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Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)
Autoren: F.E. Higgins
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eisernem Griff seine Arme um meinen Hals. Ich stieß mit den Ellbogen auf ihn ein, um seinen Griff zu lockern, und dann … Dann schubste ich ihn, so fest ich konnte, und er stolperte rückwärts die steile Uferböschung hinunter.
    »Nein!«, schrie er. »Neiiiin!« Er landete mit dem Rücken im dunklen Wasser des Foedus. Ungläubig sah ich, wie ihn der Fluss innerhalb von Sekunden in die Tiefe riss. Ich konnte unter der Oberfläche noch sein weißes Gesicht sehen, den aufgerissenen Mund, aus dem Blasen kamen, und dann war er verschwunden. »Pa«, flüsterteich, und einen Augenblick war ich starr vor Schreck. Als ich meine fünf Sinne wieder beisammenhatte, taumelte ich auf die Brücke, wo ich in diesem Moment Jeremiahs Kutsche losfahren sah. Mit letzter Anstrengung schaffte ich es, hinten aufzuspringen. Wir wurden allmählich schneller, doch immer noch konnte ich Ma sehen. Sie schrie und tobte, und Barton drohte mir fluchend mit der Faust.
    Ich habe meinen eigenen Vater umgebracht, Joe. Das hat er gewiss nicht verdient, egal was er mir angetan hat. Ich hätte ihn retten können. Ich hätte die Böschung hinunterklettern und ihn aus dem Wasser ziehen können. Ich kann mir meine Tat nicht verzeihen. Jede Nacht träume ich davon, und dann sehe ich jedes Mal sein Gesicht aus dem Wasser zu mir heraufschauen.

    Joe legte die Feder weg, schob einen Bogen Löschpapier zwischen die Seiten und klappte das Buch zu.
    Ludlow liefen Tränen über die Wangen.
    »Ein gemeiner Mörder bin ich«, schluchzte er. »Warum solltet Ihr mich zu Euch nehmen?«
    »Ludlow«, sagte Joe behutsam, »es war nicht deine Absicht, deinen Vater umzubringen. Hättest du’s von Anfang an vorgehabt, hättest du ihn erdrosselt, als die Gelegenheit da war; stattdessen hast du Mitleid mit ihm gehabt. Du weißt nicht einmal sicher, ob er tot ist.«
    »Ich habe ihn in den Foedus geschubst. Keiner kommt lebendig aus diesem vergifteten Fluss heraus.«
    »Vielleicht haben deine Ma und Barton ihn rausgezogen.Das wirst du nie erfahren, es sei denn, du gehst zurück. Und was meinen Wunsch angeht, dich zu mir zu nehmen – nun, ich wusste, was du getan hast. Ich habe es die ganze Zeit gewusst.«
    »Ihr habt es gewusst?«, schniefte Ludlow. »Woher?«
    »Seit du nach Pagus Parvus gekommen bist, hast du vermutlich keine Nacht durchgeschlafen. Ich habe dich umherlaufen hören, ich habe dich am Fenster stehen sehen, und ich habe gehört, wenn du in deinen Albträumen geredet hast. Es war nicht schwer zu erraten, was geschehen war. Glaub mir, deine Geschichte ist nicht die schlimmste, die in ein Schwarzes Buch geschrieben wurde. Aber jetzt ist sie nicht mehr wichtig: Sie ist erzählt. Wir sollten uns lieber auf das konzentrieren, was vor uns liegt, und nicht auf das, was früher war.«
    Ludlow schwieg eine Weile, dann sagte er: »Habt Ihr auch ein Geheimnis, Joe?«
    Joe lächelte. »Ich habe eins, ja, und es steht in meinem allerersten Schwarzen Buch.«
    »Und wo ist das?«
    »Hmm«, antwortete er. »Das wirst du Mr Jellico fragen müssen. Obwohl, es liegt nun schon so lange zurück, dass wahrscheinlich nicht einmal er weiß, in welchem Regal es steht!«

Kapitel 43

    Fragment aus den
    Erinnerungen des Ludlow Fitch
    S aluki in ihrem Glasbehälter quakte laut, als wir ziemlich atemlos in die obere Höhle zurückkamen. Joe nahm den Frosch heraus und streichelte ihn.
    »Willst du sie mal halten?«
    »Gern – aber wird sie sich von mir in die Hand nehmen lassen?«
    »Wir werden sehen.«
    Ich streckte meine zitternde Hand aus, und Joe setzte mir behutsam den Frosch darauf. Saluki war leicht wie eine Feder. Nie hatte ich darauf geachtet, wie feingliedrig sie war. Ihr Rücken war leuchtend rot und gelb gesprenkelt, ihre langen, schlanken Beine hatten das Grün junger Triebe im Frühjahr, und der Unterbauch war weiß mit hellblauen Flecken.
    »Sie hat Zutrauen zu dir«, sagte Joe. Ich lachte. Nie im Leben hätte ich gedacht, jemals so ein wunderschönes Lebewesen in der Hand zu halten. Joe nahm den Frosch wieder und brachte ihn vorsichtig im Beutel unter. Dabei flatterte ein Papier unter seinem Umhang hervor – die Seite, die ihm Perigoeim Laden zuletzt noch gegeben hatte – und landete auf dem Boden.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Lies«, sagte er mit einem merkwürdigen Blick. Ich hielt die Seite in das trübe Licht, und wenn ich angenommen hatte, mich könnte nichts mehr überraschen, so hatte ich mich getäuscht. Was ich hier sah und las, beantwortete endlich meine
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