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Das Schweigen der Tukane

Das Schweigen der Tukane

Titel: Das Schweigen der Tukane
Autoren: Anne Gold
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überführen, verschwindet dieser für zehn bis fünfzehn Jahre hinter Gitter.»
    «Und wenn es Ihnen nicht gelingt?»
    «Dann ist Ihre Tochter in grosser Gefahr. Wir können sie nur bedingt beschützen.»
    «Danke für Ihre Offenheit, Herr Kommissär. Ich möchte es mir überlegen. Wie lange geben Sie mir Bedenkzeit?»
    «Wie lange brauchst du?»
    «Ich … ich weiss nicht. Nadine, bitte bring du mich in die Zelle zurück. Bitte.»
    Sie gingen langsam nebeneinander her.
    «In meinem Leben ist alles schiefgegangen. Jetzt, wo Thuri tot ist, lebe ich nur noch für Julie. Nadine, was soll ich tun?», fragte sie hilflos.
    «Es ist, wie Francesco sagt. Es gibt keine totale Sicherheit. Wenn du weiter an deiner Aussage festhältst, kriegst du lebenslänglich und wirst in rund fünfzehn Jahren wegen guter Führung entlassen. Dann ist Julie erwachsen. Wenn du es nicht gewesen bist, musst du dich wegen der Dealerei verantworten. Vielleicht kriegst du sogar nur eine Strafe auf Bewährung.»
    «Du vergisst, dass Julie im ersten Fall ruhig aufwachsen kann. Im zweiten besteht das Risiko, dass Julie bedroht oder umgebracht wird.»
    «Mach klar Schiff, Nora. Wir helfen dir.»
    Nora Schüpfer blieb stehen und starrte auf den Boden. Als sie nach einigen Sekunden den Blick hob, lag eine wilde Entschlossenheit in ihren Augen. Sie drehte sich um und ging wortlos zurück.
    Ferrari stand an seinem Lieblingsplatz am Fenster. Borer unterhielt sich wieder mit dem Abwart. Vielleicht ging es um die Ratten, die nachts durch den Hof huschten.
    «Ich … ich möchte mit Ihnen sprechen, Herr Ferrari.» Nora Schüpfer setzte sich. «Ich … ich habe mich entschlossen, alles zu erzählen. Nadine verspricht mir zu helfen. Es ist die reine und zugleich unbedeutende Wahrheit. Das Einzige, was zählt, ist Julie.»
    Ferrari blieb am Fenster stehen.
    «Erzählen Sie uns die Wahrheit, ohne irgendetwas auszuschmücken. Wie weit wir Ihnen helfen können, kann ich jetzt noch nicht beurteilen. Ich verspreche Ihnen aber, dass wir unser Möglichstes tun werden.»
    «Kann ich einen Kaffee bekommen, Nadine? … Ich bin keine Mörderin», begann Nora ihre Schilderung. «Ich bin auch keine Erpresserin. Die Drogen lieferte mir Remo Kuster.»
    «Und Peter Grauwiler», ergänzte Ferrari.
    «Nein! Peter Grauwiler war weder mein Kunde noch mein Lieferant. Er rief mich am Dienstagabend vor seinem Tod an. Er wolle mich sehen. Zuerst dachte ich, dass der Nationalrat Kunde werden möchte und wimmelte ihn ab. Er wisse, dass ich aufhören würde. Es gehe nicht um Sex, sondern um mein Nebengeschäft. Ich war ziemlich schockiert und bat ihn, am Mittwoch um acht vorbeizukommen. Dann beging ich einen unverzeihlichen Fehler.»
    «Du informiertest Remo Kuster.»
    «Genau. Er sagte, sprich mit ihm. Wir müssen herausfinden, was er weiss. Grauwiler ist pünktlich erschienen, sagte klipp und klar, dass Remo Kuster und seine Frau Emma hinter seinem Rücken Dreckgeschäfte machen würden.»
    «Emma!», stöhnte Nadine. «Mein Gott!»
    «Er bat mich, vor Gericht gegen die beiden auszusagen. Als Gegenleistung würde er versuchen, mich in ein Zeugenschutzprogramm unterzubringen. Ich war damit einverstanden.»
    «Woher wusste Grauwiler das alles?»
    «Er muss offenbar ein Telefongespräch von Emma und Remo mitgehört haben. Ich hatte Remo gesagt, dass ich aufhöre und diese Information hat er wohl Emma erzählt. Danach begann Peter Nachforschungen anzustellen.»
    «Und dann?»
    «Remo Kuster ist an jenem Mittwochmorgen in die Wohnung gestürmt, er muss durch die Garage reingekommen sein. Es kam zu einem kurzen Streit, Kuster packte mein Messer und stach zu. Ich war total in Panik und bin aus der Wohnung gerannt … Ich sehe noch immer seine Hände vor mir, er trug Handschuhe …»
    «Ich nehme an, Kuster ist durch die Garage verschwunden. Und auf dem Weg ins Büro erreichte ihn Sonderegger. Er musste nur umdrehen und den schockierten Helfer spielen», ergänzte Nadine.
    «Wie ging es weiter?»
    «Kuster drohte mir danach. Zum Zeichen, dass es ihm Ernst ist, holte er Julie in Bettingen ab und übergab sie mir am Badischen Bahnhof. Damit hatte er gewonnen. Ich würde alles tun, um meine kleine Julie zu beschützen.»
    «Er ist mit dem BMW von Emma gefahren!», fiel es Nadine wie Schuppen von den Augen.
    «Tags darauf haben Sie Thuri getroffen, richtig?»
    «Ja, in den Langen Erlen. Wir stritten uns …» Tränen liefen über ihre Wangen. «Ich wollte Julie auf keinen Fall gefährden. Thuri sah
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