Fuß, geführt von Ortskundigen.
    Sein derzeitiger Auftrag aber hatte damit nichts zu tun, sondern betraf etwas gänzlich Anderes, und zwar etwas,dachte er mit einem flauen Gefühl in der Magengrube, das unter Umständen eine größere Gefahr darstellte, als Atombombe und Taliban zusammengenommen.
    Seine Entführer hatten ihn ein paar Meter von der Straße weg ins flache Gelände gebracht – es war eher ein unbefestigter Weg als eine Straße –, an einen dort eingerammten hohen Pfahl gefesselt und in der Obhut eines der Ihren zurückgelassen, eines kräftig gebauten Angehörigen des Durrani-Stammes. Er trug einen gestreiften Turban; die beiden Enden hingen ihm wie Zöpfe über die Schultern.
    Seit der Abfahrt seiner Kameraden saß er auf einem Stein in der Vormittagssonne, die noch einen langen Weg bis zum Zenit zurückzulegen hatte, und tippte im Takt der verbotenen Musik mit dem Fuß auf den Boden.
    Der Gefangene, ein Mann Ende zwanzig mit Namen John Navai, musterte zum hundertsten Mal seine Umgebung. Dies war einer der einsamsten Orte der Welt, dachte er, keine Gegend, wo man sich vorstellen konnte, dass die Kavallerie mit Hurra von den Hängen herabstürmte. Es wunderte ihn nicht, dass niemand gekommen war, um ihn zu retten, weder zu Lande, noch aus der Luft, per Helikopter. Von Anfang an hatte er gewusst, dass er allein arbeiten würde und, falls er in Gefangenschaft geriet, allein sterben. Seine Identität musste um jeden Preis geheim bleiben, auch den seines Lebens. John war ein Agent des MI6, des britischen Auslandsgeheimdienstes, und seine Mission in Afghanistan – hatte man ihm gesagt – von allergrößter Wichtigkeit für die nationale Sicherheit Großbritanniens.
    Sie hatten ihn bereits verhört, weiter oben in den Bergen, in einem ihrer Verstecke, die man nur mit dem Maultier erreichen konnte oder zu Fuß. Lotrechte Steilwände, gewundene Pfade über lockeres Felsgestein, tiefe Klüfte und die schneebedeckten Nadeln unzähliger Gipfel – eine ihm vertraute Welt und doch eigentlich so fremd wie die Oberflächedes Mars, ein geheimes, uneinnehmbares Reich, welches niemand ohne Erlaubnis betrat oder verließ.
    Sein Gefängnis war eine verräucherte Höhle gewesen, die er, angekettet an einen tief in den Fels eingelassenen Ring, mit einer Herde stinkender Schafe und Ziegen teilte. Fledermauskot bedeckte den Boden, und ein Stück weiter hinten von dort, wo er saß, war am Tag die Höhlendecke schwarz von ihren samtigen, kopfüber hängenden Leibern.
    Seine Höhle, begriff er nach und nach, war Teil eines größeren, durch unterirdische Gänge verbundenen Systems. Sie befand sich etwa fünfzehn Meter unter der Erdoberfläche, zugänglich durch einen steil nach unten führenden Tunnel, dessen Öffnung hinter dichtem Buschwerk verborgen lag. Ein Schacht in der Decke bildete die einzige Luftzufuhr.
    Jeden Morgen erhielt er ein Frühstück, bestehend aus Quark und altem Brot. Während er aß, redete ein Turban tragender Geistlicher namens Hadschi Achmad mit sanfter Stimme und in englischer Sprache auf ihn ein, bat ihn, zum Islam zu konvertieren und sich damit Schmerz und Tod zu ersparen. Jeden Tag hatte er geschwiegen, und der Achund hatte lächelnd seine Entscheidung respektiert. Er war ein Christ, hatten sie gesagt, also würden sie ihn nicht töten, weil er sich weigerte zu konvertieren. Falls sie ihn töteten, dann nicht wegen religiöser Unbelehrbarkeit, sondern wegen seiner anderen Verbrechen.
    Worin diese bestanden, war schnell erklärt. Nach Hadschi Achmads Überzeugung war der Gefangene ein britischer Spion im Dienst des MI6 oder gehörte als Offizier des britischen militärischen Geheimdienstes zu der Schnellen Eingreiftruppe der Alliierten in Kabul. Der Gefangene trug einen flachen afghanischen Hut und einen wollenen Umhang; man konnte ihn für einen Einheimischen halten. Er gab vor, weder Dari noch Paschtu zu verstehen, aber seinBefrager brauchte ihm nur ins Gesicht zu blicken, um zu erkennen, dass er wahrscheinlich iranischer Abstammung war, auch wenn er Englisch mit starkem britischem Akzent sprach. Hadschi Achmad hatte an der Universität Newcastle in Ingenieurswesen
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