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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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Schwein? Es ist lesbisch.«
    »Welches Schwein? Das da?«
    »Ja, das Schwein dort.«
    »Wie kann es lesbisch sein?«
    »Frag mich nicht. Frag Gott, der allein trägt die Verantwortung.«
    Lolly ließ von ihrem Flehen ab und versuchte es mit einer Lektion in Schicklichkeit. »Es ist ein Hochzeitsgeschenk. Das kannst du nicht ablehnen.«
    Kieran sprang vom Laster und nahm den Kuhfladen wieder auf die Schaufel. »Dafür wäre unser Hochzeitsfest der richtige Zeitpunkt gewesen. Aber da hattet ihr es ja mit nach Hause genommen.« Er machte eine Pause. »Obwohl, eine Seite Speck ist uns immer willkommen.«
    »Das würdest du nicht tun!«, kreischte Lolly.
    »Wenn nicht er, dann eben ich«, sagte Kitty.
    Lolly heftete einen mitfühlenden Blick auf ihren Mann. »Vielleicht sollten wir einen separaten Verschlag bauen. Wir könnten ja ab und an ein oder zwei Säue mit dazu sperren.«
    »Hm.« Aaron atmete tief durch. »Wenn du es gern so hättest.«
    »Nicht, weil ich es gern so hätte. Man zwingt mich ja dazu.« Aaron legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sieh doch nur«, fuhr sie fort. »Sieh nur, wie wohl es sich hier fühlt.«
    Kittys Blick folgte Lollys ausgestreckter Hand. DasSchwein stand wie angewurzelt im Burgvorhof und starrte unverwandt auf die Galerie im zweiten Stock, die über der Großen Halle verlief. Es regte sich nicht, und das kam bei diesem Tier nun wirklich höchst selten vor.
    »Siehst du?«, sagte Aaron. »Ihm gefällt die Burg.«
    Kieran, der damit beschäftigt war, den Kuhfladen auf dem Gras zu verteilen, auf dass er dazu beitrug, das schönste Grün auf dem Planeten wachsen zu lassen, rief unmissverständlich: »Na klar. Und mir gefällt Dockerys Pub, was nicht heißt, dass die mich dort wohnen lassen.«
    Kitty hob die Hand und gebot Ruhe. Aaron war erleichtert, denn er hätte keine passende Antwort auf Kierans Bemerkung gewusst, und etwas Dummes wollte er vor seiner Frau nicht äußern. Lolly rückte etwas näher an ihn heran, eine Geste der Solidarität, denn jetzt würde das Urteil fallen. Beide schauten zu Kitty, die aber starrte auf die Burgmauern.
    »Wer ist das dort am Fenster, wohin das Schwein so angelegentlich stiert?«
    »Was für ein Fenster?« Aaron schielte in die Richtung, dabei war ihm die Sache völlig egal.
    »Du solltest besser
welches
Fenster sagen«, rügte ihn Kitty.
    »Welches Fenster?«, wiederholte er gleichgültig.
    »Das dort über der Großen Halle, in der Galerie, das zweite von links. Der Mann, der dort steht.«
    »Was für ein Mann?«
    »Am zweiten Fenster. Der junge Mann, der uns beobachtet. Braune Jacke.«
    Lolly schüttelte den Kopf. »Ich sehe keine braune Jacke.«
    »Dann streich dir die Haare aus dem Gesicht. Er steht dort, hat eine braune Jacke an und sieht zu uns herüber, und das Schwein sieht zu ihm hin.«
    »Kitty, du machst mich ganz wirr«, sagte Aaron. »Ich sehe keinen Mann, weder einen mit brauner noch einenohne braune Jacke. Nicht im zweiten, nicht im dritten und auch nicht im vierten Fenster.«
    »Sind etwa das Schwein und ich die einzigen hier, die nicht blind sind?«
    Lolly reckte den Hals, Aaron krauste die Nase, beide ehrlich bemüht, etwas zu erkennen. Kieran nahm von alledem keine Notiz und beförderte mit erheblichem Lärm die Rampe zurück auf die Ladefläche.
    »Da, jetzt ist er fort«, sagte Kitty. »Ihr braucht euch keine Mühe mehr zu geben.«
    Das Schwein trappelte über den Vorhof und schnüffelte zwischen den unebenen Steinen herum.
    Kitty lachte kurz auf. »Ist vielleicht einer der Hausbesetzer gewesen, hat nach was gesucht, was er hat liegenlassen. Wir haben die Flaschen und verdreckten Matratzen, die überall herumlagen, fortgeschafft. Der ganze Müll stapelt sich in einem Riesenhaufen da hinten in dem Verschlag. Aber drin in der Burg steht noch ein Webstuhl. Oben im Eckturm. Und eine Harfe ohne Saiten. Ob ihr es glaubt oder nicht. Und eine Tischtennisplatte mit Schlägern und Bällen.« Sie hob den Kopf und rief: »Lass ja die Tischtennisplatte stehen. Und auch den Webstuhl und die Harfe. Wir kaufen sie dir ab.« Sie hielt inne. »Da ist er wieder, jetzt am anderen Fenster, an dem letzten. Jetzt seht ihr ihn doch aber, oder?«
    Lolly und Aaron gaben sich alle erdenkliche Mühe.
    »Ich sehe ihn immer noch nicht«, gestand Lolly.
    »Da ist niemand, Kitty«, sagte Aaron. »Du siehst irgendwelche Schatten, vielleicht ist es auch der aufkommende Nebel.«
    »Es ist einer der Hausbesetzer. Ich gehe jetzt zu ihm und werde mit ihm
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