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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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hatte. Sie sagte zu Lemmy: „Schön, dass du da bist. Ich brauch’ was, echt!“
    Am Ende des Tages, wenn die Sonne sich verabschiedete, mussten wir alle wieder ein bisschen herunterkommen von dem verdammten Trip, der das Leben war. Wir setzten uns dazu, und Lemmy legte für jede von ihnen einen fertigen Jolly auf den Tisch, woraufhin eine von Bärbels Freundinnen ihren Beitrag zum Gelingen des kleinen Festes leisten wollte und uns den Tetra-Pak mit dem billigen Fusel herüberschob. Lemmy sagte: „Nein danke!“, und ich sagte: „Bitte nicht!“
    Dann fragte ich Bärbel rundheraus: „Bist du schon wieder schwanger, oder was?“
    Big Bärbel strahlte wie frisch geputzt, der Frühling war ihr ordentlich ins Gestell gefahren, die Hormone wuchsen ihr bei den Ohren heraus, sie war rundum zufrieden, wie man so schön sagt, nichts konnte ihr Glück trüben. Längst hatte sie sich den Ofen in den Mund geschraubt und ein paarmal kräftig daran gezogen, ich sah mich genötigt, den Sozialarbeiter zu spielen: „Dann wird es aber sicher ein sehr lustiger Junge! Wenn du so weiterrauchst, kriegen wir hier in der Gegend noch so einen Scheiß-Freak, von denen wir weiß Gott schon genug haben!“
    Aber Big Bärbel ignorierte meine Pädagogik und lehnte sich an Lemmys Lederjacke, was Lemmy als klaren Beweise ihrer Liebe wertete. So hart, wie sie war, hätte er die Jacke aber auch einfach dort stehen lassen können, und Big Bärbel hätte sich daran lehnen können, bis sie mit ihrer neuen Frucht niederkam. Aber dazu würde es nicht kommen, denn sie brach plötzlich in Tränen aus und sagte: „Er hat doch gesagt, dass er wiederkommt!“
    Sie sagte es, als stünde sie am Strand eines weiten Meeres und wartete auf den Dampfer, der ihren Herzallerliebsten wieder zurückbringen sollte. Aber der Dampfer würde natürlich nicht mehr kommen, es gab ja noch nicht einmal das Meer.
    Ich dachte: Diese verdammten Hormone! Und Lemmy fragte: „Wer ist ,er‘?“
    Ich konnte mir vorstellen, dass „er“ stark behaart war und Dimitar oder Jack Daniel oder Yussuf oder so irgendwie hieß und dass er nicht daran gedacht hatte, sich einen Gummi überzuziehen, als er mit ihr hinter dem Gebüsch verschwand. So einer war „er“. Diese Frau hatte echt ein Händchen für sogenannte exotische Männer, von denen sie sich scheinbar mehr versprach als Verlässlichkeit und ein Eigenheim mit Garten im Grünen. Aber was genau versprach sie sich?
    * * *
    Kaum hatten wir die Mädels vom Huberpark abgefertigt, gab es das nächste Geschrei: „Rock! Da vorne!“
    Lemmy war ein eingefleischter Angsthase, die Regionen seines Gehirns, in denen die Angst saß, hatten die vielen Drogen bisher nicht zerstören können. Ich fragte: „Hast du denn deine Beruhigungspillen nicht mit dabei?“
    Er sagte: „Doch, warum?“
    Ich sagte: „Dann nimm sie gefälligst!“
    Was ihn jetzt so aufregte, war Folgendes: Wir durchfuhren über eine Strecke von ca. 300 Metern die Friedmanngasse vom Brunnenmarkt hinauf in Richtung Gürtel. Da gab es eine kleine Pornoklitsche namens Türkpörn, die gegenüber einer Kebabbude lag, die Türkkebab hieß. Vorm Türkpörn stand immer eine Menge Testosteron herum – vier geistig leicht bedepperte Affen, allesamt Brüder, die aussahen wie die Orgelpfeifen, Trainingsanzüge als Kampfmontur trugen und jede Menge Hammelfleisch zwischen den Beißerchen hatten.
    Richtige Bauernlümmel von ganz weit östlich!
    Wir nannten sie die Daltons, weil sie uns in Art und Aussehen an die vier Idioten aus den Lucky-Luke-Comics erinnerten. Da konnte man schon leichtes Fracksausen kriegen, wenn die zu einem „Ey! Was guckst du? Warum blickfickst du mich?“ sagten. Und wenn man nicht immer brav die Hundescheiße auf dem Gehsteig anschaute, sondern ihnen direkt in die Augen, dann hatte man schnell die behaarte Faust auf der Nase. Weiß der Teufel, warum die es gar nicht mochten, wenn man sie anschaute! Die hatten „echt ein Problem“, wie man das heute nennt, wenn jemand einen ordentlichen Dachschaden hat.
    Gleich neben dem Türkpörn lag dann Dirty Willi’s Swedish Pornhouse, ein farbiger Tupfen Heimat, allerdings an prominenter Adresse mit der Eingangsfront zum gut frequentierten Gürtel hinaus. Und das Swedish Pornhouse nahm sich auch sonst wie ein Palast gegen diesen Ziegenstall aus.
    Ich hatte die Daltons schon länger nicht mehr zu Gesicht bekommen, weil ich sonst immer direkt über den Gürtel zu Willi fuhr, wegen des Umwegs zu Big Bärbel musste ich
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