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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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Einfall wieder weg. Aber … aber du weißt ja, wie es so geht. Man versenkt sich in etwas und …«
    »Und man holt das falsche Schwein. Das Schwein im Verschlag. Unser Schwein.«
    Ehe sie sich dazu durchringen konnte, mehr zu sagen, probierte Kitty alle Verhaltensweisen durch – hochmütig und gleichzeitig ungerührt, aalglatt und abweisend, geradeheraus und trotzig. »Ja. Sie holten das falsche Schwein. Sie holten das Schwein im Verschlag.« Sie blickte wiederzu den Gästen. Sie schaute über ihre Köpfe hinweg, tat, als würde sie nichts von dem, was auf der weiten Welt geschah, jemals berühren, als wäre sie immun gegen alles, was ihrer Person hätte schaden wollen.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass nichts, soweit sie es einzuschätzen vermochte, ihre Aufmerksamkeit verlangte, sah sie ihren Mann mit leerem Blick an und hoffte doch gleichzeitig, er möge etwas sagen. Egal, was. Aber bevor er die ersehnte Antwort geben konnte, kam Peter zurück, die Hand leer, und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Mund. »Sie hatten recht. Es war das beste Schwein, das ich je gegessen habe. Noch nie hat mir etwas so gut geschmeckt. Wer hat es zubereitet? Sie, Mrs. Swee …, ich meine Mrs. McCloud, oder wer?«
    Kitty winkte mit der rechten Hand ab, allein der bloße Gedanke verbot sich, ihr Versagen war mit nichts wiedergutzumachen. »Mein Mann. Das gute Gelingen ist allein sein Verdienst.«
    »Allein mein Verdienst wäre übertrieben«, sagte Kieran, und seine Stimme klang staubtrocken. »Meine Frau hat auch dazu beigetragen.« Kitty machte eine leichte Bewegung mit den Schultern, als wollte sie seine Bemerkung abschütteln, und blickte wieder über die Köpfe ihrer Gäste hinweg in die Ferne.
    »Darf ich vielleicht noch ein Stück haben?«, fragte Peter.
    Es kostete Kieran einige Anstrengung, aber er riss sich zusammen; zögernd griff er zum sorgfältig geschliffenen Messer, dessen Klinge im Widerschein der Glut blitzte. Etwa da, wo man das letzte Stück abgetrennt hatte, schwenkte er es unentschlossen in der Luft, als zögerte er, es richtig anzusetzen. »Vielleicht möchtest du dir selbst eine Scheibe abschneiden«, sagte er zu Peter. »Schließlich bist du schon sieben, wie du uns erzählt hast.«
    Peter war sichtlich begeistert, eine so verantwortungsvolleAufgabe übertragen zu bekommen, nahm das Messer und schnitt sich mit erstaunlichem Geschick, das Kieran selbst in seiner gegenwärtigen Verfassung bewundern musste, ein beachtliches Stück aus der Hinterhand des Tieres. Er legte das Fleisch zwischen zwei Scheiben Brot und kicherte fröhlich, als hätte er das Schwein gekitzelt, und übernahm nun dessen Lachen, weil es selbst dazu nicht mehr in der Lage war. Er biss ab und fragte mit vollem Mund: »Kommt Mr. Shaftoe hierher, oder schaut er nur in der Burg vorbei?«
    »Ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass sich Mr. Shaftoe hier oder in der Burg sehen lassen wird«, gab ihm Kieran zur Antwort.
    »Dabei müsste er eigentlich schon hier sein.«
    Jetzt war es Kitty, die auf ihn reagierte. »Schon hier sein?«
    »Falls er nicht einfach vorbeigefahren ist.« Peter biss ein zweites Mal zu und überschätzte sich, er bekam nicht alles in den Mund. Er zerrte ein Stück ab, hielt es in der Hand und betrachtete es mit der gleichen Aufmerksamkeit wie bei anderer Gelegenheit den Popel und den abgesprengten Steinsplitter. »Er sollte besser die Burg nicht betreten«, sagte er und kaute mit vollen Backen. »Ich habe ihm hinterhergerufen wegen der Sache mit dem Schießpulver und den Geistern, aber vielleicht hat er es nicht gehört. Ob jemand hingehen und es ihm sagen sollte?« Er schob sich den eben noch sorgfältig beäugten Fleischbrocken in den Mund.
    Kitty bahnte sich schon einen Weg durch die Schar der Gäste, als Kieran, der an der Tanzfläche stehen geblieben war, um Aaron zu bitten, sich um den Schweinebraten zu kümmern, sie einholte. Ohne seine Frau anzusehen, fragte er: »Willst du zur Burg?«
    »Mach dir keinen Kopf. Es ist … es ist einfach nur, dasser dort nichts zu suchen hat. Er dringt dort widerrechtlich ein. Und das dulde ich nicht. Ich bin gleich wieder zurück.«
    »Hast ja recht. Aber ich komme mit. Vielleicht … vielleicht ist er in meiner Gegenwart zugänglicher.«
    Gemeinsam drängten sie sich durch die Menge, ein Kopfnicken hier, ein aufgesetztes Lächeln da, denn von allen Seiten wurden sie im Vorbeihasten mit Kommentaren über das Essen, die Musik, das Tanzvergnügen und anderen
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