Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
Autoren: Peter Stephen;Straub King
Vom Netzwerk:
kurze Pause. »Außerdem lebt Hollywood ja im Ruhestand, seit er hergezogen ist, oder?«
    »Hollywood ist noch zu jung, um in den Ruhestand zu treten«, sagt Lund. »Selbst nach Polizeidienstjahren gerechnet ist der Kerl praktisch ein Baby. Da bist du allerdings kaum mehr als ein Embryo.«
    Und unter ihrem gemeinsamen gackernden Lachen schweben wir davon, aus dem Bereitschaftsraum hinaus wieder in
den Himmel hinauf, durch den wir einen Straßen weiter nach Norden zur Queen Street segeln.
     
    Ein paar Straßen weiter östlich sehen wir unter uns einen niedrigen, weitläufigen Gebäudekomplex, der von einer Mittelachse ausgeht und mit seinem weiten, an den Rändern breiter werdenden Rasen, der hier und da mit großen Eichen und Ahornbäumen gesprenkelt ist, einen ganzen Straßenzug einnimmt, zu dem hin er von buschigen Hecken begrenzt wird, die einmal gründlich geschnitten werden müssten. Dieser Gebäudekomplex, offenbar irgendeine öffentliche Einrichtung, erinnert auf den ersten Blick an eine progressive Grundschule, deren Seitenflügel Klassenzimmer ohne Wände sind, während die quadratische Mittelachse den Speisesaal und die Büros der Schulverwaltung beherbergt. Als wir tiefer gehen, hören wir George Rathbuns joviales Gebrüll, das aus den Fenstern zu uns heraufdringt. Die große gläserne Eingangstür wird aufgestoßen, und eine schlanke Frau, die eine Brille mit ovalen Gläsern trägt, tritt mit einem Plakat in der einen und einer Rolle Klebeband in der anderen Hand in den sonnigen Morgen hinaus. Sie dreht sich sofort um und befestigt das Plakat mit raschen, geschickten Bewegungen an der Tür. Ein nicht lupenreiner haselnussgroßer Edelstein am Ringfinger ihrer rechten Hand reflektiert das Sonnenlicht.
    Während sie eine kleine Pause macht, um ihr Werk zu bewundern, werfen wir einen Blick über ihre Schulter und sehen, dass das Plakat mit einem fröhlichen Wirbel aus handgemalten Ballons verkündet: HEUTE IST ERDBEERFEST!!! Als die Frau wieder hineingeht, nehmen wir in dem unter dem knallbunten Plakat sichtbaren Teil des Eingangsbereichs zwei, drei zusammengeklappte Rollstühle wahr. Jenseits der Rollstühle schreitet die Frau, deren kastanienbraunes Haar am Hinterkopf zu einer kunstvollen Rolle festgesteckt ist, auf ihren hochhackigen Pumps durch eine hübsche Eingangshalle mit hellen Holzsesseln und dazu passenden Tischen, auf denen kunstvoll Zeitschriften arrangiert sind, marschiert dann an einer Art unbesetztem Wachposten oder Empfangstheke vor einer geschmackvollen Natursteinmauer vorbei und verschwindet
schließlich mit der Andeutung eines Hopsers durch eine polierte Tür mit der Aufschrift WILLIAM MAXTON, DIRECTOR.
    Was für eine Art Schule das hier wohl sein mag? Weshalb ist man hier während der Ferienzeit geschäftig, wieso werden mitten im Juli Feste veranstaltet?
    Wir könnten sie als Graduiertenkolleg bezeichnen, die hier Wohnenden haben nämlich schon alle Stadien ihrer Existenz mit Ausnahme des letzten absolviert, das sie nun tagtäglich unter der achtlosen Obhut von Mr. William »Chipper« Maxton, Direktor, verbringen. Es handelt sich hier um die Seniorenresidenz Maxton, ein Institut, das einst – in unschuldigeren Zeiten noch vor Mitte der Achtzigerjahren, als hier Schönheitsreparaturen vorgenommen wurden – unter der Bezeichnung Altenpflegeheim Maxton bekannt war, dessen Besitzer und Geschäftsführer sein Gründer Herbert Maxton, Chippers Vater also, war. Herbert war ein anständiger, wenn auch lascher Mensch, der, das lässt sich mit Sicherheit behaupten, von einigen Dingen, die mittlerweile die einzige Frucht seiner Lenden anstellt, ziemlich entsetzt wäre. Chipper wollte auf keinen Fall »den Familienlaufstall«, wie er ihn nennt, mit seiner Fracht aus »Zahnlosen«, »Zombies«, »Bettnässern« und »Sabberern« übernehmen. Nachdem unser Junge also an der UW/La Riviere ein Betriebswirtschaftsstudium absolviert hatte (mit schwer verdienten Abschlüssen in den Nebenfächern Promiskuität, Glücksspiel und Biertrinken), nahm er zunächst einen Posten bei der Steuerbehörde in Madison, Wisconsin, an, hauptsächlich zu dem Zweck, um zu lernen, wie man den Staat unentdeckt bestehlen kann. Fünf Jahre bei der Steuerbehörde lehrten ihn zwar viel Nützliches, aber als seine anschließende Karriere als Freiberufler seine hoch gesteckten Erwartungen schließlich nicht erfüllte, gab er den stetig schwächer werdenden flehentlichen Bitten seines Vaters nach und ließ sich mit den Untoten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher