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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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nach, was wohl sein würde, wenn es das Swedish Pornhouse vielleicht einmal nicht mehr geben würde. Ich kriegte die Gänsehaut, wenn ich daran dachte, dass die Welt vielleicht bald wieder um einen Kulturtempel ärmer sein würde, der sich des Guten, Schönen und Wahren annahm. Wo früher Jack schleckte, würden vielleicht schon bald Krautköpfe verkauft werden und tote Hammeln. Oder noch schlimmer: Kinderbetten und Fressnäpfchen für den Familienhund, alles in einem Laden. Und das war dann wirklich kein Gewinn, wenn man bedachte, wie gut Jack schlecken konnte und wie schlecht das tote Hammeln oder Familienhunde können. Ich dachte wehmütig: Wenn die Weiber vom Kinderwagen-Regiment in der Gegend das Zepter in die Hand nehmen, dann wird es endgültig keine dreckigen Straßen mehr geben, sondern saubere, keine Wichshäuser, sondern Kinderkrippen. Keine ekeligen Kampfhunde mehr, die überall hinschissen, sondern ekelige Familienhunde, die überall hinschissen. Keine métalliséfarbenen Autos der Türken, sondern schwarze Porsche Cayennes. Das ganze verdammte Programm halt.
    * * *
    „Ich geh’ nach Hause“, sagte Lemmy schließlich als Erster, dem das alles irgendwie sehr zusetzte. Er hatte sich nach der ganzen Aufregung mit dem Wal zuhause doch sehr auf Jack schleckt auf! gefreut, und jetzt das! Nachdem sich Lemmy aus dem Staub gemacht hatte, tropfte einer nach dem anderen weg, und ich blieb alleine zurück.
    Ich ging noch mal zurück in Willis Büro und schaute nach, ob vielleicht irgendetwas fehlte. Nichts, was mir aufgefallen wäre. Es war also wahrscheinlich kein Raub, dem Willi zum Opfer gefallen war. Aber was war es dann? Ein Gespräch, das im Streit endete? Gab es sein Swedish Pornhouse betreffend etwas, worüber er nicht mit mir redete? Es mussten jedenfalls mehrere gewesen sein, die über ihn hergefallen waren, denn mit einem hätte er es immer noch aufgenommen. Und er musste denen, die ihm das antaten, die Türe geöffnet haben, denn die Tür war offen. Kannte er die Schläger? War hier etwas im Busch, wovon ich nichts wusste?
    Ich fand schließlich einen Zentralschlüssel am Brett und nahm ihn mit. Ich verschloss die Tür und ging hinunter.
    Unten im Foyer schaute ich mir noch einmal die vergilbten Jack-Schleck-Plakate an, ich kriegte die Schwermut und versank in tiefe Melancholie – Jack schleckt zurück!, Jack schleckt sie alle!, Jack schleckt los!
    Und jetzt?
    Da ich schon mal schön angezogen war, schaute ich noch auf einen Sprung hinauf zu Happiness ins Pink Flamingo. Es dauerte wie immer ein Weilchen, bis sie fertig war, sie war müde und irgendwie abgekämpft, und ich sagte: „Soll ich dir vielleicht noch ein bisschen die Füßchen massieren?“ Das war es, was Happiness über das Berufliche hinaus für mich einnahm: meine zuvorkommende und höfliche Art. Und natürlich die großen Pranken, die ordentlich, aber doch zärtlich zupacken konnten.
    Bald war sie wieder deutlich besser gelaunt, und ich durfte noch für eine schnelle „Geht aufs Haus“-Nummer über sie drüberrutschen. Dabei stöhnte sie wie immer zufrieden: „So ist es richtig, Rock, genau so!“
    Dabei musste ich doch die ganze Zeit nur an Willi das Schwein denken.
    * * *
    Das Klingelingeling von Darjeeling-Silkes Elektrofahrrad hatte mich wie jeden Morgen verlässlich um sieben Uhr aus dem Schlaf gerissen. Sie ritt das Pferd der zugezogenen Neureichen, das langsam, aber sicher das Eselsgespann der alteingesessenen Anatolier ablöste, und pflügte damit schneidig durch das geschäftige Treiben am Markt, von dort her, wo sie wohnte, nach dort hin, wo ihr Silkes Darjeeling Teahouse lag. Dabei teilte sie die Menge, als stamme sie in direkter Linie von Moses, dem Meerteiler, ab. Natürlich machte sie sich damit nicht nur Freunde. An meinem Fenster stand schon der Kübel mit Fett, den ich eines Tages auf sie schütten würde. Nur war ich bisher immer zu müde, um es vorher auch heiß zu machen, weil sie mich ja jeden Tag viel zu früh weckte!
    Jetzt saß ich in Unterhosen in meinem Büro und kontrollierte mit der rechten Hand die Glotze, in der linken hielt ich das ganze andere Zeugs – Zigaretten, Kaffee, Aschenbecher. Dabei schaute ich gebannt Richterin Barbara Salesch im deutschen Frühstücksfernsehen zu, bei der gerade eine ganze verdammte Türkenbrut übereinander herfiel. Im Wesentlichen ging es um Folgendes:
    Er – Gel im Haar, manikürte Nägel, gezupfte Augenbrauen, graue Trainingshose – wurde von ihr – nabelfreies Top,
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