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Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)

Titel: Das Schwert des Ostens: Krimi (German Edition)
Autoren: Manfred Rebhandl
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nun aber durch die Friedmanngasse. Sofort fiel mir auf, dass die Jogginghosen der Daltons heute irgendwie noch ausgebeulter waren als sonst, so, als hätten sie sich alle eine Flasche Cola hineingesteckt, und zwar eine Zwei-Liter-Flasche. Nichts gegen eine ordentliche Schwanzfixierung, aber die anatolische Version der Schwanzfixierung war vielleicht schon ein bisschen krankhaft.
    Lemmy hatte natürlich keine Erfahrung im Nahkampf, und ich nahm es alleine auch nicht mehr jeden Tag mit gleich vier von denen auf, also drückte ich lieber ordentlich auf die Tube. Sie spuckten meinen Toyota an und machten mit der einen Hand Wichsbewegungen, während sie mit der anderen alle möglichen Botschaften in die Luft zeichneten. Diese Idioten verwendeten heutzutage echt mehr Zeit darauf, ihre Sprüche in die Luft zu malen, als mal ordentlich schreiben zu lernen!
    * * *
    Endlich schwang ich den Toyota auf dem Schotter-Parkplatz neben Mannis Billigtanke ab. Dort war bis vor kurzem noch eine Absteige namens Pink Candy gestanden, ein Stundenhotel vornehmlich für schwule Laufkundschaft. Keiner wusste so recht, was jetzt hier herkommen würde, aber ich tippte mal auf Luxus-Appartements für Neureiche samt Hunden und – schlimmer noch! – gehsteigbreiten Kinderwägen! Bis es allerdings so weit war, passierte, was immer passierte, wenn irgendwo was abgerissen wurde: Erst wurde ein Maschendrahtzaun um das brache Grundstück gezogen, und jetzt vermietete Manni für den Investor gegen eine schöne Beteiligung Parkplätze an Leute, die sich dort in ihren Autos einen blasen lassen wollten, meistens Männer, die sich anstatt der angegrauten Gattin zuhause mal ein junges Knäblein gönnen wollten. Normalerweise nahm Manni eine Schweinekohle für so einen Parkplatz, aber natürlich nicht von mir, denn Manni und ich waren Kumpels.
    Wir hatten es eilig, aber Lemmy war der „In der Ruhe liegt die Kraft“-Typ, also zündete er uns noch einen schönen Ofen an, den er während der Fahrt hierher gebaut hatte, groß wie eine verdammte Schultüte für Erstklässler. Ich stellte den Motor ab, und wir drehten die Fenster hinunter, dann ging der Ofen gemütlich hin und her, bis wir plötzlich von einer halben Armee junger Stricher umlagert waren. Einer von denen lehnte sich keck zu mir herein und sagte: „Na, ihr zwei? Ihr seht ein bisschen blass aus.“
    Ich sagte: „Der da neben mir vielleicht ein bisschen. Aber ich überhaupt nicht!“
    Der Junge war wie ein verdammter Scheiß-Skinhead gekleidet, er trug die beliebten engen Jeans und das weiße Shirt samt Hosenträgern. Allerdings kam er mir gleich ein wenig dürr vor für einen Skinhead, und außerdem war er verdammt braun, das kannte man bisher gar nicht von denen.
    Er drückte mir einen Zettel in die Hand, sagte „Tschüüü!“ und wackelte ordentlich mit seinem schmalen Arsch, als er zum nächsten Wagen ging. Auf dem Zettel stand:
    Volksfront Türkenbelagerung – nein danke!
    Wenn man emotional und finanziell nicht gefestigt war, wenn man seinen Platz im Leben noch nicht gefunden hatte, dann konnte es hier heraußen in Klein-Anatolien schon ein wenig eng werden. Dann kam es einem vielleicht schnell so vor, als sei man der eine Mann zu viel an Bord – die Türken, die Jugos, die Huren, die Penner, die Punks mit ihren verfickten verlausten Hunden, und jetzt noch die neureichen Gentrifizierer. Das volle Programm halt, und nicht alle von denen waren hochprozentig sympathisch. Also hatte jeder seine Vorstellungen davon, wenn es darum ging, wer als Erster den Tritt in den Arsch kriegen sollte. Und Fleischhauer Rott von Rotts Wurstwaren seit 1898 hatte sich halt die Türken ausgesucht, weil die sein Schweinefleisch nicht essen wollten.
    Mich störte, dass der Zettel unangenehm nach Wurst roch. Das stank mir irgendwie, also pfiff ich den Jungen zurück und sagte: „He, du! Wie heißt du?“
    Er sagte: „Manuel oder Manuela, wie du willst.“
    Auf die einfachsten Fragen gab es heute keine einfachen Antworten mehr! Ich sagte: „Warum riecht der Zettel nicht nach brauner Scheiße, sondern nach Wurst?“
    Da kicherte er oder sie und sagte: „Ich bin Fleischer von Beruf.“
    „Bei Rott, dem braunen Arschloch?“
    Das fanden die beiden witzig, sie kicherten noch lauter und sagten: „Hihi, braunes Arschloch ist gut.“
    „Wieso?“
    „Na, das hat er sich doch wegmachen lassen ...“
    Ich dachte kurz nach, aber mir fiel dazu nichts ein, also sagte ich nur zu ihm: „Wasch dir mal die Hände. Das
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