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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)
Autoren: Joseph Caldwell
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wüsste er, dass sein Flehen ohne Wirkung bleiben würde. »Ich bitte Sie.«
    »Spricht er die Wahrheit?«, fragte Kitty.
    Seine Lordschaft schaute auf die in der Dämmerung liegenden Hügel im Norden. Voller Demut, die man ihm nach seinem sonstigen Auftreten nie zugetraut hätte, erklärte er: »Ich bin kein Verbrecher. Ich mag Fehler haben – und man sagt mir viele nach –, Fälschung und Bestechung gehören nicht dazu. Aber es gibt Situationen, da fühlt man sich einfach getrieben, die Grenzen seiner Neigungen zu … zu überschreiten.«
    Sie gewannen den Eindruck, er sähe etwas Bestimmtes in der Ferne, denn unbeweglich auf einen Punkt gebannt, wie verzaubert, war sein Blick. »Diese Burg sollte meine Heimstatt werden. Die Heimstatt, die meine Vorfahrenauf eine Art und Weise erworben hatten, die mir allzu gut bekannt war, aber die ich bewusst verdrängt hatte. Jahrhundertelang war sie der Adelssitz meiner Familie gewesen, egal, wie die Geschichte darüber befindet. Seit meiner Jugend verlangte es mich nach diesem Gemäuer, diesem Turm, den Ländereien ringsum. Und nach dem Meer. Der Junge hat die Wahrheit gesprochen. Was soll mir Schießpulver? Oder Geister? Oder perfide Taten aus uralten Zeiten? All das nehme ich auf mich. Aber leben kann ich nur hier. Oder dem Leben entsagen. Und wenn der Junge noch mehr zu erzählen weiß, dann bitte, ich höre ihm zu.«
    »Nein, mehr habe ich nicht zu erzählen«, erklärte Peter.
    »Dann leben Sie wohl«. George Noel Gordon Lord Shaftoe hob sein Tweedjackett auf, die Krawatte und den anderen Knopf, den Peter nicht an sich genommen hatte. Als er wieder aufrecht stand, lächelte er müde. »Für mein Fehlverhalten, für das unbefugte Überschreiten der Grenzen, die mir von Natur aus gegeben sind, wandere ich jetzt ins Gefängnis. Ich fürchte, ich werde auch dort nicht den geheimnisvollen Lauf der Dinge begreifen. Ich wünsche einen guten Abend.«
    Erhobenen Hauptes und gemessenen Schritts, wie es zu den von ihm gewählten Worten passte, stieg er die Wendeltreppe hinab und verschwand Stufe um Stufe aus ihrem Blickfeld, bis er gänzlich fort war.
    Peter schaute in seine Hand. »Er hat den Knopf vergessen.« Schon wollte er zur Treppe, doch Kieran hielt ihn zurück. »Lass ihn ziehen. Er wird sich einen anderen beschaffen.«
    Peter überlegte, nickte dann und betrachtete den Knopf. Kitty sah Kieran an, Kieran Kitty. Und plötzlich hatte Peter doch noch etwas zu sagen. »Und nun weiß keiner, ob die Burg in die Luft geht oder nicht.« Er hing seinen Gedanken nach und zuckte die Achseln. »Ich aß mein Sandwichund sah auf einmal in die Augen von dem Schwein auf der Holzplatte. Sie waren offen. Und da bin ich hergekommen, um Seine Lordschaft zu warnen. Weil jeden Augenblick die Burg in die Luft gehen würde. Und er sollte ja nicht mit hochgehen. Mehr wusste ich da noch nicht. Den Rest wusste ich dann erst hier. Über ihn und sein bisheriges Leben. Aber das kann ich Ihnen sagen: Niemand weiß, ob die Burg jemals in die Luft gehen wird oder nicht. Und jetzt möchte ich wissen, ob es recht ist, wenn ich zurückgehe und noch eine Portion von dem Schwein esse.«
    »Natürlich kannst du das tun«, sagte Kitty ruhig.
    »Danke.« Er ging zur Treppe und blieb noch einmal stehen. Ohne sich umzudrehen, erklärte er: »Was Sie beide nicht wissen, weshalb Sie eigentlich den Sprengstoff zünden wollten, ist Folgendes: Sie, Mr. Sweeney, lieben Brid. Aber weitaus mehr lieben Sie Ihre Frau. Und deshalb sollte Brid, ein Geist, in die Freiheit entlassen werden, nicht in den Tod, sondern um ihr ewige Ruhe zu schenken. Aus Liebe zu Ihrer Frau.«
    Schon glaubten sie, er nähme die erste Stufe hinunter, aber er sprach weiter: »Und Sie, Mrs. Swee …, Mrs. McCloud, Sie lieben den hübschen Taddy, was ja keine Schande ist, genauso wenig, wie es für Mr. Sweeney keine Schande ist. Brid ist ausgesprochen schön, und Taddy sieht ungemein gut aus. Und für alle miteinander gilt, jeder für sich genommen hat seine Kümmernisse. Sie dürfen sich nicht gegenseitig Vorwürfe machen. Es gibt Dinge, gegen die die Menschen manchmal nicht ankönnen. Aber so sehr Sie Taddy auch lieben, weitaus mehr lieben Sie Ihren Mann. Und deshalb musste auch Taddys Geist in die Freiheit entlassen werden. Aus Liebe zu Ihrem Mann.«
    Kitty hob den Kopf. »Du hast das ausgesprochen, worüberich nie ein Wort verlieren wollte. All das ging mir im Beisein deiner Mutter durch den Kopf. Sie wusste, was ich dachte. Und das hat sie dir
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