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Das Schweigen des Glücks

Das Schweigen des Glücks

Titel: Das Schweigen des Glücks
Autoren: Nicholas Sparks
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habe alles falsch gemacht.«
    Er machte eine Pause. Mit dem Daumennagel schnippste er gegen den Ring an der Dose. »Ich wünschte, ich könnte erklären, warum ich das alles getan habe, aber ich weiß es selbst nicht. Ich habe mich selbst so lange belogen, dass ich nicht sicher bin, ob ich die Wahrheit erkennen würde, wenn sie mir plötzlich gegenüberstünde. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass ich das Beste, was mir je im Leben widerfahren ist, kaputtgemacht habe.«
    »Das ist allerdings wahr«, stimmte sie ihm zu, worauf Taylor nervös lachte.
    »Wahrscheinlich ist eine zweite Chance nicht drin, wie?«
    Denise schwieg; ihr wurde plötzlich bewusst, dass irgendwann im Laufe des Abends ihr Zorn auf Taylor verflogen war. Doch der Schmerz war noch da und auch die Angst vor dem, was kommen könnte… In gewisser Weise hatte sie die gleichen Befürchtungen wie damals, als sie ihn kennen lernte. Und eigentlich war es wie beim ersten Mal.
    »Die hast du vor ungefähr einem Monat vertan«, sagte sie ruhig. »Jetzt bist du wahrscheinlich schon bei der Zwanzigsten.«
    In seinen Ohren klang ihr Tonfall unerwartet ermutigend und er sah sie mit kaum verhohlener Hoffnung an.
    »So schlimm ist es?«
    »Noch viel schlimmer«, sagte sie lächelnd. »Wenn ich die Königin wäre, würde ich dich wahrscheinlich enthaupten lassen.«
    »Keine Hoffnung, wie?«
    Gab es eine?
    Denise zögerte. Sie spürte, wie sie weich wurde, während seine Augen mit beredterem Ausdruck als alle Worte ihren Blick festhielten. Mit einem Mal strömten die Erinnerungen an all die freundlichen Dinge, die er für sie und Kyle getan hatte, zurück und entfachten die Gefühle wieder, die sie in den letzten Wochen mit großer Mühe unterdrückt hatte.
    »Das habe ich so nicht gesagt«, gab sie schließlich zurück. »Aber wir können nicht einfach da weitermachen, wo wir aufgehört haben. Wir müssen eine ganze Menge Dinge klären und das wird nicht leicht sein.«
    Es dauerte einen Moment, bis ihre Worte bei ihm angekommen waren, und als Taylor erkannte, dass tatsächlich eine Chance – und wäre sie auch noch so gering – bestand, spürte er eine Welle der Erleichterung über sich hinweggehen. Er lächelte und stellte die Bierdose auf den Couchtisch.
    »Es tut mir Leid, Denise«, sagte er noch einmal ganz ernst. »Und es tut mir auch leid, was ich Kyle angetan habe.«
    Sie nickte nur und nahm seine Hand.
    Danach sprachen sie mit einer neuen Offenheit. Taylor erzählte ihr von den letzten Wochen; von seinen Gesprächen mit Melissa und von dem mit seiner Mutter; von dem Streit, den er mit Mitch an dem Abend hatte, bevor Mitch starb. Er sprach davon, wie Mitchs Tod Erinnerungen an den Tod seines Vaters geweckt hatte und wie er – trotz allem – von Schuldgefühlen gegenüber beiden heimgesucht wurde.
    Er redete und redete und Denise hörte zu, zeigte Anteilnahme und stellte gelegentlich eine Frage. Es war fast vier Uhr morgens, als er sich erhob, um zu gehen. Denise ging mit ihm zur Tür und sah ihm nach, als er davonfuhr.
    Als sie in den Schlafanzug schlüpfte, dachte sie, dass sie immer noch nicht wusste, wie ihre Beziehung nun weitergehen würde – denn dass man über Dinge sprach, führte ja nicht unbedingt zu einem anderen Verhalten. Vielleicht bedeutete es nichts, vielleicht bedeutete es alles. Aber es lag auch nicht an ihr, ob er noch eine Chance hatte. Von Anfang an – dachte sie, als ihr die Augen zufielen – hatte es an ihm selbst gelegen.
    Am nächsten Nachmittag rief er an und fragte, ob er vorbeikommen könne.
    »Ich möchte mich bei Kyle entschuldigen«, sagte er, »und außerdem möchte ich ihm etwas zeigen.«
    Sie war noch erschöpft von der langen Nacht und wollte über die Dinge nachdenken. Sie brauchte Zeit. Und er auch. Doch dann erklärte sie sich mit seinem Besuch einverstanden, mehr Kyle zuliebe als ihretwegen. Sie wusste, Kyle wäre überglücklich, Taylor zu sehen.
    Als sie aufgelegt hatte, überlegte sie jedoch, ob das die richtige Entscheidung gewesen war. Draußen wehte ein böiger Wind, kühleres Herbstwetter hatte mit aller Macht eingesetzt. Die Blätter waren berückend in ihrer Farbenpracht: Verschiedene Rot-, Orange- und Gelbtöne färbten das Laub, das schon bald von den Ästen abfallen und den Rasen bedecken würde.
    Eine Stunde später traf Taylor ein. Obwohl Kyle im Garten vor dem Haus war und sie selbst in der Küche das Wasser laufen hatte, konnte Denise seine aufgeregten Schreie hören.
    »Mani! Tayas hia!«
    Sie
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