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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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erzählt.«
    »O nein«, wehrte Peter ab. »Ich weiß das erst jetzt und hier und weil auch Sie mit hier sind.« Wieder sah es aus, als wollte er gehen, und wieder sprach er weiter. »Und wenn ich irgendwann noch mehr weiß, soll ich es Ihnen dann erzählen?«
    Es war Kieran, der ihm freundlich und ruhig antwortete. »Nein. Was zu sagen war, hast du gesagt. Das gilt für uns beide. Wir brauchen nicht noch mehr zu hören.«
    Jetzt stand er tatsächlich auf der obersten Stufe, blieb aber erneut stehen. »Quer über die Weide, hinten auf der anderen Seite des Feldes steht Ihr Laster. Wenn Sie zu dem Fest zurückfahren, können Sie mich da mitnehmen? Ich möchte allzu gern noch etwas von dem Schwein haben. Ich weiß nicht, wieso, aber so etwas Großartiges habe ich einfach noch nie gegessen.«
    Im selben Augenblick erklang die Harfe, und zwischen den gezupften Tönen war das Knarren des Tritts und das gleichmäßige Geräusch des Webstuhls zu hören. Peter wartete, weil er keine Antwort auf seine Frage bekam, Kitty und Kieran aber hoben die Köpfe und lauschten. Klagend war die Melodie, die die Abendluft erfüllte, stetig und bedächtig das Geräusch des Webstuhls. Sie lauschten, dann bedeutete Kieran Peter mit einem Kopfnicken, dass sie ihm folgen würden.
    Gemeinsam kletterten sie hinunter. Peter ging an dem Webstuhl, an der Harfe vorbei, bemerkte nichts und stapfte weiter. Kieran und Kitty blieben stehen, wollten sich vergewissern – sehen und hören. Rotgoldene Strahlen färbten den westlichen Himmel, wie sie durch das Fenster erkennen konnten, dunkel hoben sich die Umrisse der Berge dagegen ab, und aus der Ferne klangen das Rauschendes Meeres und ausgelassenes Kreischen der Festtagsgäste an ihr Ohr.
    Kitty griff sich ihr Gerät und wickelte die losen Drähte drum herum. Kieran zog seins unter dem Schemel hervor und packte es sich unter den Arm. Beide sahen zu Brid. Sie bediente das Pedal und ließ das Schiffchen durch die straff gespannten Fäden schießen, unter ihren Händen entstand eine üppige Stoffbahn in schönster Farbenpracht. Sie standen und staunten. Beiden schien es, als würde Brid einen riesigen Umhang weben, in dem Kette und Schuss sich zu einem Muster fügten, das die lange Geschichte des Landes und seiner Bewohner mit all ihren Sorgen und Kümmernissen erzählte. Taddy aber brachte die Harfe zum Klingen, zupfte und strich die Saiten und zauberte ein getragenes Lied, das von Liebe und Abschied sang, von dem traurigen Sehnen, das durch die ganze Welt geht.
    Kitty und Kieran wurde klar, dass sie nirgendwo anders ihr Leben verbringen würden als hier auf der Burg – beide umgeben von dem Geist einer verlorenen und unmöglichen Liebe. Kummer und Leid würden ihre steten Begleiter sein und damit verbunden der Rest einer Schuld aus vergangenen Zeiten. Das Schuldgefühl aber blieb Unterpfand ihrer Liebe zueinander.
    Sie pressten die kleinen Apparate, die den Einsturz der Burg hatten bewirken sollen, an sich und folgten Peter, durchquerten die Große Halle, traten auf Sprengstoff und hielten die Vorrichtungen, die ihn hätten zum Zünden bringen sollen, umso fester. Draußen auf dem Hof gingen sie zu dem am weitesten abgelegenen Verschlag und warfen ihre Gerätschaften, für die sie keine Verwendung mehr hatten, auf den Haufen ausrangierten Mülls, den die ehemaligen Hausbesetzer zurückgelassen hatten. Internet-Text und Texas-Katalog mit ihrem tödlichen und nun nicht mehrgebrauchten Wissen wurden ein für alle Mal in den Tiefen des Unrats versenkt.
     
    Die ganze Nacht hindurch schwangen Kitty und Kieran das Tanzbein, und mit ihnen ihre Gäste.
Dingle Regatta, I Wish I Had a Kerry Cow
und natürlich auch
Sweeney Polka
. Sie schwenkten sich umher, sie wechselten die Partner, ließen keine Figur aus, klatschten in die Hände, stampften mit den Füßen, drehten sich und wirbelten und ergötzten sich an jeder Kombination. Jetzt, da sie die Reise durch das Labyrinth hinter sich gebracht hatten, waren sie in bester Stimmung.
    Der aufgehende Mond tat ein Übriges – die Musikanten überboten sich in ihrer Spielfreudigkeit. Guinness gab es schon längst nicht mehr, aber Tullamore Dew war noch genug da und reichte bis zum Morgengrauen. Vom am Spieß gebratenen Schwein war nur noch der Kopf geblieben; Kieran tröstete sich damit, dass er ihn später ordentlich begraben würde. Selbst die Brennnesselsuppe war vollends verspeist und auch das Brot bis zur letzten Krume gegessen.
     
    Kitty und Kieran zog es hinauf
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