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Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein sieht Gespenster: Roman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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wohl nicht, dass ich mich selber völlig einsaue. So ist’s gut. Fass jetzt zu, aber reiß mich nicht mit runter. Ein in den Dreck gefallenes Familienmitglied ist mehr als genug.«
    Schließlich ergriff sie seine Hand, zerrte ihn hoch und schubste ihn nicht ohne heitere Angriffslust in das Ginsterdickicht, das am Rande des Grabens wuchs. »So, das wär’s, du Tolpatsch. Muss ich dich zu Hause auch noch saubermachen? Toll. Siehst prima aus.«
    »Wir hätten umkehren sollen.«
    »Ist jetzt zu spät. Und dein Missgeschick muss sich schließlich auch lohnen.«
    »Und wie kommen wir über die Straße da vorn? Der Teer ist noch frisch.«
    »So, wie du aussiehst, macht ein bisschen Teer den Kohl auch nicht mehr fett.«
    »Die werden uns nicht rüberlassen.«
    »Wer soll denn da rübergelassen werden?«
    »Na jeder. Die Arbeiter werden das nicht wollen.«
    »Jeder? Wir sind nicht jeder. Los, komm!«
    Sie stapften durch Ginster und Heidekraut. Der Teergestank überdeckte fast den Geruch der See. Auch konnten das Gebrumm und Gerassel der Straßenbaumaschinen das Getöse der Wellen nicht ganz übertönen, die sich gegen die Klippen warfen. Ehefrau und -mann kamen an einen Zaun und stiegen hinüber. Sie gingen an ein paar Schafen vorbei, die sie empört anblökten, weil jemand über ihre Weide lief, ohne ihnen ein, zwei Beutel Futter hinzustreuen. In die nächste Umzäunung war ein schmalesHolzgatter eingefügt mit der Aufschrift VORSICHT! WÜ-TENDER BULLE. Das sollte wohl Unbefugte abschrecken, die nicht wussten, wie unsinnig eine solche Warnung war. Aaron marschierte frisch drauflos. Er rieb sich die Nasenspitze in der Hoffnung, das, was vom Graben daran hängen geblieben war, loszuwerden. Er hatte nur mäßigen Erfolg, denn nun klebte der Schlammbrocken an der Oberlippe. Er spuckte und musste wieder und wieder spucken.
    Als sie sich der Stelle näherten, an der das Haus der McClouds gestanden hatte, gerieten sie dank einer Kurve in der Straße aus dem Blickfeld der Arbeiter und hüpften unbekümmert über den frischen Asphalt. An den Sohlen von Aarons verwöhnten Slippern und Lollys an Dreck gewöhnten Stiefeln blieb reichlich Splitt haften. Schließlich kletterten sie auf die aus Feldsteinen aufgeschichtete Mauer, wobei Aaron Lolly galant die verdreckte Hand reichte. Oben blieben sie stehen und schauten über die mit Steinwällen abgegrenzten Felder und die verbreiterte Straße bis zum Horizont im Westen, wo Meer und Himmel scheinbar nahtlos in einander übergingen. Lolly hatte nichts gegen eine Verschnaufpause einzuwenden und nahm die sie umgebende Welt in sich auf.
    Dem Meer zugewandt, fragte Aaron in aller Ruhe: »Bist du hierher gegangen, weil du das Grab sehen wolltest, in dem Declan Tovey lag und in dem wir ihn noch einmal bestatten wollten, ehe die See kam und ihn zu sich nahm?«
    So müßig war die Frage nicht. Lolly, Kitty und Kieran waren damals schon auf den Hof geeilt, während Aaron, abgesehen von dem Skelett, allein im Haus war, als die Stürme es zum Spielball machten, es rüttelten und schüttelten und zum Absturz brachten in die es mit offenen Armen empfangende See. Dass nur göttliches Eingreifen Aaron gerettet hatte, war nie bezweifelt worden. Es war ihm gelungen, durch die Gazetür, in die das Schwein ein Loch gerissen hatte, von der Küche in den Garten zu gelangen, wo besagtes Schwein auch das Skelett ausgebuddelt hatte. Dort, wäre nicht allein das schon Wunder genug gewesen, stießein angeschwemmtes Kanu, das man genauso gut für einen Hai halten konnte, den an allen Gliedern zitternden Mann in die Rippen. Ihm war gerade noch genug Kraft und Geschick gegeben, sich über die Bordwand zu hieven. Bereits im nächsten Moment hob ihn eine Woge, riss ihn mit sich zum Klippenabbruch und hinunter auf den Strand.
    Lolly, Kitty und Kieran hatten das Schauspiel von oben auf der Klippe beobachtet, waren zuerst verzweifelt, dann ungläubig, schließlich voller Hoffnung und endlich verwundert – ihr Staunen schlug in überschäumenden Jubel um. Als der fast ertrunken geglaubte Aaron sich ans sichere Ufer gerettet hatte, hielt die göttliche Gegenwart lange genug an, um Kitty und Kieran und danach Aaron und Lolly Schwüre wahrer Liebe zu entlocken. Das alles geschah in Gegenwart des Schweins, wodurch der Vorgang auf einer gewissen Stufe des Unterbewusstseins gesetzlich legitimiert wurde und nie widerrufen werden konnte.
     
    Lolly schaute hinüber zu den Bergen, den hohen abgerundeten Erhebungen zu ihrer Rechten,
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