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Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus

Titel: Das schwarze Haus - King, S: Schwarze Haus
Autoren: Peter Stephen;Straub King
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durchquert, beugt sich über Tom Lunds Schulter und liest die Titelseite des Herald, wobei die rechte Hand auf dem Griff seiner Glock ruht, als wäre er kurz davor, den Artikel gleich hier und jetzt zu durchlöchern.
    »›Unsere Tradition von Vertrauen und gutnachbarlicher Art, unsere Gewohnheit, jedermann Herzlichkeit und Großzügigkeit entgegenzubringen [schreibt Wendell Green, der wie verrückt leitartikelt], verfallen unter der zerstörerischen Kraft dieser fürchterlichen Emotionen täglich immer mehr. Angst, Verzweiflung und Misstrauen sind Gift für die Seelen von Gemeinwesen,
groß oder klein, weil sie Nachbar gegen Nachbar aufhetzen und Höflichkeit zu einer Farce machen.
    Zwei Kinder sind skrupellos ermordet, ihre sterblichen Überreste teilweise verzehrt worden. Jetzt ist ein drittes Kind verschwunden. Zuerst sind die achtjährige Amy St. Pierre und der siebenjährige Johnny Irkenham den Leidenschaften dieses Ungeheuers in Menschengestalt zum Opfer gefallen. Keiner der beiden wird die Freuden der Jugend oder die Segnungen des Erwachsenseins erleben. Ihre trauernden Eltern werden nie die Enkel bekommen, für die sie liebevoll hätten sorgen wollen. Nicht nur die Eltern von Amys und Johnnys Spielgefährten bergen ihre Kinder in der Sicherheit ihrer Häuser vor den lauernden Gefahren, wie es auch andere Eltern tun, Eltern, deren Kinder die Ermordeten nie gekannt haben. Mittlerweile sind in praktisch allen Ortschaften und Gemeinden der French County die Sommerspielgruppen und andere Erholungsunternehmen für Kinder abgesagt worden.
    Jetzt stellt das Verschwinden der zehnjährigen Irma Freneau – sieben Tage nach dem Tod von Amy St. Pierre und nur drei Tage nach dem von Johnny Irkenham – die Geduld der Öffentlichkeit auf die Zerreißprobe. Wie bereits berichtet, wurde Merlin Graasheimer, 52, ein arbeitsloser Landarbeiter ohne festen Wohnsitz, am späten Dienstagabend in einer Seitenstraße Fountains von einer Gruppe Unbekannter überfallen und zusammengeschlagen. Ein weiterer Fall dieser Art ereignete sich am frühen Donnerstagmorgen. Elvar Praetorius, 36, ein allein reisender schwedischer Tourist, wurde von drei Männern, auch sie unidentifiziert, tätlich angegriffen, als er in La Riviere im Leif-Eriksson-Park schlief. Graasheimer und Praetorius mussten zwar nur ambulant behandelt werden, aber es steht zu erwarten, dass künftige Fälle von Selbstjustiz nicht so glimpflich ausgehen werden.‹«
    Tom Lund wirft einen Blick auf den nächsten Absatz, der das plötzliche Verschwinden der kleinen Freneau von einem Gehsteig in der Chase Street beschreibt, und stößt sich dann von seinem Schreibtisch ab.
    Bobby Dulac liest einige Zeit schweigend weiter, dann sagt er: »Diesen Scheiß musst du dir anhören, Tom. Zum Schluss
schreibt er Folgendes: ›Wann wird der Fisherman wieder zuschlagen? Denn er wird zuschlagen, da möge sich niemand täuschen. Wann wird der Polizeichef von French Landing, Dale Gilbertson, endlich seine Pflicht tun und die Bürger dieser County vor der abscheulichen Brutalität des Fishermans und der verständlichen Gewalt retten, die nur eine Folge seiner Untätigkeit ist?‹«
    Bobby Dulac stapft in die Mitte des Raums. Sein Gesicht ist lebhaft gerötet. Er holt tief Luft, dann stößt er eine beachtliche Menge Sauerstoff aus. »Wie wär’s, wenn der Fisherman wieder zuschlägt « , sagt Bobby, »wie wär’s, wenn er nächstes Mal genau Wendell Greens schlaffen Hintern treffen würde?«
    »Ganz deiner Meinung«, sagt Tom Lund. »Ist dieser Scheiß nicht unglaublich? ›Verständliche Gewalt‹? Der erzählt den Leuten doch glatt, dass es in Ordnung ist, sich jeden vorzuknöpfen, der nur irgendwie verdächtig aussieht!«
    Bobby tippt mit dem Zeigefinger in Lunds Richtung. »Diesen Kerl fasse ich persönlich. Mein Ehrenwort. Ich schnappe ihn mir, tot oder lebendig.« Für den Fall, dass Lund den springenden Punkt nicht mitbekommen hat, wiederholt er: »Persönlich.«
    Tom Lund, der klugerweise darauf verzichtet, die Worte auszusprechen, die ihm als Erstes einfallen, nickt mit dem Kopf. Der Finger ist weiterhin auf ihn gerichtet. »Solltest du dabei Hilfe brauchen«, sagt er dann, »redest du am besten mit Hollywood. Dale hat da zwar kein Glück gehabt, aber vielleicht gelingt’s dir ja besser.«
    Bobby winkt ab. »Nicht nötig. Dale und ich … und natürlich du, wir haben die Sache auch allein im Griff. Ich fasse diesen Kerl jedenfalls persönlich. Das garantiere ich.« Er macht eine
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