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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer
Autoren: Thomas Harris
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Vier-telliterflasche Jack Daniels aus ihrer Handtasche.
    Sie nahmen beide einen kräftigen Zug von ihrem Cola und gössen einen Schuß Whisky nach. Dann steckten sie die Daumen in die Hälse der Flaschen, schüttelten diese und spritzten sich den Schaum in den Mund. »Ahhh«, sagte Starling.
    »Verschüttet das bloß nicht bei mir hier«, sagte Jeff.
    »Keine Sorge, Jeff«, erwiderte Mapp. Leise zu Starling: »Du hättest meinen Mann Jeff sehen sollen, wie er draußen vor dem Spiri-tuosengeschäft auf mich wartete. Er sah aus, als würde er Pfirsich-kerne scheißen.« Als Mapp merkte, wie der Whisky nun langsam seine Wirkung tat, als Starling ein wenig tiefer in ihren Sessel sank, fragte Mapp: »Wie geht's dir, Starling?«
    »Ardelia, soll mich der Teufel holen, wenn ich das weiß.«
    »Du mußt doch nicht zurück, oder?«
    »Vielleicht für einen Tag nächste Woche, aber ich hoffe nicht.
    Der Bundesstaatsanwalt ist von Columbus rübergekommen, um mit der Polizei von Belvedere zu reden. Ich hab' eidliche Aussagen gemacht, bis sie mir zu den Ohren rauskamen.«
    »'n paar gute Dinge«, sagte Mapp. »Senatorin Martin hat den ganzen Abend von Bethesda aus am Telefon gehangen - hast du gewußt, daß man Catherine nach Bethesda gebracht hat? Nun, sie ist in Ordnung. Auf körperliche Art hat er sie nicht versaut. Emotionalen Schaden, das weiß man noch nicht, man muß sie beobachten. Mach dir keine Sorgen wegen der Schule. Crawford und Brigham haben beide angerufen. Das Hearing ist abgesagt.
    Krendler hat seine Aktennotiz zurückverlangt. Diese Leute haben ein Herz aus eiskaltem Stahl, Starling - Ruhepause ist nicht ange-sagt. Das Examen für ›Suche und Festnahme‹ morgen früh um acht mußt du nicht machen, aber du machst es am Montag und das Sportexamen gleich anschließend. Wir werden übers Wochenende pauken.« Sie leerten den Viertelliter direkt nördlich von Quantico und warfen das Beweismaterial auf einem Rastplatz in eine Abfall-tonne.
    »Dieser Pilcher, Doktor Pilcher am Smithsonian, hat dreimal angerufen. Ließ mich ihm versprechen, dir auszurichten, daß er angerufen hat.«
    »Er ist kein Doktor.«
    »Meinst du, du wirst in bezug auf ihn vielleicht was unterneh-men?«
    »Vielleicht. Ich weiß noch nicht.«
    »Er klingt, als sei er ziemlich witzig. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß witzig das Beste an Männern ist, ich meine, das Beste außer Geld und einer grundlegenden Handlichkeit.«
    »Yeah, und auch Manieren, das kannst du nicht außer acht lassen.«
    »Richtig. Gib mir jederzeit einen Hurensohn mit einigen Manie -
    ren.«
    Starling ging wie ein Zombie von der Dusche ins Bett.
    Mapp ließ ihr Leselämpchen eine Weile an, bis Starlings Atem regelmäßig ging. Starling wälzte sich im Schlaf hin und her, ein Muskel in ihrer Wange zuckte, und einmal gingen ihre Augen weit auf.
    Mapp wachte irgendwann vor Tagesanbruch auf, und das Zimmer fühlte sich leer an. Mapp knipste ihr Licht an. Starling war nicht in ihrem Bett. Ihre beiden Wäschesäcke fehlten, daher wußte Mapp, wo sie nachschauen mußte.
    Sie fand Starling im warmen Wäscheraum, beim Geruch von Bleichmittel, Seife und Weichspüler gegen das langsame Rumpel-Rumpel einer Waschmaschine andösend. Starling kam von der Psychologie - Mapp vom Recht -, dennoch war Mapp diejenige, die wußte, daß der Rhythmus der Waschmaschine wie ein großer Herzschlag war, und ihr Wasserrauschen war das, was die Unge-borenen hören - unsere letzte Erinnerung an Frieden.

57. Kapitel

    Jack Crawford erwachte früh auf dem Sofa in seinem Arbeitszimmer und hörte das Schnarchen seiner angeheirateten Verwandten in seinem Haus. In dem freien Moment, bevor das Gewicht des Tags sich auf ihn senkte, erinnerte er sich nicht an Bellas Tod, sondern an das letzte, was sie, ruhig und mit klaren Augen, zu ihm gesagt hatte: »Was ist denn im Garten los?«
    Er nahm Bellas Körnerschaufel, ging im Bademantel nach drau-
    ßen und fütterte die Vögel, wie er es versprochen hatte. Eine Nachricht für seine schlafenden Verwandten hinterlassend, verließ er vor Sonnenaufgang leise das Haus. Crawford war stets mit Bellas Verwandten ausgekommen, mehr oder weniger, und es half, den Lärm im Haus zu haben, doch er war froh, nach Quantico fahren zu können.
    Er ging die über Nacht pingegangenen Telexe durch und sah sich gerade die Frühnachrichten in seinem Büro an, als Sterling die Nase an die Glastür preßte. Er schob einige Berichte aus einem Sessel für sie, und sie schauten sich die
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