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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane
Autoren: Anne Gold
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wickeln. Du bist die Drahtzieherin, und nicht Peter. Er war nur das unschuldige Lamm.»
    «Was willst du?», zischte eine vollkommen veränderte Emma Grauwiler.
    «Die Verlängerung der Bürgschaft und einen Drittel vom Kuchen!»
    «Ich … okay, ich rede mit Remo darüber …»
    «Ruf ihn an, jetzt sofort. Ich will mithören, was du ihm sagst. Und komm auf keine falschen Gedanken. Alles, was ich weiss, ist bei einem Notar hinterlegt. Damit ich nicht wie Peter und dieser Polizist ende. Wie konntest du das nur tun? Warum in aller Welt musste Peter sterben?»
    «Dieser Idiot! Wenn er uns in Ruhe gelassen hätte, wäre er noch am Leben. Aber nein, er musste ja unbedingt den Moralapostel spielen.»
    «Bevor ich mich mit euch einlasse, will ich detailliert wissen, wie die Sache abläuft.»
    «Ganz einfach. Wir importieren das Kokain in den Warenlieferungen aus Südamerika, wie du ja sicher weisst. Dabei achten wir darauf, dass die Tukane, in denen sich der Stoff befindet, genau gleich viel wiegen wie die anderen.»
    «Was ist mit dem Zoll? Ihr geht ein ganz schönes Risiko ein.»
    «Nicht wirklich. Bisher wurde noch keine der Lieferungen kontrolliert. Weshalb sollten sich die Zöllner auch die Mühe machen? Es ist eine angesehene karitative Stiftung. Ausserdem sitzt Andrea im Vorstand, was natürlich alle Zollbeamten wissen. Da will sich doch keiner bei seinem Chef unbeliebt machen. Und selbst wenn eine Sendung kontrolliert und man fündig würde, hätten wir auf unwissend gemacht. Im Stil, jemand will uns Drogen unterjubeln. Ein Skandal!»
    «Raffiniert.»
    «Remo verteilt das Kokain dann an die Verkäuferinnen. Zurzeit sind es acht … nein, jetzt nur noch sieben. Diese Nora Schüpfer wurde ja verhaftet, zudem wollte sie aussteigen.»
    «Da kommt doch sicher eine ordentliche Summe zusammen.»
    «Du wirst es sehen.»
    «Und das Geld liegt bar herum?»
    «Nein. Remo ist ja der Kassier der Stiftung und war lange Zeit für einen internationalen Konzern in Südamerika tätig. Daher stammen auch seine Verbindungen. Die Dealerinnen zahlen unter verschiedenen Namen und an unterschiedlichen Poststellen Geld in die Stiftung ein. Einmal tausend Franken, dann dreitausend Franken. Du kannst problemlos einige tausend Franken bar einzahlen, ohne dass dich jemand kontrolliert. Das Geld fliesst ja auf ein Schweizer Konto, das einer renommierten Stiftung gehört. So kommen im Monat insgesamt rund eine Viertelmillion zusammen.»
    «Bleibt das Geld auf dem Stiftungskonto?»
    «Nein. Wir überweisen unserem Lieferanten in Südamerika dann praktisch den ganzen Betrag, sogar noch etwas mehr von den anderen Einnahmen. Der kauft damit neue Statuen und anderen Mist ein und nimmt seinen Anteil weg.»
    «Und der Rest?»
    «Remo stellt für die Beratung einiger Scheinfirmen in Südamerika Rechnungen. Diese gehen an unseren Lieferanten und der bezahlt sie brav. Das Geld kommt zurück und wir versteuern es legal in der Schweiz. Aus Schwarz wird Weiss. Bei den Transaktionen geht natürlich ein Teil des Geldes verloren, doch es bleibt genug übrig. Jeder kriegt seinen Anteil und alle sind zufrieden.»
    «Wahnsinn! Ein super System.»
    «Stimmt, wir sind auch stolz darauf. Die Idee stammt von mir, Remo stellte das Dreiecksverhältnis auf.»
    «Wie ist euch Peter auf die Schliche gekommen?»
    «Eine Dummheit … eine Unvorsichtigkeit von Remo und eine Fehlüberlegung meinerseits. Peter suchte vor einigen Wochen nach irgendwelchen Unterlagen im Büro. Als er sie nicht fand, ging er zu Remo hinüber, der gerade bei einem Kunden war. Der Zufall wollte es, dass auf dem Schreibtisch eine Liste mit südamerikanischen Firmen lag. Es waren keine Kunden, die Peter kannte, und deshalb sprach er Remo darauf an.»
    «Remo hätte doch einfach sagen können, es seien neue Kunden.»
    «Genau das tat er auch, Kunden im Aufbau. Er hätte Peter damit überraschen wollen. Leider verfehlte diese Ausrede ihre Wirkung. Peter kam total verstört nach Hause. Er glaubte, Remo wolle sich selbstständig machen! ‹Er baut hinter meinem Rücken einen neuen Kundenstamm auf. Ohne ihn ist die Kanzlei nichts mehr wert. Ich muss ihm das ausreden. Emma, du musst mir helfen!›, flehte er. Hätte ich es nur darauf beruhen lassen! Aber nein, ich weihte ihn ein, erklärte ihm bis in Detail die Abläufe und dass ein Grossteil unseres Einkommens aus dem Drogenhandel stammt. Die Kanzlei läuft zwar ordentlich, aber so gut nun auch wieder nicht. Ich nannte ihm sogar die Namen der Prostituierten
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