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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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ist ja ekelhaft, wie du nach Wurst stinkst!“
    Er sagte „Okay“ und zischte ab, und ich fragte mich immer noch, was er wohl damit meinte, dass der Rott sich sein braunes Arschloch hat wegmachen lassen.
    Während ich politische Diskussionen auf höchstem Niveau führte, merkte ich zunächst gar nicht, dass Lemmy auf der anderen Seite des Wagens Nachwuchskundschaft anfütterte: Er verteilte kleine Päckchen mit Gras an jugendliche Einwanderer, manche waren sogar noch Kinder! Aber denen trug er mit ernstem Lehrerinnen-Blick auf, dass sie das Zeug nicht selber rauchen, sondern dem großen Bruder oder der großen Schwester zuhause geben sollten, zum Probieren. Er brachte so eine Art Appetithäppchen unter die Leute, wie sie immer wieder in Fußgängerzonen verteilt wurden.
    Als hätte man nicht schon genug Probleme auf der Welt!
    Ich fragte: „Lemmy! Warum machst du das?“
    Dabei hörte ich mich natürlich wie eine verdammte Lehrerin an, während er sich wie eine verdammte Ehefrau anhörte, als er ein bisschen schnippisch „Dann bring doch mal du Geld nach Hause!“ zu mir sagte.
    * * *
    Nachdem wir sie endlich alle vertrieben hatten, stiegen wir aus. Sofort hing mir die abendliche Hitze wieder im Nacken, das Hawaiihemd klebte wie dicker Sirup an meinem breiten Kreuz. Genau das richtige Wetterchen, um für zwei gemütliche Stunden in Willis Kühlhaus einzuchecken! Dort gab es eine Klimaanlage, die er immer voll aufdrehte, damit seine Filmfreaks nicht kollabierten, während sie sich einen runterholten. Die Leichen wegzuräumen wäre schließlich ein anderer Job gewesen als die vollgerotzten Taschentücher.
    Ich warf Manni den Schlüssel zu, er fing ihn auf wie ein alter Profi. Es sollte schließlich Stil haben, wenn man ins Gürtelkino ging. Hier wurde zwar nicht der rote Teppich ausgerollt wie in diesem französischen Badeort, wenn dort die Porno-Oscars vergeben wurden. Aber die drei Stufen hinauf zu Willi’s Pornhouse waren drei Stufen, die man entweder locker-flockig nehmen konnte oder aber wie ein Bauerntrampel. Ich entschied mich für die locker-flockige Variante, während sich Lemmy wie ein alter Hund, bei dem rein gar nichts mehr ging, die Stufen hinaufquälte. Irgendwie musste er sich heute in seinem Puderdöschen vergriffen haben, oder jedenfalls in der Dosierung. Er kam mir vor, als wäre er linksseitig ganz fahrig und unruhig, während er rechtsseitig lahmte. Schließlich zog ich ihn herauf wie der Bauer seine störrische Kuh.
    Ich hasste es, wie gesagt, wenn ich ihn ins Pornokino mitnehmen musste.
    Vor dem Eingang staute es sich bereits, auf eine bescheidene Art zwar, aber es staute sich. Ein paar Spinner vom Sozialamt, die heute ihre Stütze gekriegt, aber schon wieder alles versoffen hatten, standen herum und wollten eine kleine Spende. Aber wir hatten natürlich alle nichts zu verschenken und schickten sie wieder unter die Brücke: „Los! Los! Husch, husch!“
    Übrig blieben Lemmy und ich, dazu Gorbach, der Vorarlberger, dann Nejedlik, der Hausmeister, Kubelka, der Gehirnschlosser, und die gesamte Senioren-Mannschaft von Westbahn XIV, die im Vorfeld allesamt den Sportcharakter des Films lobten, aber vorsorglich ohne Spielerfrauen gekommen waren. Wir shakten die Hände und klopften uns auf die Schultern.
    „Alles klar?“
    „Alles klar. Und bei dir?“
    „Alles klar.“
    Und dann war da noch Herschel der Jude, der sich aber im Tag geirrt hatte. Herschel Bukowski gab grundsätzlich niemandem von uns die Hand, weil wir für ihn alles dreckige braune Arschlöcher waren. Das hatte was mit dem Krieg zu tun. Ich erklärte ihm, dass heute nicht Anal-Donnerstag mit Dirty Brown Assholes Destroyed auf dem Programm stand, dem sein ausschließliches Interesse galt, sondern Nostalgia-Montag mit Jack schleckt auf!, der unsere Nostalgia-Woche einleiten sollte.
    „Hölle auch!“, fluchte Herschel. „Dieser verdammte Alzheimer!“
    Ich setzte ihn in ein Taxi und gab dem Fahrer, der aus Ägypten stammte, zur detaillierten Wegbeschreibung auch noch die Drohung mit auf den Weg, dass ich ihn persönlich ins Paradies schießen würde, wenn er mit Herschel ein paar Umwege zu viel machte. Er sagte:
    „Ich nicht machen Umweg, Habibi. Ich gute Mann.“
    „Dann Schalom!“
    Wir winkten Herschel nach, aber er winkte nicht zurück.
    Als wir da vor dem Eingang herumstanden, war also irgendwie alles wie immer, und doch war alles ganz anders. Es fehlte die gelöste „Wiederaufnahme eines Welterfolges“-Stimmung, der rote
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