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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers
Autoren: Daniel Loy
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kniete neben ihm und half ihm auf.
    »Ich bin von der Tribüne gesprungen.«
    »Was ist passiert?«, fragte Lacan erschrocken und fasste sich an den schmerzenden Kopf.
    Nessa winkte ab. »Keine Sorge. Die Angreifer sind nicht auf die Loge der Patrizier gelangt. Aber ich wollte nicht dort oben eingekeilt sein, zwischen all den Kaufleuten, die kopflos umherrannten. Ich wollte hier unten sein und mich bewegen können!«
    »Es wundert mich   …«, setzte Lacan ein. Es wundert mich, dass mein Vater die Patrizier übersehen hat , hatte er sagen wollen. Warum hatte es Arnulf versäumt   – wenn das alles sein Werk war!   – zuallererst einen Trupp zu den Führern seiner Feinde zu schicken?
    Er sah sich um. Auf den Zuschauerrängen kämpften immer noch Ritter gegen die Eindringlinge. Die meisten Zuschauer waren auf den Platz gestürmt und flohen durch die Tore. Ein Ritter in prachtvollem Turnierharnisch stand imAusgang auf seinem gepanzerten Pferd. Er drehte sich wie in einem Strudel, die Lanze erhoben, als würde er im Getümmel nach Gegnern suchen.
    Lacan sah, wie der Strom der Flüchtenden den Ritter langsam hinaus auf die Straßen zog.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Nachdem Ihr in den Schildwall gerast seid, sind andere Reiter nachgekommen. Sie haben die Angreifer versprengt und nach draußen getrieben. Seitdem hat sich alles in kleine Scharmützel aufgelöst«, berichtete Sobrun.
    »Es ist nicht noch vorbei«, sagte Lacan. »Wir dürfen nicht zulassen, dass die Fremden sich wieder sammeln.«
    Er wollte nach seinem Schwert greifen, doch Nessa drehte sich von ihm weg und brachte es aus seiner Reichweite. »Finger weg!«, rief sie. »Das gehört jetzt mir. Kriegsbeute.«
    »Wie kann es eine Kriegsbeute sein?«, beklagte sich Lacan. »Du hast diesen speziellen Ritter nicht einmal zu Fall gebracht!«
    Nessa zuckte die Achseln und hielt das Schwert bei sich. »Ich habe es auf dem Schlachtfeld geplündert«, behauptete sie. »Und niemand hat Einspruch erhoben. Also ist es rechtmäßig mein Besitz.«
    »Sei vernünftig!«, rief Lacan. »Du kannst dich nicht ohne Rüstung in den Kampf stürzen.«
    »Ich hätte fast auch noch eine Rüstung bekommen«, stellte Nessa fest. »Aber dann ist der Ritter, von dem ich sie erbeuten wollte, aufgewacht.«
    Lacan bedachte Sobrun mit einem vorwurfsvollen Blick.
    Der Söldner hob die Hände. »Sie hat Euch das Schwert nachgetragen, und sie hat vorgeschlagen, Euch das Kettenhemd zu lockern, damit Ihr besser atmen könnt. Das klang ganz unverdächtig. Wie hätte ich ahnen können, dass das Weib so verschlagen ist?«
    »Ich werde darauf achten, dass ich in nächster Zeit nicht wieder das Bewusstsein verliere«, befand Lacan. Er hielt den Kragen von seinem Kettenhemd fest. Behutsam trat er auf den Platz. Zwischen den Füßen der Bürger lagen zerhauene Schilde, Rüstungsteile, Speere und Klingen am Boden. Er suchte sich ein Schwert heraus.Von seinem Pferd war keine Spur zu sehen. Wenn es den Zusammenprall überstanden hatte, war es vermutlich hinaus in die Stadt geflohen.
    Nessa blieb an seiner Seite. Sie humpelte ein wenig.
    »Wenn es dich tröstet, Lacan«, sagte sie. »Als du den Angriff auf diese Schurken geführt hast, da hast du mir weit besser gefallen als bei dem Turnier zuvor. Und viele der bedeutendsten Bürger der Stadt haben deine Heldentat gesehen!«
    »Großartig«, murmelte Lacan. »Das habe ich gebraucht.«
    Arnulf von Meerbergen würde gewiss nicht begeistert sein, wenn er Gerüchte darüber hörte, wie sein Sohn den Gegenangriff geführt hatte, durch den seine Handlanger zerstreut worden waren.
    »Wollt Ihr mein Ross, Herr?«, fragte Sobrun.
    Lacan schüttelte den Kopf. »Nimm’s mir nicht übel, Sobrun. Aber es ist nicht dasselbe«, sagte er. »Lass uns in die Stadt gehen und dort nach meinem suchen.«
    Langsam gingen sie auf die Tore zu. Er sah Ritter, die vom Kampf auf der Tribüne zurückkamen und die Treppen zum Ausgang hinabstiegen.
    Sobrun zeigte auf sie. »Wir sollten uns mit denen zusammentun«, sagte er.
    Lacan nickte. Vor dem Torbogen hielt er inne. Fast zwei Mannshöhen über dem Boden brannten Feuerschalen an der Mauer zu beiden Seiten des großen Tores. Lacan stellte sich auf die Steigbügel von Sobruns Pferd, zog die zusammengeknüllte Flagge seines Vaters unter dem Kettenhemd hervor und schob sie über den Rand einer der Feuerschalen.
    Der Stoff schwelte und qualmte, dann loderte er auf. Die Fahne des Grafen von Meerbergen verbrannte und schickte
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