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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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hervorquellende Hüfte, gezupfte Augenbrauen, reichlich Schminke – mit ihm – Gel im Haar, graue Trainingshose, manikürte Nägel, gezupfte Augenbrauen – betrogen, und zwar deshalb, weil er „nisch in de Hose hat! Ey Mann, du haste einfach nisch in de Hose!“ Der andere aber schon, und zwar deshalb, weil er sich irgendwo in einer türkischen Klinik den Schwanz hat verlängern lassen, „Und dazu steh isch!“ Die Lady fand den Neuen insgesamt klasse: „Warum soll er denn nisch, wenn er misch damit glücklischer maschen kann?“ Dann wurde da noch so eine Adresse eingeblendet, wo genau in Deutschland man sich den Schwanz operieren lassen konnte, weiß der Teufel, das war vielleicht einfach der neueste Schrei unter den Türken. Ich hatte jedenfalls genug gesehen, das mir den Morgenkaffee vermieste, und schrie: „Seid doch einfach mal zufrieden mit eurem Scheiß-Leben!“
    Ich zog den Stecker und lehnte mich weit beim Fenster hinaus. Dort schnappte ich nach ein paar Häppchen frischer Luft, die da draußen inmitten des ganzen Gestanks irgendwo herumschwirren musste, aber ich wusste nicht recht, wo. Wenn ich bei meinem Fenster hinausschaute, dann schaute ich nämlich direkt auf den Müllplatz des Brunnenmarktes, wo 20 Bioabfall-Tonnen herumstanden, in die den ganzen Tag über verfaulendes Gemüse und Obst hineingeschüttet wurde. Am Abend dann kamen die Müllmänner in Orange und schaufelten alles in ihren Brummi hinein, dabei ging es auch lärmmäßig hoch her. Für den anspruchsvollen Investor war das Haus dadurch natürlich tot, denn der Magistrat würde seine Mülltonnen an keinem anderen Platz des Marktes aufstellen, Bürgerbewegung gegen Lärm und Geruchsbelästigung am Brunnenmarkt! hin oder her. Und deswegen würde nie ein geifernder Spekulant Lemmys Haus kaufen wollen, weil die neuen Reichen keinen Wert auf den Gestank von faulendem Obst und faulenden Eiern legten, während sie ihren kleinen Hosenscheißern das nahrhafte Hipp hineinstopften. Für Lemmy aber hatte der Standort direkt neben der Müllhalde des Brunnenmarktes noch einen anderen praktischen Vorteil: Es stank hier Tag und Nacht so bestialisch, dass sich der süßliche Geruch seiner Hanfpflanzen im Keller nirgendwo da draußen festmachen konnte und sich keine der überall aus dem Boden schießenden Just Say No!- Bürgerbewegungen aufregen konnte, die irgendein verdammtes Problem mit dem Konsum von Drogen hatte.
    Wenn ich es recht bedachte, dann hatte Lemmy in seinem Leben bisher alles richtig gemacht, zumindest was die Anschaffung von Immobilien betraf.
    Ich blätterte noch kurz die Kontaktanzeigen in der Gosse durch, als ein Anruf hereinkam, ich drückte auf Grün und sagte: „Rock Rockenschaub löst auf alle Fälle alle Fälle, was kann ich für Sie tun?“
    „Ich bin’s, Herschel.“
    Es war Herschel der Jude. Er hörte sich mampfig und hektisch an, und ich sagte: „Gib doch erst mal deine Zähne hinein, dann kann ich dich besser verstehen!“
    Während ich ihn in seiner Wohnung herumlaufen hörte, interessierte ich mich kurz für „Gerti geht ab!“, bevor ich mich mit dem „Geilen Schleckermäulchen!“ beschäftigte. Über drei Seiten gab es nahrhafte Speise, aber nichts, was Klein-Rocky wirklich schmecken wollte. Erst „Ivanka – kühle Russin verwöhnt!“ konnte ihn ein wenig aus der Unterhose locken, es war wie gesagt sehr heiß in diesen Tagen. Schon wollte ich das Gespräch mit Herschel kurz unterbrechen und die Mehrwertnummer wählen, als Herschel endlich doch noch zurückkam und sagte: „Rock! Mein Hildchen betrügt mich!“
    Darauf ich: „Wer zum Teufel ist Hildchen?“
    Ich hatte bisher nämlich keine Ahnung gehabt, dass Herschel überhaupt ein Hildchen hatte. Aber das waren so die kleinen Überraschungen, wenn man meinte, jemanden zu kennen, nur weil er seit dreißig Jahren an jedem Anal-Donnerstag ins Swedish Pornhouse kam.
    Früher war Sex ja irgendwie echt, oder wie Woody Allen sagte: Sex ist nur dann schmutzig, wenn er richtig gemacht wird. Und die Filme, die Herschel sich anschaute, waren schmutzig, man sah Haare dort, wo sie einem wuchsen, und die Arschrosetten der Darstellerinnen waren ... na ja, sie waren richtig braun, so wie das halt ist, wenn man einen Arsch hat. Da stieß sich niemand groß dran, aber es faszinierte auch niemanden so sehr wie Herschel den Juden. Sobald irgendetwas mit Asshole auf dem Programm stand, saß er verlässlich in der ersten Reihe, mit der kleinen, aber wichtigen Einschränkung,
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