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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane
Autoren: Anne Gold
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hochzubringen.»
    «Das ist Ihnen ja prima gelungen», Staatsanwalt Borer wischte sich den Schweiss von der Stirn. «Gut, wir sind uns also einig, Remo Kuster ist der Mörder von Peter Grauwiler und Arthur Koch. Nur bei Emma habe ich meine Vorbehalte. Ich kenne sie nun schon seit einem halben Leben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie in diese Sache verstrickt ist?»
    «Ihr Geständnis liegt unterschrieben auf Ihrem Tisch.»
    «Sie meinen neben jenem von Nora Schüpfer … Ich weiss nicht so recht. … Ich verschiebe wohl besser die Pressekonferenz. Bringen Sie mir Ihren Abschlussbericht vorbei. Sie finden mich in meinem Büro.»
    «Bei Ihren grünen Lieblingen, den Schatzischnuckiputzis?»
    «Nur nicht so zynisch, Frau Kupfer! Blumen sind die wahren Freunde des Menschen.»
    «Ich dachte immer Katzen und Hunde.»
    «Die auch, aber Blumen produzieren Sauerstoff. Das belebt das Gehirn.»
    «Dann sollten Sie sich vielleicht noch mit Ihrem Dschungel beraten. Vielleicht sehen Sie dann klarer. Menschen verändern sich nun mal, ob Ihnen das passt oder nicht.»
    «Spotten Sie nur, Frau Kupfer. Bei Ihnen zu Hause gibt es sicher nur künstliche Pflanzen … Wie gesagt, ich erwarte Ihren Abschlussbericht. Schon irgendwie grotesk das Ganze.»
    «Was ist grotesk?»
    «Dieser Sonderegger, Frau Kupfer. Dass er sich dazu hergab, Emma in eine Falle zu locken. Respekt, kann ich da nur sagen.»
    «Ich verstehe nicht, was Sie meinen.»
    «Er erledigt Emma und sich damit gleich selbst.»
    Nadine sah den Staatsanwalt verständnislos an.
    «Die Bürgschaft, Frau Kupfer. Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass Emma weiter für den bürgt, der sie ans Messer geliefert hat. Dieser Sonderegger ist erledigt … es sei denn …», Nadine und der Staatsanwalt starrten zu Ferrari hinüber.
    «Wie? Was glotzt ihr mich so an? Ich habe nicht zugehört.»
    «Der Staatsanwalt meint, dass die Banken Sonderegger fertigmachen werden, Francesco.»
    «Emma wird die Bürgschaft sicher nicht verlängern. Was sagt uns das, Ferrari?»
    Der Kommissär griff langsam zum Telefon und wählte Olivia Vischers Nummer.

25. Kapitel
    Es liess sich nicht vermeiden, dass die Verhaftung von Emma Grauwiler und Remo Kuster vor der Beerdigung von Peter Grauwiler durchsickerte. Die Nachricht löste ein Medienerdbeben aus und entsprechend gross war der Aufmarsch auf dem Hörnli. Emma Grauwiler wurde in einer schwarzen Limousine von vier Beamten bewacht zum Friedhof gefahren. Sie hatte darum gebeten, ihrem Mann die letzte Ehre erweisen zu dürfen.
    Zwei Tage später fuhren Monika, Nadine und der Kommissär erneut aufs Hörnli. Praktisch alle Polizisten, die nicht gerade im Einsatz standen, geleiteten ihren Kollegen Koch zu seiner letzten Ruhestätte. In der ersten Reihe der Abdankungskapelle sassen Thuris Eltern, seine Stiefmutter, Nora, Rebecca und Julie. Die Trauerfeier berührte Ferrari sehr. Es war hart, einen Kollegen zu verlieren. Verdammt hart. Wieder war sie da, diese Endlichkeit und mit ihr die Machtlosigkeit angesichts des unabwendbaren Schicksals. Mit Gott hatte das definitiv nichts zu tun. Oder etwa doch? Als der Sarg ins Grab hinuntersank, wurde es Ferrari für einen Moment schwarz vor Augen. Monika hielt ihn fest.
    «Gehts?»
    Ferrari nickte nur. Nach einer weiteren, unendlich langen halben Stunde war die Zeremonie zu Ende. Der Pfarrer sprach den Eltern und Nora nochmals sein Beileid aus und die anderen taten es ihnen gleich, einer nach dem anderen. Die meisten Trauergäste waren bereits gegangen, als Nora mit Julie an der Hand und in Begleitung einer Polizistin auf Nadine und Ferrari zutrat. Staatsanwalt Borer hielt sich etwas im Hintergrund, doch schien ihm nichts zu entgehen.
    «Wie geht es dir, Nora?»
    «Den Umständen entsprechend, Nadine. Es ist so schwer, ich wollte doch nur …», sie warf sich Nadine in die Arme und weinte heftig. «Thuri … er war meine grosse Liebe. Wir … waren eine glückliche Familie.»
    Die Polizistin machte einen Schritt auf Nora zu, doch Ferrari brachte sie mit einer energischen Handbewegung zum Stehen.
    «Mami … Mami … ist Thuri jetzt im Himmel?», fragte Julie, die sich an das Bein ihrer Mutter klammerte.
    «Ja, mein Schatz. Und er schaut zu uns herab und passt auf uns auf.»
    «Gehen wir jetzt nach Hause, Mami? Bitte.»
    «Es … es geht leider nicht, mein Schatz.»
    «Bitte, Mami, bitte!»
    Ferrari drehte sich mit Tränen in den Augen zum Staatsanwalt um. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen
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