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Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)

Titel: Das schottische Vermächtnis: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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Dame, die ihr nach dem Tod ihres Onkels in einem Brief angeboten hatte, sie bei sich aufzunehmen, ihr ein Zuhause zu geben.
    Ein Zuhause. Das Wort hatte zu dem Zeitpunkt genauso verlockend geklungen wie jetzt.
    »Es ist nur«, wiederholte sie stotternd, »dass ich im Norden erwartet werde.«
    Nach einem kurzen fragenden Blick forderte er sie auf, sich zu setzen.
    Sie nahm auf dem schmalen Sofa beim Fenster Platz, während er den samtbezogenen Sessel gegenüber wählte, von wo aus er sie weiter neugierig betrachtete. »Soweit ich weiß, wollen Sie zur Countess of Erroll, nach Slains.«
    »Ja, Sir.«
    »Und in welcher Verbindung stehen Sie zu dieser bemerkenswerten Frau?«
    »Sie war mit meinem Onkel John Drummond verwandt.«
    Ein Nicken. »Aber Sie sind keine Drummond.«
    »Nein, Sir. Ich heiße Paterson. Meine Tante hat in die Familie der Drummonds eingeheiratet, und ich habe seit dem Tod meiner Eltern vor acht Jahren bei ihnen gelebt.«
    »Woran sind Ihre Eltern denn gestorben?«
    »An der Ruhr, auf dem Weg nach Darien.«
    »Nach Darien!«, rief er aus. Er gehörte, das wusste sie, zu den eifrigsten Verfechtern des schottischen Traums von einer Kolonie in der Neuen Welt, genauer gesagt, auf jener Landzunge zwischen Nord- und Südamerika. Viele hatten in dieses Projekt investiert, weil sie glaubten, dass die Schotten so die Kontrolle über beide Weltmeere erlangen und die kürzeste Route nach Indien beherrschen würden. Über die Landenge könnte man Frachten von einem Meer zum anderen transportieren, und die Region würde reich und mächtig werden.
    Ihr Vater hatte alle seine Besitztümer verkauft, um dorthin zu reisen. Doch aus seinem Traum war ein Albtraum geworden. Sowohl die Engländer als auch die Spanier hatten sich gegen die Ansiedlung der Schotten in Darien gewehrt, so dass dort nun nichts mehr stand als die Hütten derjenigen, die seinerzeit ein Weltreich aufbauen wollten.
    Der Duke of Hamilton hatte damals ganz offen die für die Zerstörung des Darien-Traums Verantwortlichen verurteilt. Mit besonderer Freundlichkeit sagte er nun zu ihr: »Zum Glück waren Sie nicht dabei, denn dann würden Sie jetzt nicht mehr unter den Lebenden weilen.« Er sah sie fragend an. »Sind Sie mit William Paterson verwandt?«
    Der Händler und Abenteurer, von dem die Darien-Idee stammte.
    »Ich glaube, es handelt sich um einen entfernten Cousin, aber wir kennen uns nicht persönlich.«
    »Nun, vielleicht ist das auch besser so.« Er lehnte sich lächelnd zurück. »Sie wollen also nach Norden, nach Slains?«
    Sie nickte.
    »Dann werden Sie jemanden brauchen, der Sie begleitet und beschützt«, sagte er nachdenklich. »Ich hätte da einen Mann, der sich dafür eignet, wenn Sie meinem Urteil vertrauen.«
    »Wen, Sir?«
    »Einen Geistlichen namens Hall. Er kennt den Weg nach Slains, ist schon mehrmals für mich dort gewesen. In seiner Gesellschaft«, fügte er hinzu, »müssten Sie keine Angst haben.«
    Keine Angst. Keine Angst.
    Nun begann sie wieder, vom Sattel zu gleiten, und Mr. Hall streckte die Hand aus, um sie aufzurichten. »Wir sind da«, sagte er. »Vor uns sehe ich schon die Lichter von Slains.«
    Sie bemühte sich, durch die über dem öden Land wirbelnden Abendnebel etwas zu erkennen. Nach einer Weile entdeckte auch sie die kleinen gelben Lichter in den dunklen Türmen und die abweisenden Mauern. Darunter hörte sie die Wellen der Nordsee gegen die Felsen schlagen, und ganz in der Nähe bellte ein Hund.
    Da öffnete sich die Tür, und warmes Licht ergoss sich über den aufgewühlten Boden. Eine Frau in schwarzer Witwenkleidung trat auf sie zu. Sie war nicht mehr jung, aber attraktiv, und trug trotz der feuchten Abendkühle weder Kopfbedeckung noch Tuch oder Umhang.
    »Ihr kommt gerade recht«, begrüßte sie sie. »Wir wollen bald essen. Bringen Sie die Pferde in den Stall; der Knecht wird Ihnen dabei helfen«, wies sie Mr. Hall an. »Das Mädchen soll mich begleiten, sich frisch machen und etwas anderes anziehen.« Sie hielt der jungen Frau die Hand hin, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein. »Ich bin Anne«, stellte sie sich vor, »die Countess of Erroll, und bis zur Heirat meines Sohnes die Herrin von Slains. Leider habe ich deinen Namen vergessen.«
    Die junge Frau räusperte sich. »Ich heiße Sophia Paterson.«
    »Nun«, sagte die Countess mit einem strahlenden Lächeln, »herzlich willkommen zu Hause, Sophia.«

Vier
     
    Es dauerte eine Weile, bis ich das Klopfen bewusst wahrnahm und im Halbschlaf den
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