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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin
Autoren: Manda Scott
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vorstellbaren Schmerz und löschte seine Drohung für alle Zeit aus.
    Es war das, was man auch ihm, Julius Valerius, versprochen und wonach er sich so verzweifelt gesehnt hatte. Erfüllt von einer schier unerträglichen Qual, die mehr dem Herzen entsprang als seinem geschundenen Körper, schrie er in der Leere seiner Seele nach der Stimme des Gottes und erhielt doch keine Antwort. Nur zu bald war das Brandeisen wieder verschwunden und hinterließ lediglich den Schmerz verbrannter Haut und einen dünnen Rauchkringel, der aufstieg, um sich mit dem Makel der anderen zu verbinden, die zusammen mit ihm gebrandmarkt worden waren.
    Der Zenturio trat wieder zurück, schwang dabei das rot glühende Brandeisen. Die geschwungene Doppellinie des Raben verschwamm, verfestigte sich dann wieder und erhellte den Zwischenraum zwischen ihnen. Verborgene, hinter der Götzenmaske versteckte Augen betrachteten Valerius forschend.
    »Wisset nun, dass ihr meine Söhne Unter Der Sonne seid, die Letzten, für die ich als Vater fungieren werde, und darum für immer etwas ganz Besonderes. Ich werde diese Provinz nun bald verlassen, zusammen mit dem Gouverneur, und mit ihm nach Rom reisen, wo wir die neuen Posten antreten werden, die der Kaiser uns zu übertragen beliebt hat. Ich werde...« Durch den Ernst in seiner Stimme schimmerte unverkennbar Stolz durch... »Zenturio der Zweiten Kohorte der Prätorianergarde sein. Solltet ihr einmal nach Rom kommen, dann meldet euch bei mir. Der neue Gouverneur wird mit dem ersten günstigen Gezeitenstrom des kommenden Monats hier eintreffen. Zusammen mit ihm werden auch die neuen Offiziere kommen, um diejenigen zu ersetzen, die zuvor bereits abkommandiert wurden. Außerdem werden neue Rekruten eintreffen als Ersatz für diejenigen, welche wir verloren haben. In der Zwischenzeit liegt das Wohlergehen dieser Provinz, die Ehre unseres Kaisers und die Ehre der Legionen voll und ganz in euren Händen und in denen eurer Mitbrüder unter dem Gott. Ihr gehört jetzt in allererster Linie ihm. Noch vor den Legionen, noch vor allen anderen Göttern gehört ihr Mithras, bis in den Tod und darüber hinaus. Er ist ein gerechter Gott: Bittet ihn um Kraft, und er wird sie euch verleihen; werdet schwach, und er wird euch vernichten. An dem Brandzeichen werdet ihr euch gegenseitig erkennen und füreinander einstehen, und wenn der Gott es gebe, dass wir uns wieder sehen, dann werde auch ich euch an diesem Zeichen erkennen.«
    Zu siebt standen sie in der Reihe: nackt wie neugeborene Kinder, neu gekennzeichnet und mit neuen Namen versehen. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raums erhob sich eine Männerstimme zu dem Gesang der Neugeborenen, andere fielen nach und nach in das feierliche Lied ein, und zum Schluss stimmten auch die neu Initiierten einer nach dem anderen mit ein, bis die volle Kraft von neunundvierzig Stimmen in dem engen Raum erschallte und mit ohrenbetäubender Lautstärke von den Wänden zurückgeworfen wurde. Als der Gesang schließlich wieder verhallt war, wurde eine einzelne Lampe unter dem Bildnis des Gottes angezündet. Der Zenturio wandte sich um und salutierte. Die anderen hinter ihm taten es ihm nach. Der von seinem Platz über der flackernden Kerze an der Nordwand des Raums herablächelnde Mithras, mit einer Kappe bedeckt und in einen Umhang gehüllt, fing seinen Stier ein und schnitt ihm mit seiner Klinge die Kehle durch.

II
    Nur die Kinder können in der Nacht vor einer Schlacht noch schlafen, und manchmal nicht einmal mehr sie. Bevor der römische Statthalter in Britannien sich einschiffte, um das Land, das er erobert hatte, für immer zu verlassen, versammelten sich zweitausend hellwache Stammeskrieger und halb so viele Träumer an einem Berghang, weniger als einen halben Tagesritt von der westlichsten der römischen Grenzfestungen entfernt. Einzeln und in Gruppen, ganz so wie es ihre Götter und ihr Mut ihnen geboten, bereiteten sie sich auf den Krieg vor, und zwar in einem Umfang, wie man es seit dem Einmarsch der römischen Legionen vor vier Jahren nicht mehr erlebt hatte.
    Breaca nic Graine, ursprünglich vom Volke der Eceni und jetzt von Mona, saß allein am Ufer eines Bergtümpels. Sie hauchte ein kurzes Gebet auf einen Kieselstein, den sie in der hohlen Hand hielt, und ließ ihn dann über das Wasser springen.
    »Bring mir Glück!«
    Der Kiesel hüpfte fünfmal über die Wasseroberfläche und zersplitterte dabei das Spiegelbild des Mondes. Glitzernde
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