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Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)

Titel: Das schwarze Buch der Geheimnisse (German Edition)
Autoren: F.E. Higgins
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Dorfleute besorgt warst. Von da an wusste ich, dass ich mich nicht in dir getäuscht hatte. Deine Loyalität ihnen gegenüber ist ein Wesenszug, der Bewunderung verdient. Wir handeln für die Menschen, Ludlow. Vergiss das nie.
    Ich will nicht bestreiten, dass Jeremiahs Schicksal auf die eine oder andere Art besiegelt war, als ich nach Pagus Parvus kam, aber umgebracht hat er sich selbst, und zwar schon lange vor meiner Zeit dort: durch seine Selbstsucht, seine Habgier, seinen harten Charakter. – Das sind die Regeln, Ludlow, und ich befolge sie strikt.«
    Er sah mich erwartungsvoll an, und ich hatte auch schon die nächste Frage auf den Lippen. »Das Geld, das Ihr in Pagus Parvus verteilt habt … woher stammt es?«
    »Von einem Toten, ganz wie du vermutet hast, aber bevor du mich irgendwelcher Schandtaten verdächtigst, lass mich dir versichern, dass alles mit rechten Dingen zuging. Bevor ich nach Pagus Parvus kam, lebte ich eine Zeit lang in einer kleinen Stadt nahe der Grenze. Das Geschäft ging gut. Du wirst gleich auf den ersten Seiten des Schwarzen Buches einige Geheimnisse der dortigen Bewohner finden. Ich erinnere mich da an ein besonders interessantes von einem Sargmacher …«
    Mir wurde das Herz schwer, ich spürte, dass ich puterrot wurde, und schlug die Hände vors Gesicht. »Ihr habt es gewusst!«
    Joe grinste. »Natürlich habe ich es gewusst. Es war ja deutlich in deinem Gesicht zu lesen, als ich zurückkam.«
    »Seid Ihr denn nicht böse?«
    »Damals schon. Mehr auf dich als auf Polly. Aber wenigstens habt ihr auf den ersten Seiten angefangen.«
    »Weiter hätten wir auch nicht gelesen«, sagte ich. »Wir hatten ein scheußliches Gefühl hinterher.«
    »Dann bin ich ja froh«, sagte Joe lachend. »Das solltet ihr auch. Es wäre nicht schwer gewesen, dir ein Geständnis zu entlocken, aber ich fand es richtig, dich eine Weile mit deinem schlechten Gewissen allein zu lassen. Und das Buch unter deinem Kissen, nun, ich war überzeugt, es war Strafe genug, dass du es jede Nacht spüren musstest. Wie ich schon einmal gesagt habe: ›Quae nocent docent.‹ «
    Das waren die lateinischen Worte am Ende der Geschichte des Sargmachers.
    »Es bedeutet: ›Aus Fehlern wird man klug.‹«
    Jetzt fühlte ich mich noch schlechter. »Was ist also in dieser kleinen Stadt passiert?«, drängte ich, gespannt darauf, alles zu erfahren.
    »Nach ein paar Wochen kam ich dahinter, dass der ortsansässige Arzt seine Patienten gezielt vergiftete und ihr Hab und Gut an sich brachte. Als er starb, belohnten mich die Einwohner mit einem üppigen Anteil aus seinem zusammengestohlenen Reichtum. Und dann zog ich weiter.«
    »Aber wie ist er gestorben?«
    »Nicht durch meine Hand, das schwöre ich.«
    »Wie dann? Wieder durch vergiftete Pastete?«
    Joe lachte. »Nein, es war ein Unfall, das versichere ich dir. Aber wir wollen das Thema nicht vertiefen. Es gibt Wichtigeres zu tun. Komm mit.«
    Joe nahm seinen Ranzen und ging quer durch die Höhle zur gegenüberliegenden Wand, in der ich erst jetzt den Eingang eines Tunnels bemerkte. Ich zögerte, als ich vor der Öffnung stand, sie war schmal und dunkel, aber Joe war schon hindurchgegangen. Da nahm ich eine Fackel von der Wand und lief hinter ihm her.

Kapitel 41

    Fragment aus den
    Erinnerungen des Ludlow Fitch
    D er Weg durch den felsigen Tunnel wurde immer enger. Bald konnte Joe nicht mehr aufrecht stehen und ich nicht mehr neben ihm gehen. Je tiefer wir kamen, desto drückender und stickiger wurde es, so als hätte es hier seit Jahren keine Luftbewegung gegeben. Das Licht der Fackel schrumpfte zu einem bernsteingelben Schimmer, und ich hatte Angst, es könnte ganz verlöschen. Ich spürte und hörte Lebewesen an mir vorbeifliegen, Fledermäuse vielleicht, aber ich sah sie nie, sondern fühlte nur etwas über meine Wangen streichen oder durch mein Haar huschen.
    »Keine Angst, Ludlow!«, rief Joe über die Schulter. »Dir wird nichts passieren.«
    Jetzt ging es bergab. Erst nur wenig, aber bald wurde der Gang noch abschüssiger, und ich musste mich an den Seitenwänden abstützen, um nicht hinzufallen. Ständig stieg der Luftdruck, und ein dumpfer Schmerz war in meinen Ohren. Als ich schon glaubte, es nicht länger zu ertragen, wurde der Boden eben, der Tunnel weitete sich, und die Decke wurdewieder so hoch, dass wir uns aufrichten konnten. Vor mir sah ich Joe, eingerahmt von einem Torbogen, in dessen gelblichem Lichtschein sich die Silhouette seiner schlanken Gestalt abzeichnete.
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