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Das Schwert - Thriller

Das Schwert - Thriller

Titel: Das Schwert - Thriller
Autoren: Aufbau
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Leys School, Gedichte, die ihm zu Herzen gegangen waren, seines Vaters Stimme, die in der Stille eines jungen Tages Iden von Hafis rezitierte, Junes Gesicht, das ihn gleich bei ihrer ersten Begegnung bezaubert hatte, aber die Erinnerungen flackerten nur kurz auf wie Meteoriten an einem schwarzen Himmel und erloschen.
    Minuten vergingen, Stunden oder auch Tage, und immer noch hing er am Kreuz und glaubte, dass er im nächsten Augenblick sterben würde. Von Zeit zu Zeit gelang es ihm, die Lider zu heben, und jedes Mal sah er Hadschi Achmad, der reglos dastand und ihn stumm beobachtete. Seine Augen schwammen in Blut, vermischt mit Tränen, und Blut lief ihm in Strömen aus Nase und Ohren.
    Er hatte geglaubt, er würde nicht anders können, als seine Schmerzen hinauszubrüllen, aber nein. Längst war jeder Atemzug ein mühsames Ringen gegen das Ersticken, zum Rufen, erst recht zum Schreien fehlte ihm die Kraft. Bestenfalls konnte er stöhnen und tat es, bis sein Stöhnen der einzige Laut im Universum war, und sein Körper war das Universum, und das Universum befand sich im freien Fall, haltlos taumelnd ins Nichts.
    »Sprich mit mir, Mike. Ich verlange nicht viel, nur ein Wort. Einen Namen. Einen Hinweis. Sag mir, wo dasSchwert sich befindet, sag mir, wer es hütet, und ich beende augenblicklich deine Qualen.«
    Er bemühte sich, die Augen zu öffnen, und durch einen blutig-roten Schleier sah er seinen Henker vor sich, mittels einer Leiter oder sonstigen Vorrichtung zu ihm hinaufgelangt.
    »Wie ... lange hänge ich ... schon hier ... oben?«, fragte er. Seine Stimme drang krächzend aus seiner Kehle, die rau war wie Sandpapier, jedes einzelne Wort bedeutete eine ungeheure Kraftanstrengung.
    »Eine halbe Stunde«, antwortete der Mullah. »Ich komme wieder.«
    Eine halbe Stunde? Ihm war es vorgekommen wie eine halbe Ewigkeit. Wie würde eine ganze Stunde sein? Wie sollte er einen Tag überstehen? Wie die lange Nacht mit eisigem Wind anstelle des Sonnenscheins?
    Alles Denken erlosch. Er war nurmehr eine Maschine, die nach einem Moment der Linderung strebte oder dem Ende. Wie ein Roboter stemmte er sich hoch und sank herab; Muskelfasern und Sehnen zerrissen und Nervenstränge, abgeschürfte Haut entblößte rohes Fleisch.
    Sobald er das Bewusstsein verlor, injizierte Hadschi Achmad ihm ein schnell wirkendes Medikament in den Oberschenkel. Das Stimulans hielt ihn wach, lange, unerträgliche Minuten, bis die Wirkung nachließ und er wieder in einem Abgrund aus Schwärze versank. Er hatte kein Zeitgefühl mehr. Das Maß für seine Sekunden und Minuten war Schmerz.
    »Wie lange?«, fragte er mit vor Durst brüchiger Stimme. Sein Hals fühlte sich an wie mit heißem Sand gefüllt.
    »Zehn Minuten«, hörte er Hadschi Achmad antworten.
    »Das ... das kann ... nicht ... sein.«
    »Nur ein Wort. Nur ein Name.«
    Er versuchte, den Kopf zu schütteln, aber es gelang ihmnicht. Sein Herz jagte, von Hadschi Achmads Drogen wie mit Peitschenhieben vorangetrieben.
    Wieder gnädige Dunkelheit, wieder qualvolles Erwachen. Sein Gesäß war zerschunden vom rohen Holz des Sitzpflocks. Er spürte, wie die Knochen seiner Hand- und Fußgelenke sich knirschend an den dicken Nägeln rieben, die ihn an das Kreuz hefteten, und der Schmerz zog von dort durch seinen ganzen Körper und sammelte sich unter dem Schädeldach, bis er glaubte, sein Kopf müsse zerspringen. Mund und Nase waren voller Blut und Schleim. Angst wühlte in seinen Eingeweiden wie ein rostiges Schwert.
    Über den Gipfeln kreiste mit ausgebreiteten Schwingen ein Lämmergeier, angelockt vom Blutgeruch und der Witterung eines baldigen Todes. Der Beobachter stellte das Fernglas zur Seite, dabei achtete er darauf, dass die Linsen nicht das Sonnenlicht reflektierten. Dann zog er ein Mobiltelefon aus der Tasche und wählte eine Nummer auf der anderen Seite der Welt. Der Anruf wurde von einem der Telekommunikationssatelliten der USA weitergeleitet, die unablässig die Erde umkreisen.
    »Malcolm? Hören Sie, ich glaube, er hält nicht mehr lange durch. Wenn er redet, wissen die, dass wir keine Ahnung haben, wo das verdammte Schwert abgeblieben ist. In den nächsten paar Minuten. Habe ich Ihre Erlaubnis zu handeln? Ja? Dann erledige ich die Sache jetzt gleich. Grüßen Sie Christina von mir. Ciao.«
    Er beendete die Verbindung und griff hinter sich nach einem Gewehr, das bereits auf ein Dreibein geschraubt war. Er stellte es vor sich hin. Es handelte sich um ein Barrett .50, das beste
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